Wilhelmshaven - Viele Jahre war Professor Jörg Brost der starke Mann im Wilhelmshavener Reinhard-Nieter-Krankenhaus. Der Klinikgeschäftsführer schaltete und waltete nahezu nach Belieben in der städtischen Einrichtung, die in einen kommunalen Eigenbetrieb und eine privatrechtliche gGmbH aufgeteilt war.

Etwa ein Jahr nach seinem Wechsel in den vorzeitigen Ruhestand wird jetzt deutlich, in welchem Ausmaß Brost mit Millionensummen wohl innerhalb der hoch verschuldeten Klinikbetriebe jongliert hat. Angesichts regelmäßiger Defizite wurden festgelegte Obergrenzen offenbar regelmäßig – am Ende des vergangenen Jahres hatten sich die Verbindlichkeiten auf 27 Millionen Euro summiert.

Mehrere Monate haben inzwischen Oldenburger Wirtschaftsprüfer und eine Münchner Rechtsanwaltskanzlei alle Zahlungsströme untersucht. Eine knappe Million Euro haben sich die Aufsichtsgremien die Analyse kosten lassen. Erste Konsequenz: Auf Empfehlung der Experten soll der noch bestehenden Vertrag mit Ex-Geschäftsführer Brost fristlos gekündigt werden. Der hatte nämlich eine Fortzahlung von 75 Prozent seiner Bezüge bis ins Jahr 2014 ausgehandelt.

Ob es weitere rechtliche Schritte geben wird, ist derzeit noch nicht sicher. Zumindest ein Teil der ungewöhnlichen Finanzpraktiken ist Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens der Oldenburger Staatsanwaltschaft. Noch keine abschließende Antwort gibt es auf die Frage, ob es möglicherweise zu einer Forderung nach Schadenersatz kommt.

Offene Fragen gibt es in der Angelegenheit auch im Hinblick auf den früheren Aufsichtsrat, zu dem auch der frühere Oberbürgermeister Eberhard Menzel (SPD) gehörte. Möglicherweise hat das Gremium Hinweise von Wirtschaftsprüfern nicht ausreichend zur Kenntnis genommen.

Jürgen Westerhoff