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Oberschwabenklinik

OSK: Jetzt geht es ans Eingemachte

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Unternehmensberater durchleuchten bis Ende März Abläufe an der Oberschwabenklinik
Veröffentlicht:15.11.2012, 12:10

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Jetzt beginnt an der Oberschwabenklinik (OSK) die eigentliche Sanierungsarbeit: War die Strukturdebatte des stark defizitären Klinikverbundes in Trägerschaft von Kreis und Stadt Ravensburg bislang hauptsächlich von den Standortschließungen in Isny und Leutkirch geprägt, geht es jetzt darum, die vom Bremer Gutachter BAB angenommenen zehn Millionen Euro Sparpotenzial in den verbliebenen Standorten Ravensburg, Wangen und Bad Waldsee auszumachen.

Dafür hat der OSK-Aufsichtsrat der Geschäftsführung die Unternehmensberatung Kienbaum an die Seite gestellt. Am Montag hat deren zuständiger Leiter fürs Gesundheitswesen, Christian Egle , mit zwei Kollegen die Arbeit aufgenommen. Zwischen drei und sechs Unternehmensberater sollen bis Ende März 2013 die OSK auf Einsparmöglichkeiten durchleuchten.

Auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung erläuterten OSK-Geschäftsführer Dr. Sebastian Wolf und Unternehmensberater Egle die Arbeit der kommenden Wochen und Monate. Zu den zusätzlichen Kosten für Kienbaum wollten sich beide nicht äußern. Nach SZ-Informationen liegen sie etwa bei einer halben Million Euro. Geld, das aber nach Überzeugung des Aufsichtsrates angesichts des Sparpotenzials in Höhe von zehn Millionen Euro jährlich gut angelegt ist.

"Zum Positiven drehen"

Hat der Gutachter die OSK lediglich mit anderen Krankenhäusern verglichen und in sogenannten Benchmarks festgestellt, wie stark die Kosten vom Durchschnitt abweichen, ist es Aufgabe der Unternehmensberater, die Schwachstellen herauszufinden, zu benennen und Maßnahmen vorzuschlagen, wie sie behoben werden können. „Zum Positiven drehen“ nennt das Egle. Dabei gehe es aber nicht allein darum, einen möglichst hohen Betrag einzusparen, der an die zehn Millionen Euro möglichst nahe herankommt, sondern auch die medizinische Versorgung im Landkreis sicherzustellen.

Wichtig ist Geschäftsführer Wolf dabei die Beteiligung der Mitarbeiter und absolute Transparenz. In Mitarbeiterkonferenzen sollen sich die 2700 Beschäftigten einbringen können. Gleichzeitig laufen Verhandlungen mit den Gewerkschaften Verdi und Marburger Bund zu einem „Zukunftstarifvertrag“, der schon für das bald ablaufende Jahr 2012 greifen soll.

Enormer Überstundenberg

Denn eines ist klar: Bei einem personalintensiven Unternehmen, wie es Krankenhäuser nun einmal sind, können größere Summen hauptsächlich bei den Mitarbeitern eingespart werden. Gleichzeitig muss die OSK eine hohe medizinische und pflegerische Qualität vorhalten und attraktiv bleiben für Ärzte und Pfleger: Schließlich können sich Mediziner und qualifizierte Krankenschwestern ihren Arbeitgeber heutzutage aussuchen. Daher wird sich die Suche nach Einsparpotenzialen eher auf Bereiche konzentrieren, die dem einzelnen Mitarbeiter nicht besonders weh tun. Ein Beispiel: Für Jubiläumszahlungen muss die OSK Rückstellungen in Höhe von 1,6 Millionen Euro vorhalten. Dass die OSK ganz ohne eine befristete Erhöhung der Wochenarbeitszeit oder Gehaltsverzicht auskommt, gilt aber als unwahrscheinlich.

Obwohl die Patientenzahlen nach Aussagen von Sebastian Wolf in diesem schwierigen Jahr noch einmal gestiegen sind, sei es gelungen, den enormen Überstundenberg von fast 100 000 Stunden auf 90 000 Stunden zu reduzieren. Und das mit weniger Personal. Erste Sofortmaßnahmen hätten bereits gegriffen, sogenannte „Quick wins“ (englisch für schnelle Gewinne) können mit so einfachen Dingen erreicht werden wie einheitlichen Öffnungszeiten bei Empfang und Patientenaufnahme oder einer integrierten Personalplanung in Bistro und Cafeteria.

Keine Betriebsbedingten Kündigungen

Mit den 200 Beschäftigten der zu schließenden Standorte in Isny und Leutkirch werden bis Weihnachten Gespräche geführt, wo sie innerhalb des OSK-Verbunds weiterbeschäftigt werden können. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Wolf betonte noch einmal, dass in Bad Waldsee auch in Zukunft internistische Ärzte bleiben, die zum einen die Patienten der orthopädischen Fachklinik behandeln können, sollten diese etwa parallel zur künstlichen Hüftoperation ein internistisches Problem haben, zum anderen Notfälle. Wie schnell die Betten der Inneren Abteilung in orthopädische umgewandelt werden können, vermochte Wolf nicht zu sagen. „Es gibt keine Deadline.“