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Krankenhausstruktur

„Gemeinsam wären wir stark“

Laupheim / Lesedauer: 3 min

Laupheimer Ärzte-Initiative legt Positionspapier für eine Neustrukturierung der medizinischen Versorgung im Kreis vor
Veröffentlicht:11.10.2012, 00:00

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„Gemeinsam wären wir stark!“ Zu diesem Schluss kommt die Laupheimer Ärzte-Initiative, die für den Erhalt dezentraler Krankenhausstrukturen im Kreis Biberach kämpft, in einem Positionspapier. Im Namen der rund 30-köpfigen Gruppe beleuchtet ihr Sprecher Dr. Harald Rothe darin kritisch den Ist-Zustand und entwickelt Vorschläge für eine „zukunftsfähige und wirtschaftlich tragfähige medizinische Versorgung“ im Kreisgebiet.

Demografischer Wandel, Kostendruck und ein eklatanter Nachwuchsmangel im hausärztlichen Bereich kennzeichnen laut Rothe die Situation. Das Landratsamt sowie der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung der Kreiskliniken GmbH hätten indes die strukturelle medizinische Entwicklung der vergangenen 20 Jahre „schlichtweg verschlafen“. Ein Klinikneubau in Biberach werde die Lage nicht bessern, denn: „,Alter Wein in neuen Schläuchen’ bringt per se keine Neuorientierung oder Korrektur interner Verfahrensfehler.“

Mit Aufgabe der Chefarztposten in Laupheim , Riedlingen und Ochsenhausen und der Zentralisierung der Hauptleistungen nach Biberach seien die Satellitenstandorte inhaltlich ausgeblutet worden, kritisiert Rothe. Viele Patienten wanderten inzwischen in die Nachbarkreise ab. In jüngster Zeit komme verschärfend hinzu, „dass nunmehr auch qualifiziertes Personal, aus Unsicherheit über die eigene berufliche Zukunft oder durch Abwerbung, unsere Kliniken verlässt“. Dazu trage „auch die unselige Heimlichtuerei im laufenden Bieterverfahren um die Kreiskliniken bei“.

Der Flächenlandkreis Biberach sollte nach Meinung der Ärzte-Initiative nicht den Wettbewerb mit spezialisierten Kliniken suchen, „sondern sich seiner Hauptaufgabe wohnortnaher Medizin der Grund- und Regelversorgung bewusst werden und diese auf dienstleisterisch höchstem Standard anbieten“. Zugleich gelte es der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen. Geriatrisch ausgerichtete Abteilungen – Herzkreislauflabor, Schlaganfallmanagement, diabetologische Zentren, Gefäß- und Gelenkchirurgie, Reha-Einrichtungen – müssten ausgebaut, modernisiert und sinnvoll auf die einzelnen Standorte verlagert werden. „Natürlich“, so Rothe, „erfordert dies auch, dass der interkollegiale Austausch zwischen Biberach, Laupheim und Riedlingen aus seinem Schattendasein heraustritt.“

Zur Stützung der Kliniken in Laupheim und Riedlingen schlägt die Ärzte-Initiative vor, die Häuser zu Medizinischen Zentren umzustrukturieren und die stationäre und teilstationär-belegärztliche Versorgung mit fach- und hausärztlichen Angeboten zu kombinieren. Das werde in Teilen bereits praktiziert, „ist aber ausbaufähig“. Auch die medizinischen Heilberufe – Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Fußpflege, Hebammenpraxis, Sozialstation, Sanitätshaus, Apotheke – sollten umfassend integriert werden. Für dieses „Laupheimer Modell“ stehen laut Rothe bereits potenzielle Mieter in Wartestellung, „für fast alle angesprochenen Funktionen“.

Dem Nachwuchsmangel bei Hausärzten will die Initiative unter anderem mit differenzierten Arbeitszeitmodellen und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf entgegen wirken. Außerdem will man in Laupheim ein oder zwei hausärztliche Assistentenstellen einrichten mit dem Ziel, eigenen Nachwuchs zu generieren. Mehrere Hausärzte seien bereits zur Weiterbildung ermächtigt, die fachärztlichen Kollegen wollten sich dem Aus- und Weiterbildungskonzept anschließen.

Die Initiative betont in ihrem Positionspapier „auf das Eindringlichste“, dass eine Schließung des Laupheimer Krankenhauses zum gegenwärtigen Zeitpunkt „einen Verlust der fachärztlichen Versorgung nach sich ziehen dürfte, da Zulassungen unter anderem an das Bestehen der Klinik gekoppelt sind“. Überdies stünden am hiesigen Krankenhaus mehr als 300 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Der Betriebsrat habe sich bereits im Juni hinter die Position der Initiative gestellt.

Fazit: „Laupheimer und Riedlinger Ärzte versorgen etwa 60 000 Menschen. Einen Patientenabstrom wie aus den östlichen Kreiszonen kann sich ein Solitärstandort Biberach nicht leisten. Andererseits sind auch die Satellitenhäuser auf eine gut strukturierte Zentralklinik mit modernem Management angewiesen, um zu überleben. Gemeinsam wären wir stark!“