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Bieterverfahren

Private Klinikbetreiber loben Laupheimer Modell

Laupheim / Lesedauer: 4 min

Das Ärzte-Konzept für den Erhalt des Krankenhauses macht Eindruck – Dr. Rothe warnt vor Ein-Standort-Lösung
Veröffentlicht:30.08.2012, 11:50

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Der Landkreis Biberach sucht einen strategischen Partner für die Kliniken GmbH, im Bieterverfahren werden zurzeit unverbindliche („indikative“) Angebote privater Interessenten gesammelt und begutachtet. Offen ist, ob am Ende ein Investor den Zuschlag erhält, der nicht nur die Biberacher Kreisklinik, sondern auch die Häuser in Laupheim und Riedlingen übernehmen will. Eine wichtige Rolle könnte dabei das von Laupheimer Medizinern ausgearbeitete Konzept spielen, das auf eine Kombination aus Ärzte- und Krankenhaus für die Rottumstadt setzt (die SZ berichtete). „Ich bin immer noch sehr optimistisch, dass wir in Laupheim über dieses Modell weiterkommen“, sagt der Sprecher der Initiative, Dr. Harald Rothe.

Seine Zuversicht gründet nicht zuletzt auf „erfrischenden“ Gesprächen mit Vertretern zweier potenzieller Bewerber im Bieterverfahren: „Die fanden unser Konzept gut und zeigten starkes Interesse.“ Ein Treffen fand bei Bürgermeister Kapellen statt – „die Aussage war, dass man mit den hiesigen Strukturen so etwas durchaus für machbar hielte“, erzählt Rothe. Wenige Tage später meldete sich bei ihm ein Mitarbeiter eines anderen privaten Klinikbetreibers. Auch er habe die angestrebte Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Krankenhausträger als zukunftsfähig bewertet: Solche Kooperationen eröffneten die Chance, medizinische Angebote im ländlichen Raum langfristig zu erhalten.

Großer Zuspruch in Laupheim: Apotheker, Physiotherapeuten, Sanitätshäuser und Pflegedienste signalisieren Interesse, sich dem Projekt anzuschließen und bei einem künftigen Ärztehaus anzusiedeln. Die Hebammenpraxis möchte ebenfalls dabei sein, selbst wenn am Laupheimer Krankenhaus keine Geburtshilfe mehr angeboten werden sollte.

Rothe, der als Allgemeinmediziner praktiziert, ist überzeugt, dass das Konzept wirtschaftlich trägt: „Haus-, Fach- und Belegärzte arbeiten auf eigene Rechnung. Sie schreiben schwarze Zahlen, ein privater Investor möchte das auch.“ Nicht abschätzen könne man, wie viel Geld ein Investor in das Verbundmodell stecken müsste. „Die vorhandenen räumlichen Kapazitäten sollten aber ausreichen. Mit entsprechenden Umbauten lässt sich unserer Meinung nach ein Ärztehaus darstellen, in dem wir uns einmieten.“ Eine gemeinsame Organisation und Logistik würde die Kosten senken.

In einem Brief hat Rothe derweil an die Kreisräte appelliert, zugunsten eines Bieters zu entscheiden, der alle drei Krankenhausstandorte weiterführen will. Er schreibt: „Unabhängig von den zu schützenden Arbeitsplätzen an den Satellitenstandorten Laupheim und Riedlingen und der strukturellen Bedeutung für beide Städte sollten Sie in Betracht ziehen, dass auch ein privater Investor keine Ärzte aus dem Hut zaubern kann und dass der Kreis in den nächsten Jahren eine Vielzahl seiner ,ländlichen Hausärzte’ aus Altersgründen verlieren wird. Die Generierung unseres medizinischen Nachwuchses steht und fällt mit der Attraktivität und den Ausbildungsmöglichkeiten des Arbeitsplatzes. Beides gelingt heutzutage nur, wenn enge kooperative Modellstrukturen zwischen Kliniken, Belegärzten, Fach- und Hausärzten dargestellt werden können“ – siehe das Laupheimer Konzept.

Eine Ein-Standort-Lösung ( Biberach ) birgt laut Rothe die Gefahr, dass die stationäre Versorgung im Kreis komplett verloren geht. Patienten aus den Bereichen Laupheim und Riedlingen würden scharenweise in die Nachbarkreise abwandern und Ärzte aus Protest nicht mehr nach Biberach überweisen, warnte er im Gespräch mit der SZ. „Das würde Biberach nicht verkraften“, glaubt Rothe, zumal die Konkurrenz ringsum zum Teil sehr gut aufgestellt sei. „Die Kreistagsmitglieder und Ärzte in Biberach sind betriebsblind, wenn sie diese Gefahr nicht erkennen.“

Im Bieterverfahren würde sich Rothe mehr Transparenz wünschen, bis hin zu öffentlichen Hearings mit den Bietern. Das könnte die Gebote hochtreiben und dem Misstrauen der Bürger gegen Entscheidungen, die hinter verschlossener Tür vorbereitet werden, entgegenwirken.

Niedergelassene Haus- und Fachärzte stellen zusammen mit selbstständigen Belegärzten und Klinikärzten unter einem Dach die medizinische Versorgung sicher. Zentrales Element des künftigen Krankenhauses soll eine geriatrisch-internistische Hauptabteilung mit 35 bis 40 Betten sein. Die Fachärzte im Ärztehaus wollen ein ambulantes OP-Zentrum und ein ambulant-stationäres Diagnostikzentrum betreiben. Dazu kommen zehn Betten für die Endoprothetik und die ambulante chirurgische Versorgung, sowie zehn Betten für Gynäkologie und HNO. Zum Ärztehaus gehört ferner ein Hausarztzentrum mit Einzel- und Gemeinschaftspraxen. Vier Hausärzte praktizieren bereits am Krankenhaus, weitere vier wollen gegebenenfalls dorthin verlegen.