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Schließung des vierten Stockwerks in der Riedlinger Klinik spart Geld

Riedlingen / Lesedauer: 4 min

Schließung hängt an der Belegung - Verbesserung der wirtschaftlichen Basis im Fokus
Veröffentlicht:24.09.2012, 09:10

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Entgegen den Einschätzungen aus dem Landratsamt bzw. der Kliniken GmbH vom August ist der 4. Stock im Riedlinger Krankenhaus noch immer geschlossen. Bei vielen in Riedlingen wird dies als Beleg gesehen, dass das Riedlinger Krankenhaus Stück für Stück geschlossen werden soll. Dem widerspricht der Geschäftsführer der Kliniken GmbH, Ralf Miller, vehement. Die Schließung des 4. Stocks hänge ausschließlich an der Belegung. „Wenn wieder mehr als 72 Patienten im Riedlinger Krankenhaus sind, wird der 4. Stock wieder geöffnet.“ Doch solange die Anzahl darunter bleibe, bleibt der 4. Stock zu: „Patienten werden auf drei Stockwerken genauso gut versorgt wie auf vier Stockwerken.“

Doch für die Klinik ist die Schließung des 4. Stocks deutlich billiger. Denn die Ärzte und das Pflegepersonal für die 24-stündige Versorgung eines Stocks entfallen. Das Pflegepersonal kann Überstunden abbauen oder Urlaub nehmen und bei den Ärzten herrscht sowieso eher Mangel als Überfluss. „Im Moment hätten wir eher ein Problem, alle vier Stationen rund um die Uhr zu versorgen“, sagt Miller.

Schließung des 4. Stocks soll Bilanz verbessern

Das Thema Wirtschaftlichkeit treibt den Geschäftsführer auf verschiedenen Ebenen um. Er verweist auf den Dreiklang in der klinischen Versorgung: die medizinische Qualität müsse stimmen, ebenfalls die Patientensicherheit und auch die wirtschaftliche Basis. Die versucht Miller zu verbessern. Die Schließung des 4. Stocks ist nur ein kleiner Baustein um die Bilanz in Riedlingen zu verbessern. Er könnte auch nichts machen und das ganze gegen die Wand fahren lassen, so Miller. Doch das will er sich nicht vorwerfen lassen.

Wirtschaftlichkeit verbessern heißt: Erlöse erhöhen und Kosten senken. An beidem werde gearbeitet. Die Erlöse hängen von den so genannten Fallpauschalen ab. Je nach Fallschwere und Komplexität der Behandlung erhält die Klinik Gelder von den Krankenkassen. Eine Gehirnerschütterung wird etwa mit einem Fallschwere-Faktor von unter 0,5 bewertet. Bluthochdruck oder die Behandlung von Rückenschmerzen zwischen 0,5 und 1,0 und eine Operation am Hüftgelenk zwischen 1,5 und 2,0. In Riedlingen gibt es Schwankungen bei diesem Fallschwere-Index. Für eine wirtschaftliche Perspektive sind die Behandlung von komplexeren Diagnosen nötig. Dabei schlägt auch hier eine generelle Entwicklung zu Buche: Kleinere Verletzungen, die heute noch in Krankenhäusern behandelt werden, werden perspektivisch in den ambulanten Bereich wandern. Und die Verweildauer wird weiter sinken. Darauf müsse reagiert werden.

Ziel ist es, die Verweildauer zu minimieren

Jeder Fallpauschale der Krankenkassen liegt eine Verweildauer zugrunde. Wer über der mittleren Verweildauer bleibt, zahlt drauf. Wer darunter bleibt, hat einen höheren Ertrag. Ziel der Geschäftsführung ist es also, die Verweildauer zu minimieren, ohne dass dies für die Patienten zum Nachteil ist. In vier Bereichen wird im Riedlinger Krankenhaus gearbeitet, um die Abläufe und Prozesse zu optimieren: bei der OP-Planung, bei der Intensivstation, der Laborauslastung und der Stationsverdichtung (SZ berichtete). In Workshops wurden diese Themen unter Beteiligung eines externen Beraters, von Ärzteschaft, Betriebsrat und Verwaltung besprochen. Die Ergebnisse werden den Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung am 28. September vorgestellt.

Diese Pläne und jegliche Aktivitäten werden in Riedlingen eher mit Misstrauen betrachtet. Miller weiß dies. Es herrsche große Unsicherheit, sagt er. Doch aus seiner Sicht sind Weiterentwicklungen unabdingbar. „Wir müssen die Klinik stabilisieren“, so Miller. Medizinische Qualität müsse sich mit wirtschaftlicher Basis paaren. Auch mit Blick auf das Bieterverfahren. Dazu gibt es auch keinen Widerspruch von der Bürgerinitiative. Wenn die Schließung des 4. Stocks Kosten spart, ohne dass Patienten schlechter gestellt sind, wird dem nicht widersprochen. Denn je betriebswirtschaftlich besser das Riedlinger Haus da steht, desto größer könnte das Interesse der Bieter sein.

Bieterverfahren in der entscheidenden Phase

Das Bieterverfahren ist derzeit in einer entscheidenden Phase. Die Interessenten haben sich die entsprechenden Informationen zu den Kliniken aus dem virtuellen Datenraum abgeholt. Zusätzlich werden sie die Interessenten ganz reell durch die Klinik geführt. Im Oktober wird der Kreistag beraten, mit welchen Anbietern konkrete Verhandlungen aufgenommen werden sollen.

Bis dahin werden die Befürworter der Riedlinger Klinik auf die Potenziale des Krankenhauses hinweisen und für den Erhalt kämpfen. Bis dahin wird aber auch die Unsicherheit bleiben. Das macht sich auch beim Personal bemerkbar. Die eine oder andere Kündigung ist da. Gerade im Ärztebereich tut dies der Klinik weh. Miller wehrt sich gegen Vorwürfe, dass man tatenlos zusehe, zumal es angesichts der Unsicherheit schwierig sei neue Ärzte zu gewinnen: „Wir wollen die Ärzte halten, daher müssen wir uns so attraktiv wie möglich machen.“

Auch das Abrechnungssystem schwächt die Krankenhäuser

Kommentar: Vor allem an die Patienten denken