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OSK: Bei Infoveranstaltung kochen die Emotionen hoch

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Im KuKo äußern vor allem Besucher aus dem Allgäu Bedenken – Gutachter: „Es besteht dringender Handlungsbedarf“
Veröffentlicht:25.09.2012, 17:20

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Dass die Oberschwabenklinik (OSK) in einer schweren wirtschaftlichen Krise steckt, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Bei einer Veranstaltung in Weingarten diskutieren Politiker, Fachleute und Bürger über mögliche Alternativen.

Welcher Weg letztendlich aber der richtige ist, um den Krankenhausverbund in eine finanziell tragbare Zukunft zu führen und gleichzeitig die Gesundheits- und Notfallversorgung im Landkreis Ravensburg langfristig und nachhaltig zu sichern, ist längst noch nicht entschieden.

„Wir suchen den Dialog mit Mitarbeitern, Bürgern, Experten und politischen Gremien“, sagte Landrat Kurt Widmaier am Montagabend bei einer Informationsveranstaltung im Kultur- und Kongresszentrum Weingarten. Rund 200 Interessierte, darunter zahlreiche Kreisräte und Bürgermeister, waren gekommen, um sich von Mitarbeitern des unabhängigen Beratungsinstituts BAB über alternative Szenarien zur Rettung der OSK informieren zu lassen. „Ihre Meinung wird in unseren Entscheidungsprozess mit einfließen“, versprach Widmaier den Zuhörern.

Neuausrichtung unumgänglich

Eine Neuausrichtung der OSK, die im vergangenen Jahr so viele medizinische Leistungen wie noch nie erbracht habe, sei unumgänglich, so der Landrat weiter. Angestrebt werde eine langfristige, wirtschaftlich tragbare Lösung mit hoher medizinischer und pflegerischer Qualität. „Jeder soll auch künftig die Medizin bekommen, die er braucht.“

Die OSK habe im Landkreis Ravensburg einen Marktanteil von 60 Prozent, berichtete Achim Momm vom Beratungsinstitut BAB, der den Besuchern die Ergebnisse des Gutachtens vorstellte. 72 Prozent der OSK-Patienten kommen aus dem Landkreis, weitere 16 Prozent aus dessen direktem Umfeld, beispielsweise aus Lindau oder Biberach. Aktuell, so Momm, betrage die strukturelle Ergebnislücke der OSK 11,9 Millionen Euro. Wenn nichts passiere, werde die Ergebnislücke bis zum Jahr 2017 auf rund 21 Millionen Euro steigen. Momm: „Es besteht dringend Handlungsbedarf.“

Besucher haben Ängste Aufgeteilt in drei Arbeitsgruppen erhielten die Veranstaltungsteilnehmer umfassende Informationen zu den von der BAB ausgearbeiteten möglichen Rettungsszenarien. Sie konnten Fragen stellen und Anregungen einbringen.

Kaum verwunderlich, dass dabei auch viele Emotionen hochkochten. „Ich habe einfach Angst, dass die medizinische Qualität bei uns bald nicht mehr gesichert ist und wir lange Anfahrtswege in die Krankenhäuser haben werden“, sagte eine Besucherin aus dem Allgäu mit Blick auf ein Rettungsszenario des Beratungsinstituts, das die Schließung der Krankenhäuser Leutkirch und Isny thematisiert. Es werde bedauerlicherweise in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, dass diese Schließungen das letztendlich alleinige Heilmittel wären, kritisierte ein Kreisrat: „Man könnte meinen, die Entscheidung ist bereits gefallen.“

Andere Teilnehmer wiederum befürchteten, dass künftig mit einer schlechteren Notfallversorgung zu rechnen sei, dass die Menschlichkeit zugunsten der Wirtschaftlichkeit geopfert werde und der Patient letztendlich das Nachsehen habe. Auch zur Privatklinik im Krankenhaus St. Elisabeth, die laut Gutachten „Patienten bindet, die sich bisher in andere Häuser orientiert haben“, gab es kritische Nachfragen. „Für mich entsteht dadurch eine Zwei-Klassen-Medizin“, so ein Ravensburger.

Am 9. November beschließt der Kreistag

Wie aber geht es jetzt weiter? Nach Gesprächen mit Mitarbeitern und einer weiteren Bürgerinformation in Isny werde man mit Gesundheitsexperten sprechen, gegebenenfalls weitere Modelle erarbeiten und diese dann in den Kreistagsfraktionen beraten, sagte Landrat Widmaier und mahnte eine engagierte, aber sachliche und faire Diskussion an. Am 9. November muss der Kreistag dann beschließen, welcher Rettungsweg für die OSK eingeschlagen werden soll.