Hückeswagen Zum Leiden kommt Ärger hinzu

Hückeswagen · Stephanie Kretschmer musste wegen einer Fehlstellung der Hüfte seit Oktober zweimal operiert werden und lag lange Zeit im Gipsbett. Als wäre das nicht genug, ärgert sich die Hückeswagenerin nun über ihre Krankenkasse.

Mehr als ein Jahr dauert der Leidensweg von Stephanie Kretschmer. So lange ist die 35-jährige Speditionskauffrau bereits krank geschrieben. Im Oktober wurde sie im Neusser Johanna-Etienne-Krankenhaus wegen einer Hüftdysplasie das erste Mal operiert, einige Wochen im Gipsbett schlossen sich an. Drei Monate hatte sie eine Haushaltshilfe in Anspruch nehmen können, dann wurde ihr diese von der Krankenkasse verweigert.

Weil die dreifach gebrochene Hüfte nicht richtig zusammengewachsen war, musste sich die Hückeswagenerin im Juli zum zweiten Mal unters Messer legen. Danach kam zu den körperlichen Schmerzen noch der Ärger mit ihrer Krankenkasse hinzu. Denn die Barmer GEK verweigert ihr eine erneute Haushaltshilfe, die Stephanie Kretschmer wegen ihres momentanen Zustands jedoch nach eigener Aussage benötigt. "Ich darf die Hüfte nicht belasten", stellt sie klar.

Nach dem letzten Krankenhausaufenthalt verbrachte die allein erziehende Mutter einer sechsjährigen Tochter drei Wochen zu Hause im Gipsbett. Vom Bauchnabel an war sie körperabwärts eingegipst. "Ich war völlig auf Hilfe angewiesen", sagt sie. Der häusliche Pflegedienst Kohtz und Herzog vom Höchsten kümmerte sich um die 35-Jährige. Morgens und abends kamen Pflegekräfte vorbei, um sie etwa zu waschen oder Thrombosespritzen zu setzen.

Mittlerweile ist der Gips entfernt, und die 35-Jährige kann zumindest an Krücken gehen. Was sie nicht kann, ist, die Wohnung zu säubern. Denn eine falsche Bewegung, und die Hüfte wächst womöglich nicht zusammen. Deshalb wünscht sie sich eine Haushaltshilfe. Unterstützung fand Stephanie Kretschmer unter anderem bei der Caritas, der Familienhilfe, dem Pflegedienst und dem Sozialdienst des Krankenhauses. Doch die Krankenkasse ließ sich nicht erweichen.

Als "Unverschämtheit" empfindet die 35-Jährige die Aussage eines Krankenkassen-Mitarbeiters gegenüber einer Angestellten des Pflegedienstes. Diese hatte gebeten, der Hückeswagenerin eine Haushaltshilfe zu bewilligen. Antwort der Krankenkasse: Ob die Pflege wirklich notwendig sei? "Und ob meine Tochter mich nicht waschen könnte", berichtet Stephanie Kretschmer. Vor wenigen Tagen erhielt sie zudem die Nachricht, dass die Krankenkasse nur die morgendliche Pflege übernehmen wird. Die Hilfe am Abend muss sie aus eigener Tasche bezahlen. Die Hückeswagenerin ist wütend: "Es grenzt an Frechheit und Unverschämtheit, wie Krankenkassen auf Hilfebedürftige reagieren." Zumal sie der Barmer viel Geld gespart habe: "Statt sechs Wochen stationär im Krankenhaus zu liegen, habe ich drei Wochen zu Hause verbracht. Nun muss ich mich um Kosten von 600 Euro streiten."

Stephanie Kretschmer geht's, wie sie sagt, nicht ums Geld, sondern ums Prinzip. "Man darf in Deutschland nicht wirklich krank werden und Hilfe benötigen", lautet ihr Fazit nach über einem Jahr des Leidens und des Ärgers.

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort