In der Endphase der Verhandlungen über die Fusion das städtischen Klinikums mit den Kreiskliniken tauchen Probleme auf: Der Esslinger OB Jürgen Zieger besteht mittelfristig auf einen Geschäftsführer, der Landkreis favorisiert eine Doppelspitze.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Der Teufel steckt im Detail. Eigentlich hätten die Verhandlungen zwischen der Stadt Esslingen und dem Landkreis über die Fusion das städtischen Klinikums mit den Kreiskliniken bereits im Dezember abgeschlossen sein sollen. Doch im Moment ist vollkommen offen, wann und vielleicht sogar ob es zu der geplanten Fusion kommt.

 

Denn noch bevor überhaupt alle Zahlen auf dem Tisch liegen, gibt es erhebliche Meinungsverschiedenheiten über die Führungsstruktur des neuen Hauses. Bekannt gemacht hatte die Differenzen der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger. In einem Interview hatte er gegenüber der Stuttgarter Zeitung erklärt, wie aus seiner Sicht das neue Unternehmen das existierende medizinische Niveau halten und gleichzeitig betriebswirtschaftlich arbeiten kann. Zieger: „Das heißt: eine GmbH, ein Aufsichtsrat und – das möchte ich in aller Deutlichkeit sagen – nach einer Übergangszeit auch nur ein Geschäftsführer.“

Landkreis will Für und Wider einer Doppelspitze abwägen

Peter Keck, der Sprecher des Esslinger Landratsamt, bestätigt, was sich aus Ziegers Worten schließen lässt. In der Tat gäbe es Überlegungen auf Seiten des Kreises, das neue Großklinikum, bei dem einerseits die Häuser in Ostfildern und Esslingen und andererseits die in Kirchheim und Nürtingen sich gegenseitig ergänzen sollen, von zwei Geschäftsführern leiten zu lassen.

Keck bedauert, dass jetzt die Diskussion in die Öffentlichkeit getragen worden sei. Es gelte nun, das Für und Wider abzuwägen. Schließlich entstehe einer der größten Klinikverbunde in Baden-Württemberg. Keck: „Die Frage muss erlaubt sein, ob ein Geschäftsführer alleine das gesamte Spektrum der Aufgaben abdecken kann?“ Der Esslinger Finanzbürgermeister Bertram Schiebel, der auf Seiten der Stadt die Fusionsverhandlungen führt, hat in diesem Punkt eine klare Meinung: „Garant für den Erfolg eines gemeinsamen Unternehmens ist eine qualitätsvolle Geschäftsführung.“ Man brauche klare Verantwortlichkeiten. Geteilte Verantwortung bedeutet aus seiner Sicht keine Verantwortung. Schiebel: „Ich sehe die Frage der Geschäftsführung als erfolgskritisch für das neue Unternehmen – und damit auch für die laufenden Fusionsverhandlungen.“

Ärztlicher Direktor als Berater der Geschäftsführung

Vorstellen kann sich Schiebel dagegen, die von Fachleuten in die Diskussion eingebrachte Variante, dem Geschäftsführer einen ärztlichen Direktor zur Seite zu stellen. Dieser dürfe keine eigene Abteilung im neuen Klinikum leiten und könne somit unabhängig, aber fachlich fundiert die Klinikentwicklung mitgestaltet. Auch Peter Keck signalisiert, dass in einer solchen Variante möglicherweise die Lösung des schwelenden Konflikts liegen könnte.

Zunächst müssen aber erst noch die Bedenken des Bundeskartellamts gegen die Fusion ausgeräumt werden. Im Dezember hatte die Behörde überraschend die Pläne in Frage gestellt. Am kommenden Montag werden Bertram Schiebel und die Kreiskämmerin Monika Dostal zusammen mit den Anwälten von Stadt und Landkreis nach Bonn fahren, um dort die Zweifel der Kartellwächter auszuräumen.

Mitte nächster Woche ist dann ein Spitzengespräch zwischen dem Landrat Heinz Eininger und Jürgen Zieger geplant, an dem auch Bertram Schiebel und Monika Dostal teilnehmen werden. Dabei sollen dann strittige Fragen diskutiert und der weitere Zeitplan für die Fusion besprochen werden. Noch vor der Sommerpause soll sie unter Dach und Fach sein.