Remscheid Sana-Patientin - Hilfe nur über die Feuerwehr

Remscheid · Der Notrufknopf am Bett funktionierte nicht. Der Ehemann wurde an der Pforte abgewiesen. Gewerkschaft sieht "Organisations-Versagen".

Eine angstvolle Nacht erlebte eine bettlägerige Patientin des Sana-Klinikums zu Beginn der Woche. Niemand kam an ihr Bett, als sie den Notrufknopf drückte. In ihrer Not rief die Frau über ihr Mobiltelefon zu Hause bei ihrem Mann an. Als der mit einem Anruf an der Krankenhaus-Pforte Hilfe organisieren wollte, wurde er vom dort Dienst tuenden Mitarbeiter abgewiesen. Schließlich rief der Mann die Feuerwehr an. Die Leitstelle konnte "durch einen Anruf im Sana-Klinikum die notwendige Hilfe veranlassen und damit dem Anrufer und seiner Frau helfen", schreibt Ulrich Schnell, Leiter des Rettungsdienstes, in seinem Einsatz-Bericht.

Die Sana-Geschäftsführung nahm auf BM-Anfrage gestern nur schriftlich zum Vorfall Stellung. Zu Nachfragen wolle sich Sana nicht im Gespräch äußern, sagte Anja Wessel von der Agentur Schulz, Wessel und Partner, die für Sana die Öffentlichkeitsarbeit macht. Die Bergische Morgenpost wollte unter anderem wissen, warum keiner Krankenschwester die Not der Frau aufgefallen war.

"Wir bedauern es sehr, dass eine Patientin am Montag in den Nachtstunden nicht über den dafür eigentlich vorgesehenen Knopf eine Schwester ans Bett rufen konnte", schreibt Sana. Dafür und für das Verhalten des Mitarbeiters an der Pforte habe man sich "bereits persönlich bei der Patientin und ihrem Ehemann entschuldigt".

Ursache für den ungehörten Notruf sei gewesen, dass der an diesem Tag von den Intensiv- auf die Normalstation verlegten Patientin auch ihr Nachtschrank mitgegeben wurde. Das darin installierte Notrufsystem der Intensivstation sei "nicht kompatibel" mit dem der Normalstation.

Als Konsequenz aus dem Vorfall hat Sana verfügt, dass künftig eine Checkliste abgearbeitet werden muss, wenn Patienten im Haus verlegt werden. Die "kritischen Aspekte" seien darin "klar und unmissverständlich geregelt". Sana zog zudem personelle Konsequenzen. Das Dienstleistungsunternehmen, das die Pforte betreut, wurde angewiesen, den Mitarbeiter zu entlassen. "Ein solches Verhalten gegenüber einem Angehörigen wird selbstverständlich von uns nicht akzeptiert", schreibt Sana.

Damit mache es sich Sana zu leicht, sagt Willi Oberländer, Sekretär der Dienstleistungsgesellschaft Verdi. "Der Kleinste muss jetzt dran glauben." Tatsächlich liege hier ein "Organisations-Versagen" des Krankenhauses vor. Sana müsse sicherstellen, dass alle Einheiten im Klinikum gut zusammenarbeiten. Durch die Auslagerung von Bereichen gefährde man dies. Die Firma, die die Pforte betreut, gehöre zwar Sana, werde aber eigenständig geführt.

Dass die Frau auf der Station keine Hilfe bekam, führt Oberländer auf die schlechte personelle Besetzung vor allem in den Nachtdiensten zurück. In Altenheimen sei die Situation noch prekärer.

(RP)
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