Die dramatische Entwicklung in der Debatte ums Leonberger Krankenhaus sorgt für heftigen Wirbel hinter den politischen Kulissen. Verschiedene Mitglieder des Aufsichtsrates des Klinikverbundes Südwest haben dem Vernehmen nach gefordert, die turnusgemäß für März vorgesehene Sitzung des Kontrollgremiums in den Januar vorzuverlegen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Die dramatische Entwicklung in der Debatte ums Leonberger Krankenhaus sorgt für heftigen Wirbel hinter den politischen Kulissen. Verschiedene Mitglieder des Aufsichtsrates des Klinikverbundes Südwest haben dem Vernehmen nach gefordert, die turnusgemäß für März vorgesehene Sitzung des Kontrollgremiums in den Januar vorzuverlegen.

 

Auch im Kreisverband der Freien Wähler herrscht große Aufregung. Dort soll ein für Februar terminiertes Vorstandstreffen nun in den nächsten Tagen stattfinden, um das Vorgehen zu beraten.In der Leonberger CDU wird ebenfalls diskutiert, mit welcher Strategie die Klinikdebatte künftig geführt werden muss.Und auch im Förderverein des Krankenhauses gibt es nach Informationen unserer Zeitung Bestrebungen, in einer außerordentlichen Vorstandssitzung die aktuelle Lage zu beraten. Der Verein hatte sich bisher nicht zu Wort gemeldet.

Halbe Milliarde Euro Kosten?

Wolfgang Heinz hat gekündigt

Grund für die Betriebsamkeit ist das langsame Zerbröseln der Chefarztriege im Krankenhaus. Wie berichtet, hat Wolfgang Heinz, der Chefarzt der Inneren Klinik II und Leiter des renommierten Darmkrebszentrums, gekündigt. Die Stelle des zum Jahreswechsel in den Ruhestand gegangenen Chefs der Chirurgie, Peter Münst, ist bisher nicht wieder besetzt worden. Und auch die Position des Chefarztes in der Frauenklinik soll offenbar vakant bleiben, wenn Amtsinhaber Harald Wolf demnächst in den Ruhestand geht.

Hintergrund dieser Erosionserscheinungen ist die geplante Neustrukturierung des Klinikverbundes. Der Kreis will ein Großkrankenhaus auf dem Flugfeld bei Böblingen bauen, dessen Kosten bisher mit 351 Millionen Euro veranschlagt sind. Insider rechnen hingegen damit, dass die Kosten am Ende in Richtung einer halben Milliarde Euro gehen könnten. Die kleinen Kliniken sollen dafür nur noch mit einer Grundausstattung für die Behandlung leichterer Gebrechen ausgerüstet werden. Chefärzte sind in Leonberg nicht mehr vorgesehen.

Nicht nur Kommunalpolitiker aus dem Altkreis leisten gegen dieses Abbauprogramm heftigen Widerstand. Auch anerkannte Mediziner warnen dringend vor einer massiven Herabstufung des Leonberger Hauses. Dies käme mittelfristig dem völligen Ende gleich. In der Aufsichtsratssitzung des Klinikverbundes wollen die Kritiker nun Klartext reden. Offenbar zeigen sich mittlerweile selbst Politiker aus dem Raum Böblingen vom Leonberger Protest beeindruckt.

„Fragwürdiges Experiment“

Mit eindringlichen Worten hat sich auch der Alt-Präsident des Lions-Clubs Solitude für Leonberg stark gemacht und die Pläne für eine Zentralklinik harsch kritisiert: „Wollen Sie wirklich 350 Millionen Euro für ein fragwürdiges Experiment aus dem Fenster werfen?“, schreibt Wieland Storek an den Landrat Roland Bernhard. „Aus diesem Betrag wird ganz sicher eine Kostenbelastung von weit über einer halben Milliarde Euro, die später über die Kreisumlage von uns bezahlt werden muss.“ Den Hinweis auf mögliche Landeszuschüsse lässt Storek nicht gelten: „Auch das sind vom Bürger aufgebrachte Steuergelder.“