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Entbindung

Das Ende der Geburtshilfe ist nahe

Riedlingen / Lesedauer: 4 min

Über das genaue Datum schweigt sich Sana aus – Viele Mitarbeiter halten 1. Juli für wahrscheinlich
Veröffentlicht:06.06.2013, 10:10

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Monatlich finden sich werdende Mütter und Väter in der Sana-Klinik Riedlingen ein, um sich über die Geburtshilfe an der Klinik zu informieren. Doch wenn es konkret um eine mögliche Entbindung am hiesigen Krankenhaus geht, ernteten sie Schulterzucken: Ob es dann noch eine Geburtshilfe im Haus gibt, ist derzeit ungewiss. Gleiches gilt für die Klinik in Laupheim.

Dass beide Abteilungen vor dem Aus stehen und Sana die Geburtshilfe aus wirtschaftlichen Gründen in Biberach zentralisieren will, hat der Geschäftsführer Dr. Uwe Gretscher bereits im März öffentlich klar gemacht. Wann genau der Schnitt kommt, darüber schweigt sich die Klinikleitung aus.

„Wir bekommen keinen konkreten Termin genannt“, sagt der Gynäkologe am Riedlinger Krankenhaus, Dr. Stefan Hundenborn. Er habe beim HGR-Empfang Gretscher nochmals darauf angesprochen, doch eine Datumsangabe erhielt er nicht. Ähnliches ist aus Laupheim zu hören: „Wir kriegen keinen konkreten Fingerzeig, wann Schluss ist“, berichtet der Frauenheilkundler Dr. Raphael Mangold, seit elf Jahren Belegarzt am Laupheimer Krankenhaus.

Viele Mitarbeiter meinen Anzeichen zu erkennen, dass die Geburtshilfe zum 1. Juli aufgegeben wird. „Auch ich kenne nur das Gerücht 1. Juli“, sagt etwa die Riedlinger Hebamme Erika Widmer.

Ein Datum, das der Ärztliche Direktor der Sana-Kliniken, Dr. Ulrich Mohl , nicht bestätigen mag. Es sei jedoch „konkret damit zu rechnen, dass in der zweiten Jahreshälfte 2013 die Geburtshilfe zentral in Biberach stattfinden wird. Das ist kein Geheimnis“. Dabei gehe es „um den letzten Akt der Entbindung“; die Betreuung schwangerer Frauen solle selbstverständlich vor Ort bleiben. Wenn gewünscht, könnten die Riedlinger und Laupheimer Geburtshelfer ihre Patientinnen künftig in Biberach entbinden – „dieses Angebot hat Sana schon klar formuliert“. Klar sei auch, dass man in Riedlingen und Laupheim zeitgleich handeln und dieselben Maßnahmen einleiten werde.

Alles spricht dafür, dass Entscheidungen gefallen sind und der Tag X nahe ist. Über die anstehenden Veränderungen wolle Sana unbedingt zuerst den Kreistag unterrichten, sagte Ulrich Mohl am Mittwoch der SZ. Das soll am 14. Juni geschehen. Noch am gleichen Tag werde es eine Pressemitteilung geben, für den 17. Juni sei eine Pressekonferenz geplant.

Zu diesem Zeitplan könnten auch Aussagen Gretschers in einer Betriebsversammlung passen. Damals hatte er geäußert, dass nach einer Entscheidung die Umsetzung schnell kommen könne – innerhalb von 14 Tagen. Das wäre der 1. Juli.

Auch die nächtliche Aufnahmebereitschaft in Laupheim und Riedlingen wird es nicht mehr lange geben. „Sie steht in der zweiten Jahreshälfte ebenfalls zur Disposition“, bestätigt der Ärztliche Direktor. Aufwand und Inanspruchnahme stünden in keinem akzeptablen Verhältnis. Laut Mohl dauern die kostspieligen Bereitschaftsdienste jeweils 16 Stunden. In Riedlingen wie in Laupheim aber falle im Mittel nur jeden dritten Tag eine Notfall-OP außerhalb der Regelarbeitszeit an.

Gut möglich, dass Geburtshilfe und nächtliche Aufnahmebereitschaft an beiden Standorten zeitgleich wegfallen. Man halte nichts davon, einschneidende Veränderungen scheibchenweise umzusetzen, bedeutet Ulrich Mohl – „dann schnürt man am besten ein Paket“. Unter Zeitdruck stehe Sana nicht zuletzt auch deshalb, weil es unvermindert schwierig sei, Ärzte für die Kliniken in Riedlingen und Laupheim zu finden: „Wir haben erhebliche personelle Probleme, das kommt noch obendrauf.“

Biberach besser gerüstet

Unterm Strich verbessere eine Zentralisierung die Qualität der medizinischen Versorgung, ist Mohl überzeugt. So sei etwa die Geburtshilfe am Klinikum Biberach besser für Komplikationen gerüstet. Schon heute entbinde nur die Hälfte aller schwangeren Laupheimer Frauen in Laupheim, von unzumutbaren Wegen könne folglich nicht die Rede sein.

Die sechs Hebammen am Riedlinger Krankenhaus haben sich für ihren neuen Arbeitsplatz schon mal vorbereitet. Alle haben bereits am Klinikum Biberach probegearbeitet. Sobald die Schließung amtlich ist, führt ihr Arbeitsweg nach Biberach.

„Ich hätte in 100 Jahren nicht gedacht, dass innerhalb von 14 Tagen nach Bekanntwerden, die Geburtshilfe zu sein könnte“, sagt Hundenborn. Doch selbst wenn diese geschlossen wird, die Frauenarzt-Gemeinschaftspraxis am Krankenhaus wird es weiter geben. Und auch alle gynäkologischen Operationen werden weiter stattfinden. Nur eben keine Geburten mehr. „Echte Riedlinger“ wird es dann nicht mehr geben.