Lokales

Ruiter Privatklinik wird geschlossen

Nach nur zehn Monaten ist Schluss – Defizit der Kreiskliniken steigt auf 11,2 Millionen Euro

Der Aufsichtsrat der Kreiskliniken zieht bei der Privatklinik am Ruiter Krankenhaus die Notbremse. Die im November 2011 eröffnete „Klinik am Eichenbrunnen“ wird geschlossen. Eine Gesetzesänderung hat dem Projekt die wirtschaftliche Basis entzogen. Von den 40 Betten waren im Schnitt nur 15 belegt. Das Defizit der Kreiskliniken klettert in diesem Jahr auf noch nie gekannte Höhe: Die Klinikleitung geht von 11,2 Millionen aus.

Ostfildern. Landrat Heinz Eininger informierte die Kreisräte schriftlich über die „weitere Verschlechterung“ des Betriebsergebnisses 2012 und über die Beschlüsse, die der Aufsichtsrat getroffen hatte. Ende Juli war die Verwaltung noch von einem Defizit von 6,9 Millionen Euro ausgegangen, was bereits eine Steigerung gegenüber dem Ergebnis von 2011 mit 5,5 Millionen Euro Verlust war. Jetzt werden 11,2 Millionen Euro erwartet, die nächstes Jahr vom allgemeinen Kreishaushalt ausgeglichen werden müssen. Als Hauptgrund für die dramatische Entwicklung nennt Eininger die Erlösrückgänge im zweiten Quartal. Man habe zwar Leistungssteigerungen im medizinischen Bereich erzielt, diese blieben aber hinter den Annahmen im Wirtschaftsplan 2012 zurück. Zum größten Teil wird der finanzielle Druck aber durch Abschreibungen und Investitionen verursacht, nur der kleinere Teil im operativen Geschäft.

Wegen der Folgekosten der Investitionen war 2011 das Paracelsus-Krankenhaus Ruit für den größten Teil des Defizits verantwortlich. Das gilt vermutlich auch 2012. Welchen Anteil die neue Privatklinik am Defizit hat, darüber sagte die Geschäftsführung der Kliniken nichts. Gegenüber dem 320-Betten-Haupthaus spielt die „Klinik am Eichenbrunnen“ wohl nicht die entscheidende Rolle. Den genauen Schließungstermin nannte die Klinikverwaltung ebenfalls nicht. „Wir schließen auch nicht, sondern integrieren“, sagte Pressesprecherin Iris Weichsel. Dieser Weg zeichnete sich schon vor Monaten ab. So sagte Landrat Heinz Eininger kürzlich, als er die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hatte: „Wenn wir die Belegung 20 plus schaffen, hat die Klinik Zukunft. Sonst überlegen wir, wie wir die Betten im Wahlleistungsbereich oder für den Rest des Krankenhauses nutzen können.“ Angesichts des Zustands mancher Abteilung im Haupthaus – marode Zimmer und Toiletten auf dem Flur – werden die edlen Zimmer der Privatklinik sicher bald eine Verwendung finden.

Die „Sofortmaßnahme“, die Privatklinik aufzugeben, ist nur ein Teil eines „umfänglichen Maßnahmenpakets“, das die Geschäftsführung zusammen mit EconoMedic erarbeitet hat. Die Firma unterstützt die Kreiskliniken GmbH, deren Geschäftsführer seit April krank geschrieben ist. Welche konkreten Maßnahmen mit Betriebsrat und Sozialministerium „zeitnah abgearbeitet“ werden, schrieb der Landrat nicht. Mitte Juli wurde im Kreistag jedoch beklagt, dass die Kreiskliniken im Vergleich zu anderen Krankenhäusern relativ hohe Personalkosten haben.

Auch bei den Sachkosten vermisste Eininger positive Effekte, die man sich etwa vom neuen Zentrallager in Notzingen erwartet hatte. Auf der nun vorgelegten Sparliste sind offenbar alle Bereiche erwähnt, nur konkrete Zahlen stehen noch nicht fest.

In seinem Alarmbrief betont Landrat Eininger darüber hinaus, dass „ohne grundlegende strukturelle Veränderungen an allen Standorten kein nachhaltig wirtschaftlicher Betrieb mehr möglich ist“.

Mit Spannung wird deshalb das Gutachten erwartet, das der Landkreis gemeinsam mit der Stadt Esslingen in Auftrag gegeben hat. Die Gespräche zwischen Stadt und Kreis haben dem Plochinger Krankenhaus noch eine Gnadenfrist gebracht. Mitte Oktober soll die Unternehmensberatung Ernst & Young ihre Ergebnisse präsentieren. Danach seien vom Kreistag „zeitnah“ die Entscheidungen zur künftigen Leistungsstruktur der Kreiskliniken zu treffen – „teilweise bereits im November“.