StartseiteRegionalRegion BiberachBiberachInterview mit Landrat Heiko Schmid: „Sana wird sich beweisen müssen“

Kreiskrankenhaus

Interview mit Landrat Heiko Schmid: „Sana wird sich beweisen müssen“

Biberach / Lesedauer: 6 min

Interview mit Landrat Heiko Schmid: „Sana wird sich beweisen müssen“
Veröffentlicht:30.12.2013, 13:25

Artikel teilen:

Es war das Jahr eins nach der Privatisierung der Kreiskrankenhäuser, es war das Jahr der Bürgerproteste für den Ausbau von Bundesstraßen, es war das Jahr, in dem der Landkreis Biberach 40 Jahre alt wurde. Und es war das Jahr, in dem Landrat Heiko Schmid verkündete, für eine zweite Amtszeit anzutreten. Im Jahresinterview mit den SZ-Redakteuren Gerd Mägerle und Christian Klose geht Landrat Schmid auf all diese wegweisenden Themen ein.

Herr Schmid, vor einem Jahr fällte der

Die ganz große Mehrheit ist auch zum Ende des Jahres 2013 der Meinung, dass die Entscheidung vor einem Jahr die richtige war. Dazu gehöre auch ich. Aber: Diese muss sich weiterhin auch beweisen.

Was genau meinen Sie damit?

Am Standort Biberach ist soweit alles im grünen Bereich. Das Pflegethema im Kreis ist aber noch eine offene Flanke und hoffentlich im 1. Quartal des kommenden Jahres gelöst. Und die letzte spannende und entscheidende Frage wird sein: Was schaffen wir gemeinsam an Strukturen in den Außenstellen Laupheim und Riedlingen – an Inhalten und Harmonie.

Aber auch in Laupheim ist in Sachen Gesundheitszentrum noch Sand im Getriebe, wie wir erst vor wenigen Tagen geschrieben haben.

In Laupheim sind wir schon ganz gut unterwegs, die größeren Probleme haben wir in Riedlingen. Dort haben wir die schwierigste Lokation, keine gute Versorgung mit Fachärzten und eine nicht einfache Lage bei der Stimmung. Es muss aber etwas passieren. Eigentlich sind wir dafür nicht mehr zuständig, wir wollen das als Kreis aber moderieren.

Die ambulanten Gesundheitszentren in den Außenstellen waren aber doch klar Teil des Sana-Konzepts, oder?

Daran wird der Erfolg von Sana auch gemessen werden und daran wird es sich zeigen, ob die Entscheidung vor einem Jahr die richtige war. Diese Themen müssen definitiv 2014 geklärt sein, nämlich, wie die Strukturen der Gesundheitsversorgung dort weitergehen.

Wie zuversichtlich sind Sie da?

Wir lassen nichts unversucht. Wenn der Markt das nicht hergibt, dann hat der Kreis das Mandat, ihn zu ergänzen. Wir können dann beim Planungsverfahren mit einsteigen. Dazu haben wir im Haushalt Gelder eingestellt.

Sehen Sie sich bestätigt, wenn man landauf, landab von Problemen kommunaler Krankenhäuser liest?

Man hat gesehen, dass alle Krankenhäuser Probleme haben. Überall herrschen einfach die gleichen systemischen Disbalancen und strukturellen Probleme. Wir haben es schon recht gemacht, aber wir haben einfach Schwierigkeiten, damit umzugehen. Private sind da einfach besser als wir. Ich sehe das nun so, viele Kommunen oder Kreise geben das aber bis heute nicht zu. Ich habe mich lange gefragt, ob wir den richtigen Partner haben. Sana wird sich beweisen müssen, vor allem was die Außenstellen angeht, und bestätigen müssen, dass wir sie zu Recht ausgewählt haben. Ich habe bisher aber keine Anzeichen, dass es nicht klappt. Ich bin dennoch der Meinung, dass es eigentlich ein Armutszeugnis ist, dass es die kommunalen Träger nicht so gut hinbekommen. Man kann aber auch sicher nicht in Anspruch nehmen, dass wir Kommunalen die besseren Krankenhaus-Betreiber sind.

Warum nicht?

Nehmen wir das Beispiel, wie Sana es bereits im ersten Jahr geschafft hat, den Umsatz zu steigern und die Kosten zu senken. Wenn du solche einschneidende Entscheidungen bisher im Aufsichtsrat diskutiert hättest, hätte das nicht so funktioniert. Da saßen bisher ausschließlich Kommunalpolitiker, die verständlicherweise alle gemocht und wiedergewählt werden wollen. Dann kriegst du so etwas nicht hin. Im Kreistag hieß es ja: Das hätten wir politisch nie überlebt.

Dann ist ja alles in Butter, oder nicht?

Bei mir persönlich herrscht immer noch das Gefühl, die Probleme in den Krankenhäusern hätten erst dann angefangen, als ich vor sieben Jahren kam. Die Wahrheit ist aber: Als ich kam, war durchaus manches im Argen – ein unabhängiges Gutachten sprach von einem kurzfristigen Investitionsstau von 50 Millionen Euro. Zum Beispiel beim Thema Brandschutz, da waren notwendige Sanierungen einfach nicht angegangen worden. Wir haben in den ersten beiden Jahren Grund gemacht, um zu analysieren, wo die Probleme liegen. Und dann die Dinge in Angriff genommen.

Das Thema Kliniken war und ist eines, das den Landkreis eher trennt als einigt. Im Gegensatz dazu verzeichneten die Veranstaltungen zum 40. Geburtstag des Kreises eine rege Nachfrage. Zufrieden?

Der Kreis sollte sich grundsätzlich als Gebilde nicht wichtiger nehmen als er ist. Denn die Bürger identifizieren sich ja hauptsächlich mit ihrer Gemeinde. Dennoch haben gerade die Konzerte zum 40. in der Fläche gezeigt, dass der Kreis höchst vital ist. Unsere hervorragende Kreisjugendmusikkapelle, die über den Kreis hinaus strahlt, ist das Paradebeispiel dafür. Da kommen die Musiker aus allen Ecken des Landkreises. Beim Tag der offenen Tür im Landratsamt und bei den Umwelttagen gab es ein überaus großes Interesse. Auch unsere Mitarbeiter waren daher sehr zufrieden. So etwas kann man nicht jedes Jahr machen, aber wir werden es sicher wiederholen.

Wiederholen soll sich am 11. Juli nach Ihrem Geschmack möglichst Ihre Wahl zum Landrat. Rechnen Sie mit Ihrer Wiederwahl?

Ja. Ich sehe in den Spiegel und manchmal hält einer einem den Spiegel auch vor. Ich sehe, was wir in den vergangenen siebeneinhalb Jahren alles bewegt haben. Im Kreistag haben wir ein kollegial-engagiertes Verhältnis über alle Fraktionen hinweg. Ich habe nicht das Gefühl, dass man mit mir nicht zufrieden ist.

Und wenn doch ernst zu nehmende Konkurrenten auftauchen?

Ich will nicht verhehlen, dass es dieser Landkreis in sich hat. Gleichwohl bin ich überzeugt, dass wir gut miteinander schaffen konnten. Deshalb ist mir nicht bange. Wenn jemand aus dem direkten Umfeld oder von weiter antreten würde, dann nehme ich das sportlich, dann gehört das dazu.

Was macht Sie so sicher?

Es haben mir die Kreisräte über alle Fraktionen hinweg ermutigende Aussagen gemacht. Eine Besonderheit ist sicher die Kommunalwahl am 25. Mai. Kaum wird der neue Kreistag konstituiert sein, hat er gleich den Landrat zu wählen. Darunter werden etliche neue Mitglieder sein, die mich noch gar nicht so gut kennen.

Und wie schätzen Sie persönlich Ihre erste Amtszeit ein?

Sie war sehr intensiv und hat – nach einer gewissen Anlauf- und Gewöhnungsphase – schon auch Spaß gemacht. Und ich glaube wirklich nicht, dass ein anderer auf diesem Stuhl in den vergangenen acht Jahren diese Aufgaben in der Quantität und Qualität hätte besser machen können. Das darf ich so selbstbewusst sagen.

Haben Sie dennoch schon über einen Plan B nachgedacht, falls Sie nicht mehr gewählt werden?

Nein. Ich würde gerne meine volle Arbeitskraft auch in den nächsten acht Jahren für den Landkreis Biberach einbringen. Es gibt noch viel zu tun. Und da wäre Kontinuität höchst förderlich.