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Während das Klinikum auf ein Konzept wartet, entwickelt sich das Stift schon weiter Krankenhaus-Kooperationzurzeit noch in weiter Ferne

Das Klinikum Delmenhorst und das St.-Josef-Stift müssen enger zusammenarbeiten. Es scheint politischer Konsens zu sein, dass dies so sein soll, auch um die Existenz beider Häuser zu sichern. Aber die Signale deuten darauf hin, dass es ohne Druck aus dem Sozialministerium in Hannover nicht gelingen wird, die Häuser aneinander heranzuführen. Deren nächste Schritte jedenfalls stehen nicht für mehr Zusammenarbeit. Eher im Gegenteil.
28.06.2013, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Andreas D. Becker

Das Klinikum Delmenhorst und das St.-Josef-Stift müssen enger zusammenarbeiten. Es scheint politischer Konsens zu sein, dass dies so sein soll, auch um die Existenz beider Häuser zu sichern. Aber die Signale deuten darauf hin, dass es ohne Druck aus dem Sozialministerium in Hannover nicht gelingen wird, die Häuser aneinander heranzuführen. Deren nächste Schritte jedenfalls stehen nicht für mehr Zusammenarbeit. Eher im Gegenteil.

100000 Euro gibt die Stadt aus, damit ein Wirtschaftsprüfer ein Zukunftskonzept für das städtische Klinikum erstellt. Das hat der Rat der Stadt beschlossen. Die Politik erhofft sich dadurch Erkenntnisse, wo die Stärken und Schwächen des Krankenhauses liegen. "Es soll eine Marktanalyse erstellt werden, um zu sehen, woher die Patienten kommen", sagte Ratsherr Gerjet Boom (SPD), der auch Vorsitzender des Klinikum-Aufsichtsrates ist. Es soll auch geguckt werden, wo es Fächerüberschneidungen mit dem Stift gibt, "Chancen einer Zusammenarbeit sollen angeregt werden".

Fakt ist: Die Erstellung eines solchen Gutachtens wird einige Wochen dauern. Danach muss es der Politik vorgestellt und erklärt werden, anschließend gilt es, aus dem Gutachten die richtigen Schlüsse zu ziehen. In dieser Zeit wird sich am Klinikum nichts bewegen, vor allem wird sich das Klinikum nicht auf das Stift zubewegen.

Das katholische Krankenhaus indes hat erst kürzlich deutlich gemacht, dass es in seiner eigenen Entwicklung keine Rücksicht auf den Konkurrenten nimmt. "Ich weiß nicht, wo es mit dem Klinikum hingeht. Worauf soll ich warten? Bis der Oberbürgermeister sich erbarmt, eine Entscheidung zu treffen? So lange müssen wir uns allein weiterentwickeln", sagte Stift-Geschäftsführer Thomas Breidenbach. Und der Handlungsdruck auf sein Haus ist groß: Im kommenden Jahr geht sein Ärztlicher Direktor Wolfgang Pape, Chef der Inneren Medizin, in den Ruhestand. Mit dann drei Chefärzten soll die innere Abteilung neu aufgestellt werden.

Ein neuer Schwerpunkt wird die Kardiologie mit neuer Chefärztin. "Die Herzpatienten machen jetzt schon die Hälfte unserer Patienten in der Inneren aus", sagte Breidenbach. Auch die Gastroenterologie wird mit einem eigenen Chefarzt neu positioniert und als Disziplin gestärkt. Neu ist die Geriatrie. "Obwohl die eh schon betrieben wird, wenn wir ältere Patienten haben. Diese Disziplin ist neu in Delmenhorst, wir schaffen also keine weiteren Doppelstrukturen", erläuterte Breidenbach.

Auch am Klinikum scheint es kein Verlangen nach einer engeren Zusammenarbeit zu geben. Das habe Klinikum-Geschäftsführer Peter Stremmel bei einer Mitarbeiterversammlung gesagt, berichtete Linken-Fraktionschef Volker Wohnig im Rat. "Die Kooperationsgespräche sind einseitig vom Klinikum aufgekündigt worden", erklärte Breidenbach. Weil das Klinikum kein Interesse mehr am gemeinsamen Mutter-Kind-Zentrum habe. "Aber ich halte es für falsch, wenn sich jedes Haus nur auf sich konzentriert. Wir können nicht gegeneinander arbeiten."

Druck in Richtung mehr Kooperation könnte von der neuen Landesregierung aufgebaut werden. In Hannover wird zumindest überlegt, in den kommenden Monaten Gespräche in bestimmten Städten und Regionen zu führen. "Wir haben darüber geredet, aber noch keine Beschlüsse gefasst, wo wir das tun werden", erklärte Helmut Fricke, Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft. Wobei die Stadt ein Kandidat wäre, denn die Probleme des städtischen und katholischen Krankenhauses, einen gemeinsamen Weg zu finden, sind im Ministerium bekannt. "In einem Brainstorming ist der Name Delmenhorst jedenfalls genannt worden", erzählte Fricke. Auch Heinke Traeger, Sprecherin des Sozialministeriums, bestätigte, dass über Gespräche nachgedacht wird. "Es soll Regionalgespräche zur Krankenhausplanung geben, eine Zeitschiene existiert aber noch nicht." Und wie der Name Regionalgespräch andeutet, kann es auch gut sein, dass dabei nicht nur Delmenhorst betrachtet wird, sondern auch andere Kliniken, Achim und Verden zum Beispiel.

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