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Krankenhausstruktur

Rothe: „Biberach allein ist dauerhaft nicht tragfähig“

Riedlingen / Lesedauer: 4 min

Hoffnungen in Laupheim und Riedlingen ruhen auf Bietern – Mindestens zwei Investoren bieten für drei Standorte
Veröffentlicht:26.09.2012, 10:05

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Im Oktober fällt im Kreistag eine Vorentscheidung, ob die stationären Krankenhausstrukturen in Riedlingen und in Laupheim erhalten werden können. Es wird beschlossen, mit welchen Bietern Verhandlungen aufgenommen werden. Inzwischen blicken die Bürgerinitiativen in Riedlingen und Laupheim dem Verkauf an einen privaten Träger gelassen entgegen. Mehr noch: Die Hoffnungen ruhen auf den Investoren, dass die stationäre Strukturen durch die Privaten erhalten werden.

Denn die privaten Bieter kennen inzwischen alle Zahlen und Daten der Kliniken. Den Investoren liegen auch die Stellungnahmen und Modelle aus Laupheim und Riedlingen vor. Und es gibt mindestens zwei Bieter, die drei Standorte erhalten wollen und darlegen, damit wirtschaftlich arbeiten zu können.

Eine Einschätzung, die der Laupheimer Hausarzt und Sprecher der dortigen Ärztegruppe, Dr. Harald Rothe nicht nur teilt, sondern noch weiterdreht: „Ich bin davon überzeugt, dass wir die kleinen Häuser brauchen“, sagt Rothe, der am Montag in Riedlingen das Laupheimer Modell vorstellte. „Ein zentrales Klinikum in Biberach geht ohne die Patienten aus Riedlingen und Laupheim kaputt“, so Rothe.

Mit einem Zentralklinikum gehen die Patienten scharenweise in näherliegende Kliniken. „Biberach wird dann aufgerieben“, so Rothe und die Häuser in Ravensburg oder Ulm warten nur darauf. Aber es gilt auch andersherum: Die beiden kleinen Kliniken benötigen den Anschluss an eine größere Klinik. Fazit: die drei Häuser sind aufeinander angewiesen.

Die Laupheimer und die Riedlinger haben sich in den vergangenen Monaten Gedanken gemacht, wie eine künftige stationäre Versorgung aussehen könnte. Die Ansätze gehen in die gleiche Richtung. Beide haben vor allem Angebote für Senioren im Blick. Gerade ältere Menschen brauchen und wollen eine Versorgung im Nahraum. Darum soll das geriatrische Angebot verstärkt werden.

Das Laupheimer Modell ist allerdings schon deutlich differenzierter (siehe Kasten). Es sieht ein 60-Betten-Haus und eine Verzahnung von ambulanten und stationären Strukturen vor. Der Vorteil der Laup-heimer: Die niedergelassenen Ärzte haben ihre Bereitschaft erklärt, an diesem Modell mitzuwirken. In Riedlingen, wo die Altersstruktur der Hausärzte deutlich höher ist, ist diese Bereitschaft viel geringer ausgeprägt: „Der Ball wurde nicht aufgenommen“, so Bürgermeister Hans Petermann. Da habe Laupheim einen deutlichen Vorteil, so Josef Martin , zumal sich die Stadt mit der Nähe zu Ulm auch leichter tut Ärzte zu gewinnen. Riedlingen hat erhebliche Schwierigkeiten Ärztenachwuchs zu erreichen. Einen Standortvorteil für Riedlingen sieht Martin im sehr gut ausgebauten nachgelagerten Betreuungssystem in Riedlingen.

„Das Kooperationsmodell, das wir in Laupheim erstellt haben, ist nicht neu“, sagt Rothe. Die Grundzüge gibt es auch an anderer Stelle. Von daher ist er guten Mutes, dass die Privaten darauf zurückkommen. Zumal sie auch die Ärzte und die Zuweisungen der Patienten durch die Hausärzte der Fläche brauchen. „Ein privater Investor hat auch keine Ärzte. Er ist auf die Strukturen vor Ort angewiesen. Und er hat Interesse an uns Hausärzten, weil wir entscheiden, wo die Patienten hingehen“, betont Rothe.

Dass sich in den Kliniken in Riedlingen und Laupheim etwas ändern muss, ist den Beteiligten dort klar. Dass sich aber auch das Biberacher Krankenhaus anders aufstellen muss, sei dort noch nicht so angekommen, meinte Rothe. Dort freue man sich auf die schöne neue Klinik. Aber das allein reiche nicht. Rothe und die Riedlinger Initiative sind noch nicht mal überzeugt, dass der Neubau wirklich kommt. Es gebe auch bei den Investoren Gedankenspiele, das alte Gebäude nur komplett neu zu strukturieren, zu sanieren und auszubauen.

Im Schulterschluss wollen die Riedlinger und Laupheimer ihre Argumente den Kreisräten deutlich machen. Sie wollen darauf hinweisen, dass die Kliniken im Dreier-Verbund und einem abgestimmten Konzept wirtschaftlich tragfähig sei und dass es Anbieter gibt, die Konzepte für alle drei Standorte anbieten. Am 11. Oktober soll eine Veranstaltung mit Harald Rothe in Biberach stattfinden, zu dem die Kreisräte eingeladen werden.