In Ostdeutschland ist die Wahrscheinlichkeit, an Krebs, Herzleiden oder einer anderen Zivilisationskrankheit zu sterben, weit höher als in den westdeutschen Bundesländern. In einer Auswertung regionaler Sterbedaten des Statistikamtes Eurostat für die Zeitung Die Welt kommen Fachleute des Statistikamtes zu erschreckenden Unterschieden innerhalb Deutschlands.

Gute Gesundheit ist demnach äußerst ungleich verteilt: Der Anteil der Bevölkerung, der an den häufigsten Zivilisationskrankheiten stirbt, ist in Ostdeutschland besonders hoch.

Die Statistik untersuchte alle Todesursachen im Jahr 2010. An der Spitze steht demnach Sachsen-Anhalt – und das gleich mehrfach. Auf 100.000 Einwohner in Sachsen-Anhalt kamen demnach 1.310 Todesfälle. In keinem anderen Bundesland ist die Sterbeziffer so hoch – jener Wert, der die Sterbefälle von 2010 zur Durchschnittszahl der Bevölkerung ins Verhältnis setzt.

Zu den fünf Bundesländern mit den höchsten Sterberaten gehören außerdem Sachsen, das Saarland, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern – und damit mit Ausnahme des Saarlands ausschließlich ostdeutsche Bundesländer.

Die hohen Sterberaten resultieren daher, dass im Osten der Republik überdurchschnittlich viele die Menschen an stark verbreiteten Volkskrankheiten wie Herzleiden oder Krebs sterben. Am stärksten zeigt sich das zwischen zwei Ländern: Die Wahrscheinlichkeit, an einem Herzleiden zu sterben, ist demnach in Sachsen-Anhalt um 76 Prozent höher als in Berlin.

Alter und Bildung als vermutete Ursachen

Auch das Risiko, an einer Krebserkrankung zu sterben, ist im regionalen Vergleich in Sachsen-Anhalt am höchsten. Dort kamen 2010 auf 100.000 Einwohner 354 tödlich verlaufende Krebserkrankungen. Damit ist zwischen Dessau, Halle und Magdeburg das Risiko, an Krebs zu sterben, rund 50 Prozent höher als etwa in Baden-Württemberg, dem Bundesland mit der geringsten krebsbedingten Sterberate.

Eine – gemessen an der Bevölkerung – sehr hohe Rate an tödlich verlaufenden Krebserkrankungen verzeichnet die Statistik ebenfalls im Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen. Sehr niedrig sind die Raten auch in Bayern, Berlin und Schleswig-Holstein.

Fachleute führen als Ursache der hohen Sterberaten das überdurchschnittlich hohe Alter der Bevölkerung an. Aber auch das Bildungs- und Einkommensniveau könnten demnach eine Rolle spielen, denn in den vergangenen Jahren verließen viele Fachkräfte die wirtschaftsschwächeren ostdeutschen Länder.