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Oberschwabenklinik

Eine Not-Operation soll die OSK retten

Kreis Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Am Freitag entscheidet der Kreistag über die Zukunft der Oberschwabenklinik
Veröffentlicht:06.11.2012, 16:25

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Eine der schwierigsten Entscheidungen in seiner Geschichte muss der Ravensburger Kreistag am Freitag, 9. November, treffen: Wie soll es mit der Oberschwabenklinik (OSK) weitergehen? Welche Standorte müssen geschlossen werden? Die Schwäbische Zeitung beantwortet einige Fragen zum Thema.

Um wie viel Geld geht es?

Um Millionenbeträge. Nach drei Jahren mit einer sogenannten schwarzen Null (Einnahmen und Ausgaben waren nahezu ausgeglichen, es gab sogar ein leichtes Plus), schrieb die OSK im Jahr 2011 mehr als acht Millionen Euro Minus. Dieses Jahr sind es voraussichtlich zehn Millionen Euro.

Wer trägt die Schuld an der Krise?

Schuld daran ist hauptsächlich eine nicht mehr ausreichende Finanzierung der Krankenhäuser durch die gesetzlichen Krankenkassen (GKV), die momentan Milliardenüberschüsse machen - die Bundesregierung wollte durch ein neues GKV-Finanzierungsgesetz Beiträge für die Versicherten stabil halten und Kosten im Gesundheitswesen eindämmen. Kritiker behaupten, der Schrumpfungsprozess in der Krankenhauslandschaft sei vom Gesetzgeber so gewollt. Schuld ist aber auch die Struktur der OSK, die sechs Standorte betreibt. Man kann grob sagen: Je kleiner der Standort, desto größer proportional zur Bettenzahl das Defizit. Eine Ausnahme bildet Bad Waldsee, wo die sehr lukrative Endoprothetik (künstliche Hüft- und Kniegelenke) angesiedelt ist.

Was würde theoretisch passieren, wenn alles so weiterliefe wie bisher?

Der finanzielle Kollaps wäre programmiert. Will der Landkreis seine Krankenhäuser nicht in die Insolvenz gehen lassen, muss er Jahr für Jahr aus dem Kreishaushalt Millionenzuschüsse gewähren. Dieses Geld kann er sich nur über die Kreisumlage von seinen 39 Kommunen zurückholen. Mittel, die dann in den Etats vor Ort fehlen. Die Folge: Manche Gemeinden gerieten selbst an den Rand des finanziellen Kollapses, müssten Bäder, Büchereien, Museen schließen, freiwillige Vereinszuschüsse auf Null fahren. Als chronisch klamm gelten im Kreis Ravensburg etwa die Städte Aulendorf und Weingarten.

Was raten die Gutachter ?

Szenario 3, das die Schleißungen von Leutkirch und Isny sowie die Umbau von Bad Waldsee zu einer reinen Fachklinik für Orthopädie und Endoprothetik vorschlägt (siehe auch Kasten links).

Was schlägt die Landkreisverwaltung dem Kreistag vor?

Das wird bis zur Sitzung am Freitag geheim gehalten. Höchstwahrscheinlich Szenario 3, mit einer längeren Übergangsfrist (eventuell bis 2017) für den Abbau der Betten in der Inneren Abteilung des Bad Waldseer Krankenhauses.

Wie sind die Sitzverhältnisse im Kreistag, und wie wird dieser voraussichtlich entscheiden?

Die Leutkircher, Isnyer und Aitracher haben insgesamt nur elf von 72 Mandaten. Selbst wenn alle Waldseer, Wurzacher und Aulendorfer mit den Allgäuern abstimmen würden (extrem unwahrscheinlich), würden die Befürworter von Szenario 3 mit 44 zu 28 Stimmen gewinnen. Auch Probeabstimmungen innerhalb der Fraktionen haben nach SZ-Informationen jeweils überwältigende Mehrheiten für Szenario 3 ergeben.

Muss die Oberschwabenklinik medizinisches oder pflegerisches Personal entlassen, wenn Leutkirch und Isny geschlossen werden?

Nein. Laut Geschäftschäftsführer Dr. Sebastian Wolf in einem SZ-Interview vom Juli könnte das gesamte Fachpersonal an anderen OSK-Standorten übernommen werden, zudem fänden die gut ausgebildeten Ärzte und Pfleger auch jederzeit woanders einen Job (Stichwort: Ärztemangel und Pflegenotstand).

Kommentar: Leicht macht es sich niemand