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Charité

Krankenhaus-Personal hat 120.000 Überstunden

Stephan Gummert (42), Pfleger auf einer Nieren-Station, arbeitet pro Monat drei Tage mehr
Stephan Gummert (42), Pfleger auf einer Nieren-Station, arbeitet pro Monat drei Tage mehr Foto: Ufuk D. Ucta

Krankenschwestern und Pfleger der Charité klagen über 120.000 Überstunden. Verdi will verhandeln.

Alle Kraft und Zeit möchten sie in die Pflege schwer kranker Menschen investieren. Doch es gebe, so ihre Aussage, einen chronischen Dauerproblemfall auf allen Stationen – ihr größter und schwierigster Patient: der Dienstplan!

Laut Verdi haben die rund 4000 Krankenschwestern und Pfleger der Charité aktuell 120.000 Überstunden angesammelt, die sie nicht abbauen können (B.Z. berichtete). Die Gewerkschaft hat die Charité zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Nun sollen verbindliche Personal-Besetzungsschlüssel erzwungen werden, Streiks nicht ausgeschlossen.

Stephan Gummert (42), Mitglied der Verdi-Tarifkommission, arbeitet auf einer Nierenstation. „Jeden Monat kommen bei mir 25 Arbeitstunden hinzu“, sagt er. „Ich arbeite de facto drei Arbeitstage mehr. Abläufe wurden zudem verdichtet. Ich kann kaum noch Pause machen.“

Bei seiner Kollegin Ulla Hedemann (26) sind es monatlich sogar 50 Überstunden. Intensiv-Schwester und Verdi-Mitglied Dana Lützkendorf (35) berichtet: „Vorgeschrieben ist auf einer Intensivstation eine Pflegekraft für zwei Patienten. In der Realität sind es aber oft vier Patienten.“

Jeden Monat würden pro Station 550 neue Überstunden hinzukommen. „Um diese abzubauen, sind 3,5 zusätzliche Vollkräfte auf jeder Station notwendig“, sagt Verdi-Sprecher Andreas Splanemann. „Während die stationären Patientenzahlen seit 2008 von 130.453 auf 139.142 gestiegen sind, wurde Pflegepersonal abgebaut.“

Charité-Sprecherin Stefanie Winde zu den Forderungen: „Ein flexibler, bedarfsgerechter Einsatz und notwendige Verstärkungen der Besetzung werden durch das Pflegemanagement gesteuert.“ Winde betont: „Eine starre Definition von Besetzungsschlüsseln oder eine pauschale Aufstockung des Personalbestandes sowie deren Verankerung in Tarifverträgen erscheint weder sachgerecht noch wirtschaftlich.“

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