Gesundheitswesen | 13. Oktober 2012
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Spitalgruppe steht vor grossen Herausforderungen

Urs Gehrig, Direktor der Spitäler fmi AG, spricht an einer Wahlveranstaltung der FDP Wilderswil über das neue Spitalversorgungsgesetz und Probleme in den Bereichen Notfall und Geburtshilfe.
von Pascal Kupper
Urs Gehrig, Direktor der Spitäler fmi AG, erläutert die Nachteile der geplanten Revision des kantonalen Spitalversorgungsgesetzes.
Urs Gehrig, Direktor der Spitäler fmi AG, erläutert die Nachteile der geplanten Revision des kantonalen Spitalversorgungsgesetzes.

«Hat die medizinische Versorgung in der Region eine Zukunft?», lautete die Frage, die Urs Gehrig, Direktor der Spitäler fmi AG, an einer Wahlveranstaltung der FDP Wilderswil im Hotel Alpenrose zu beantworten versuchte. Dabei wurde deutlich, dass die Spitalgruppe Frutigen, Meiringen und Interlaken vor zahlreichen Herausforderungen steht.

Gegen Zentralisierung

Zunächst kam Gehrig auf die politischen Rahmenbedingungen zu sprechen. Diese werden mit der Revision des kantonalen Spitalversorgungsgesetzes angepasst – derzeit läuft die Vernehmlassung. Der Regierungsrat will eine kantonale Spital AG oder Holding gründen und die sieben Spitalzentren des Kantons zentralisieren. «Das würde bedeuten, dass alle Entscheidungen der Spitalgruppe fmi von Bern aus fremdbestimmt würden», sagte Gehrig. Die Haltung der öffentlichen und privaten Spitäler sei deshalb jene, dass die gut funktionierenden Betriebsstrukturen der regionalen Spitalzentren beibehalten werden. Auch weiteren Vorhaben wie einer Investitionssteuerung, Leistungsmengenbegrenzung und eines Ausgleichsfonds kann Gehrig nichts abgewinnen. Er zeigte sich froh über den momentan «riesigen Widerstand» gegen das Spitalversorgungsgesetz. Falls es dennoch durchgewunken werde, rechne er mit einem Referendum.

Kampf um Spitalliste

Die Versorgungsplanung des Kantons Bern, welche die Gesundheits- und Fürsorgedirektion alle vier Jahre überdenkt, ist ein weiterer Aspekt der politischen Rahmenbedingungen. «Institutionen, die auf der Spitalliste stehen, erhalten zulasten der Grundversicherung Geld», erklärte Gehrig. Darum sei diese so sehr umkämpft. Die Spitäler fmi AG ist, wie sämtliche ehemaligen öffentlichen Spitäler, auf der Spitalliste 2012 vertreten. «Mit dieser können wir gut leben», sagte Gehrig. Allerdings ergäben sich für die Privatspitäler und das RSZ Emmental ungleiche Spiesse: Sie figurieren auf älteren Spitallisten. Eine Motion fordert nun, die Spitallisten so lange aufzuheben, bis eine einheitliche Liste zustande gekommen ist.

Freie Spitalwahl

Im Zusammenhang mit den wirtschaftliche Rahmenbedingungen und der neuen Spitalfinanzierung bereiten den fmi-Spitälern vor allem die Bereiche Geburtshilfe und Notfall Sorgen. Weiter sei der Kanton Bern der einzige Kanton, der für die Berner Spitäler einen Gesamtarbeitsvertrag vorschreibe, was Kosten binde, sagte Gehrig. Die freie Spitalwahl im Inland sorgt dafür, «dass wir Qualität bringen und Patienten sofort operieren können müssen. Deshalb müssen wir uns fit machen und riesige Investitionen tätigen.» Diese betragen in den nächsten Jahren rund 110 Millionen Franken.

Sorgen bei der Geburtshilfe

Auch auf die Tarifpolitik kam Urs Gehrig zu sprechen. «Tarmed für ambulante und Swiss-DRG für stationäre Leistungen sind die wichtigsten Tarife. Beide sind zurzeit nicht abgesegnet, denn wir befinden uns im Streit mit den Krankenkassen», so Gehrig. Dies bereits seit zwei Jahren, was Unsicherheit bereite, weil nicht klar sei, wie die Justiz entscheiden wird. Den Tarif Swiss-DRG lobte der fmi-Direktor als «gutes System». «Es führt dazu, dass wir privatwirtschaftlich handeln können.» In den Bereichen Geburtshilfe und Notfall sei er allerdings problematisch. «Wir haben zu wenig Fälle, um diese Bereiche kostendeckend zu führen», erklärte Gehrig. In Interlaken finden 337 Geburten pro Jahr statt – mit Frutigen ergeben sich für die fmi-Spitäler ungefähr 600 Geburten pro Jahr. Rentabel wären aber 1000 Geburten. «Das führt zu einem Verlust von einer Million Franken pro Jahr im Sektor Geburtshilfe.» Eine Anfrage an den Kanton habe ergeben, dass er keine finanzielle Unterstützung leisten könne. «Wir werden nun Ende Monat sämtliche Gemeindepräsidenten des östlichen Oberlands und des Frutiglands empfangen und sie um Unterstützung bitten», sagte Gehrig. Er hoffe, dass die Bevölkerung sich zur Spitäler fmi AG bekenne.