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Trotz Krankenhaus-Schließung: „Defizit wird weiter hoch sein“

Wetzisreute / Lesedauer: 3 min

Allgäuer kämpfen trotz aller Aussichtslosigkeit mit Feuereifer für die Kliniken
Veröffentlicht:09.11.2012, 20:35

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„Gute Medizin – einfach überlegen“ prangt in der Turn- und Festhalle in Wetzisreute in Riesenlettern an der Wand. Überlegen ist derzeit nicht in erster Linie die Medizin, überlegen sind letztlich die Befürworter des Schließungsszenarios – und dies, obwohl die Allgäuer Kreisräte und Bürgermeister, allen voran Leutkirchs OB Hansjörg-Henle, kämpfen wie die Löwen.

Bereits nach den Ausführungen der BAB-Gutachter zerpflückt Henle erneut deren Papier, lässt deutlich werden, dass zahlreiche Aussagen aus Leutkircher Sicht unsinnig sind, prangert an, dass Abschreibungen das Leutkircher Haus betreffend, nicht korrekt ins Gutachten einbezogen wurden. Henles Antrag, das Leutkircher Haus nicht zu schließen und somit auch nicht 20 Millionen Euro Steuergelder, die für die Sanierung der Klinik eingesetzt worden waren, zu verschwenden, verhallt letztlich ungewürdigt. Lediglich zwischen sieben und acht Prozent mache die Schließung von Leutkirch und Isny im Rahmen der Diskussion um die Hebung der Potenziale aus, rechnet er vor. Intern habe die OSK weit größere Probleme. Orakelhaft nimmt er gar den bevorstehenden Beschluss vorweg und spricht von der „dunkelsten Stunde der Kreispolitik“.

Auch SPD und ÖDP – namentlich Peter Clément und Dr. Wolfgang Dieing – kämpfen in feurigen Brandreden um die beiden Allgäuer Häuser. Dieing: „Das Defizit wird auch in Zukunft hoch sein.“ Von den Gutachtern hatte er Vorschläge erwartet, „wie man von Defiziten herunterkommt“, stattdessen habe es ein Schließungsszenario gegeben, das 5,8 Millionen Euro herschenke, aufgrund von Abwanderungen, die einfach akzeptiert würden. Noch in „keiner Weise“ sei der Landkreis Ravensburg in den 40 Jahren zusammengewachsen, formuliert der Anästhesist markig.

Selbst Argenbühls Bürgermeister Josef Köberle bricht für seine Allgäuer eine Lanze: „Mir scheint die Diskussion über Isny in die Schräge abgerutscht zu sein, das Tischtuch wurde zerschnitten.“ Zwar sei der juristische Vorstoß der Isnyer – diese hatten sich auf einen Vertrag von 1970 berufen, der den Isnyern den Fortbestand der Klinik zusichere – schon fast als Wurf des Fehdehandschuhs zu werten. Dennoch plädiert er gegen die Kündigung des Vertrags, denn „es gibt immer noch einen Weg, sich vernünftig an den Tisch zu setzen“.

Wie gewohnt schrittsicher tanzt Daniel Gallasch auf dem wirtschaftlichen Zahlenparkett. In der Unwirtschaftlichkeit der OSK insgesamt macht er das Hauptproblem aus. Deutlich über dem Kostendurchschnitt lägen die Zahlen des Klinikverbunds. Als „heißen Kandidat“ für diese Unzulänglichkeit macht der FDP-Mann das interne Rechnungswesen aus und stellt stante pede gar den Aufsichtsrat in Frage: Das Kostencontrolling liege im Argen.

Auch Dr. Kurt Lillich unterstreicht: „Wir reden nur von einem ganz kleinen Teil des Optimierungspotenzials der OSK, das durch die Schließung von Leutkirch gehoben werden kann.“ Außerdem seien die finanziellen Auswirkungen einer Schließung relativ klein. Mit dem Schwerpunkt Altengesundheit könne Leutkirch als Akuthaus erhalten bleiben, ist sich der ehemalige Leutkircher Bürgermeister sicher.

Letztlich steht eines fest: Gute Medizin ist einfach überlegen. Wenngleich es Daniel Gallasch mit seiner sibyllinischen Frage, ob andere die „medizinische Grundversorgung nicht besser können als der Kreis“, lapidar auf den Punkt bringt.