Während am Krankenhaus in Freudenstadt (Bild) "optimiert" werden soll, wird in Horb gestrichen. Foto: Hopp

Horb soll trotz Millionen-Umbau nun zur geriatrischen Reha werden. "Optimierungen" für Standort.

Kreis Freudenstadt - Jetzt ist es raus: Der Aufsichtsrat der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH (KLF) empfiehlt, das klassische Krankenhaus in Horb zu beerdigen. Am Montag wurden dazu zwei Gutachten im Kreistag vorgestellt.

Landrat Klaus Michael Rückert: "Im Frühsommer haben wir das Signal erhalten, dass das einkalkulierte Defizit von sechs Millionen Euro nicht reicht. Das war für mich ein Alarmzeichen. Dazu kam noch der Kämmerer, der mir signalisierte, dass für 2013 schon jetzt absehbar ist, dass das Sozialamt drei Millionen Euro mehr braucht."

Deshalb wurden zwei Gutachten in Auftrag gegeben: eines beim Deutschen Krankenhaus-Institut (DKI) zur Verbesserung des betriebswirtschaftlichen Ergebnisses und eines bei "Teamplan", einem Unternehmen für Klinikplanung, zu den notwendigen Investitionen.

Die Konsequenzen: Freudenstadt wird weiter optimiert, Horbs Akut-Klinik beerdigt. Hier soll der stationäre Bereich komplett geschlossen werden. Keine aufwendigen Operationen mehr. Ein Krankenhaus Super-Light sozusagen, weil bereits Ende 2009 das "Light", eine Reduzierung, beschlossen wurde. "Das war damals schon der größtmögliche Einschnitt, den wir akzeptieren konnten", so Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger.

Bisher war geplant, in Horb ein stationäres Angebot mit bis zu 43 Betten zu etablieren. Laut DKI würde das bei einer Auslastung von 90 Prozent in den nächsten fünf Jahren alleine hier ein Minus zwischen 4,5 und 5 Millionen Euro erzeugen. Davon sind gut 1,5 Millionen Euro Investitions-Kosten (Kreditabzahlung für Umbauten und Investitionen) mit drin.

Jetzt, so schlägt der Aufsichtsrat vor, soll es in Zukunft in Horb statt eines Akut-Krankenhauses noch eine geriatrische Rehabilitation geben. Die frisch gebauten OP-Räume sollen von Freudenstädter Ärzten und Ärzten in Horb für ambulante Operationen genutzt werden. KLF-Geschäftsführer Mast: "Die Kapazitäten und Räumlichkeiten in Horb sind dafür optimal."

Wenn die geriatrische Rehabilitation 68 Betten füllen kann, sinkt das Gesamt-Minus für Horb laut Mast auf 1,8 Millionen Euro jährlich. Dabei kalkuliert er mit einer Auslastung von 93 Prozent. 300 000 Euro kommen aus dem betriebswirtschaftlichen Defizit.

Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten

In Freudenstadt sollen in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten drei Zentren gebildet werden: "Mutter-Kind", "Altersmedizin" und "Gefäßmedizin". Dazu will Mast die Struktur optimieren: Die Überwachungsstation soll an einer Stelle anstatt wie bisher an 15 Stellen gebündelt werden. Spart Nachtdienste. Das sichert dem Patienten, dass gleichzeitig immer kompetente Pflegekräfte vor Ort sind.

Darüber hinaus soll das Aufnahmemanagement optimiert werden und es nur eine Anlaufstelle für die Ambulanz geben. Vorteil für die KLF: Die meisten Betten können so komplett übers Jahr durchgeplant und belegt werden. Spart auch wieder ein bisschen Personal, kann die Auslastung optimieren und erhöht die Kundenfreundlichkeit. Mast: "Langfristig kann so pro Patient ein Tag Verweildauer gespart werden."

Mit diesen Maßnahmen will die KLF, so Mast, ein jährliches Umsatzwachstum von drei Prozent schaffen. Damit soll Freudenstadt im Jahr 2016 eine "schwarze Null" schreiben.

Die Konsequenz für den Landkreis: Falls dieses Konzept-Optimierung von Freudenstadt und Umwandlung von Horb in ein Krankenhaus Super-Light klappt – sinkt der Zuschussbedarf für den Kreis inklusive Kredite und Abzahlraten für Umbaumaßnahmen von gut 5,2 Millionen Euro im Jahr 2013 auf 4,16 Millionen Euro 2017.

Behält Horb seine Akut-Klinik, sieht das Bild laut Rückert ganz anders aus: 8,6 Millionen Euro müsste der Kreis im Jahr 2013 zuschießen, im Jahr 2017 sind es noch knapp 7,1 Millionen Euro. Landrat Rückert: "In der mittelfristigen Finanzplanung haben wir für die nächsten Jahre sechs Millionen Euro Defizit-Abdeckung für die KLF eingerechnet. Wir geben jetzt Vollgas und wollen mit Herrn Mast das Maximum rausholen und das Defizit verringern."

"Konzept der Portalklinik bundesweit gescheitert"

Die Befürworter von Horb hatten immer mit der "Portalfunktion" versucht, Punkte zu sammeln. KLF-Geschäftsführer Mast sagt dazu: "Das Konzept der Portalklinik ist bundesweit gescheitert. Ehe Patienten ein Haus wählen mit einer geringen medizinischen Leistungsfähigkeit, fahren sie lieber weiter in ein Haus mit einer hohen medizinischen Kompetenz."

Auch ein weiteres Abwandern der Patienten weg von der KLF durch die Schließung der stationären Medizin befürchtet er nicht: "Die Patientenströme sind festgefahren. Im 40-Kilometer-Umkreis rund um Horb geht ein Großteil der Patienten nach Tübingen, dazu sind auch Calw, Nagold oder Böblingen beliebt."

Landrat Rückert und KLF-Geschäftsführer Peter Mast wollen am Montag, 5. November, um 20 Uhr in der Hohenberghalle in Horb informieren. Am Mittwoch, 7. November, ist die Info-Veranstaltung in Freudenstadt geplant.

Rückert: "Ich hoffe, dass wir die Diskussionen, die nicht einfach werden, sachlich führen. Wer eine bessere Idee hat, hat bei mir offene Türen." Am 19. November findet die nächste Kreistagssitzung statt. Der frühest mögliche Termin für eine Entscheidung.