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Einsparpotenzial

Mayer: „Wie viel Image haben wir Allgäuer?“

Isny / Lesedauer: 4 min

OSK-Gutachten stößt in Isny auf Gegenwind – Verhalten der Schussentäler erregt Unverständnis
Veröffentlicht:19.09.2012, 08:35

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„Diese Rechnung geht nicht auf“, hat Isnys SPD-Chef Otto Ziegler gestern am Tag nach der Veröffentlichung des neuen OSK-Gutachtens gesagt. Wenn die genannte Zahl von gut einer Million Euro Einsparpotenzial bei einer Schließung der Krankenhäuser in Leutkirch und Isny belastbar sei, dann „ist das wohl wieder eher eine Symptombehandlung für die mit einem prognostizierten Defizit bis Ende 2012 von über zehn Millionen Euro dahinsiechende OSK“.

Der Kreistag habe deshalb nun vorrangig eine politische Entscheidung zu treffen, dabei komme es zum Schwur für die CDU-Mehrheitsfraktion, „wie viel ihnen die medizinische wohnortnahe Versorgung im ländlichen Raum tatsächlich wert ist“. Erneut sollten wieder einmal die Mitarbeiter mit Lohnverzicht die Zeche bezahlen. „Im Sinne der Daseinsvorsorge für ihre Bürger steht auch die Kommune in der Pflicht, sich finanziell an einem Abmangel für das Isnyer Krankenhaus zu beteiligen.“ Einen Kauf von Gebäude und Grundstück durch die Stadt schließt Ziegler nicht aus. Wenn der politische Mut zu neuen Investitionen fehle, dann gelte es letztlich, alle Kräfte dafür einzusetzen, die Erst- und Notversorgung der Isnyer durch einen Notarztstandort zu erhalten. Im Blick auf die winterlichen Witterungsverhältnisse sei es außerdem unabdingbar, Isny um einen nachtflugtauglichen Hubschrauberlandeplatz zu erweitern, sagte der SPD-Chef.

Völlig frustriert zeigte sich Kreisrat und Fraktionsführer der Freien Wähler (FW) Gebhard Mayer . Wenn er lese, dass das Heilig-Geist-Spital aus Imagegründen erhalten werden solle, dann frage er sich: „Wie viel Image haben wir Allgäuer?“ Bereits vor zwei Jahren sei die Stadt Isny an die OSK mit „interessanten Kooperationsmodellen“ an die OSK herangetreten, um „in die schwarzen Zahlen zu kommen“. Dies sei jedoch einfach abgelehnt worden. „Welchen Wert hat unsere Stimme im Schussental überhaupt noch?“, brachte es der Unternehmer auf den Punkt und ergänzt: „OSK, Ihr könnet no 300 Gutachte mache, Ihr kapieret’s oifach itt.“ Auf die Frage, wie es nun weiter geht, zeigte sich Mayer resigniert, „wegen des Blockade-Verhaltens der OSK“, aber auch wegen des „wenig bürgernahen Politikstils von 1950“ im Kreistag.

In Sachen eingeforderter Transparenz des Gutachtens (die SZ berichtete) zeigte sich Professor Gerald Grübler, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins zum Erhalt des Krankenhauses, zufrieden. Auch Otto Normalverbraucher sei in der Lage, die durchgespielten Szenarien zu verstehen. Die Argumentation im Gutachten, Isny sei für junge Ärzte – auch wegen des vorherrschenden Ärztemangels – nicht interessant, weil sie sich aufgrund ihres eingeschränkten Tätigkeitsfeldes nicht weiter entwickeln und für höhere Weihen empfehlen könnten, zweifelt Grübler jedoch massiv an. Außerdem sei wirtschaftlich so viel in das Elisabethen-Krankenhaus sowie in die Wangener Klinik investiert worden, dass Isny und Leutkirch nun darunter zu leiden hätten.

Fakt sei auch, so Grübler weiter, dass sowohl Kreis als auch die Stadt Isny weiterhin mit privaten Betreibern in Verhandlungen stehe. Lediglich die von der OSK festgelegte Öffnungsklausel stehe einer erfolgreichen Privatisierung im Weg. Die Klausel besagt, dass jeglicher privater Betreiber seine Patienten bei notwendiger weiterer medizinischer Versorgung über jene in Isny hinaus, an Häuser im OSK-Verbund überweisen muss. „Die Ärzte sagen jedoch, ich entscheide, wohin ich meinen Patienten überweise“, klärte der NTA-Chef auf. Diese Öffnungsklausel gelte es in jedem Falle neu zu diskutieren. Heute wohnt Grübler, bestückt mit einem Fragenkatalog, als einziger Isnyer den Gesprächen in Weingarten bei.

Tief betroffen zeigte sich auch CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Alexander Sochor. Das Heilig-Geist-Spital aus Imagegründen zu erhalten, spreche nicht für ein gutes Klima zwischen Schussental und Allgäu. „Wir sind sehr geschockt und enttäuscht, dass Isny und Leutkirch geschlossen werden sollen. Vor allem, weil diese strukturellen Änderungen nur 1,5 Millionen Euro einsparen.“ Deshalb Isny und Leutkirch zu schließen, sei tragisch „für die Menschen hier“. Aus medizinischer Sicht seien für die Rettung der Isnyer Klinik schon viele gute Vorschläge gemacht worden. Allein, die OSK habe alle abgelehnt. Sollte Isny wirklich seine Pforten schließen müssen, so wanderten viele Patienten nach Bayern ab. Dies habe sich bereits bei der Geburtshilfe gezeigt, wusste der Gynäkologe.