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„Die Leutkircher müssen für ihr Krankenhaus kämpfen“

Leutkirch / Lesedauer: 4 min

OB Henle und Rosemarie Miller-Weber informieren die Mitglieder des Fördervereins über die Entwicklung bei der OSK
Veröffentlicht:02.09.2012, 14:45

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Fürs Leutkircher Krankenhaus kämpfen und nicht resignieren – dazu haben am Donnerstagabend Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und Rosemarie Miller-Weber, Vorsitzende des Fördervereins „Pro Krankenhaus Leutkirch “, aufgerufen. Die Vereinsmitglieder waren in den Schwörsaal des Rathauses geladen, um die neuesten Informationen über die Entwicklung bei der Oberschwabenklinik GmbH (OSK) zu hören.

Die OSK hat im Jahr 2011 einen Verlust von rund acht Millionen Euro eingefahren, 2012 werden es voraussichtlich sogar fast 10,5 Millionen sein. „Wir wissen, dass die OSK große Probleme hat. Wir wollen gemeinsam nach Lösungen suchen“, sagte Miller-Weber. Das Leutkircher Krankenhaus hat an den Verlusten einen Anteil von 1,666 und 1,746 Millionen, heißt es in der Mitteilung des Fördervereins weiter. Dazu Miller-Weber: „Wir bezweifeln nicht, dass Leutkirch zu den Verlusten der OSK beiträgt. Wir bezweifeln aber sehr wohl, dass sich an der Misere etwas ändert, wenn Leutkirch geschlossen wird.“ Denn größter Verlustbringer werde in Zukunft das Ravensburger Elisabethenkrankenhaus sein, mit einem Minus von knapp 1,28 Millionen in 2011 und stolzen 5,57 Millionen im laufenden Jahr. Auch die Wangener OSK-Klinik schreibe mit rund 3,24 (2011) und 2,04 (2012) tiefrote Zahlen. Mit der Schließung der kleinen Häuser werde sich an der Problematik der OSK nichts ändern.

Ein wesentlicher Grund für die schlechten Zahlen sei die Unterfinanzierung der Kliniken in Deutschland, unter der fast alle Häuser leiden. So schrieben zum Beispiel auch die Krankenhäuser in Memmingen und Biberach rote Zahlen in Millionenhöhe, so heißt es in der Mitteilung. Deneben stünden bei der OSK natürlich noch die hauseigenen Probleme.

Wie berichtet, hat der Ravensburger Kreistag ein Gutachten einer neutralen Beratungsgesellschaft bestellt, welche die internen OSK-Strukturen und die Zukunftsfähigkeit ihrer sechs Betriebsstätten zu untersuchen soll.

Gegen die Schließung von Leutkirch spricht nach Miller-Webers Worten vor allem, dass die OSK damit die meisten Patienten aus dem östlichen Kreisgebiet verlieren würde. Das belegten die Leutkircher Geburtszahlen. Im Leutkircher Krankenhaus gibt es schon lange keine Entbindungsstation mehr. Zwischen dem 1. Januar 2010 und dem 13. August 2012 wurden von den 495 Kindern aus Leutkirch 238 in Wangen, aber mit 230 fast ebenso viele in Memmingen geboren. „Dies bestätigt unsere Vermutung, dass die Patienten nicht 1:1 nach Wangen beziehungsweise ans Elisabethenkrankenhaus gehen“, so Miller-Weber. Einmal ganz davon abgesehen, dass die Patienten und deren Angehörige im Osten des Kreisgebiets im Falle eines Krankenhausaufenthalts lange Wege zurückzulegen hätten. Das gesamte Krankenhauswesen würde sich dann auf Ravensburg/Wangen, Weingarten und die im Bodenseekreis angrenzenden Städte Lindau, Tettnang und Friedrichshafen konzentrieren.

Nach Miller-Webers Berechnungen würde sich die Schließung von Leutkirch auch finanziell für die OSK nicht auszahlen. In diesem Fall würde das Land Baden-Württemberg die Zuschüsse für den Ausbau des Hauses zurückverlangen, was 524 000 Euro pro Jahr ausmachen würde. Dazu kämen 700 000 Euro für die gesetzlich zwingende Einrichtung eines Notarztstandorts, der Wegfall der Erlöse aus der Behandlung von Patienten und der Erlöse der OSK-Apotheke sowie der erwirtschafteten freien Liquidität. „Der Verlust der OSK ist nach der Schließung in Leutkirch wahrscheinlich höher“, rechnete Miller-Weber vor. Sie und OB Henle verwiesen auf weitere Punkte, die für Leutkirch sprechen, so zum Beispiel auf die gute Bausubstanz, die auf absehbare Zeit keine Investitionen verlangt, und auf „die besten Operationssäle im Kreis“, die auch von mehreren Fremdärzten genutzt werden. Diese Operateure würden wohl nicht mehr in der OSK operieren. Damit fielen dem gesamten Klinikverbund weitere Einnahmen weg.

Miller-Weber und OB Henle machten aber auch klar: Nur wenn sich die Leutkircher selbst in den kommenden Wochen für ihr Krankenhaus einsetzen, besteht die Chance, dass es erhalten bleibt. Dabei ist der Zeitplan, den die Ravensburger Kreisverwaltung für die Entscheidung über das weitere Schicksal der OSK gesetzt hat, extrem dicht. Am 17. September wird das Gutachten dem Kreistag vorgestellt. Eine Woche später, am 24. und 25. September, sind sogenannte Bürger-Dialoge vorgesehen und zwar in Weingarten und Isny. Bis zum 9. November soll das endgültige Konzept stehen und vom Kreistag verabschiedet werden. Henle und Miller-Weber riefen die Mitglieder des Fördervereins, aber auch alle Leutkircher dazu auf, möglichst zahlreich an den beiden Bürger-Dialogen teilzunehmen. „Wir müssen bei den Sitzungen Gesicht zeigen. Machen Sie Werbung!“, rief Miller-Weber die Zuhörer auf.