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Krankenhaus Leutkirch: Zum Schluss fließen die Tränen

Leutkirch / Lesedauer: 3 min

Die letzten Patienten haben am Freitag das Leutkircher Krankenhaus verlassen – Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine Nachfolgenutzung
Veröffentlicht:28.06.2013, 19:00

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„Schlimm“, sagt sie nur noch. Dann fließen die Tränen. Schwester Rita (Name geändert, die Red.), klappt das Krankenbett zusammen und schiebt es aus dem Zimmer. Gerade hat der Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes ihren letzten Patienten abgeholt – einen älteren Mann, der nach seiner Hüftprothesenoperation noch nicht entlassfähig ist. „Alles, alles Gute“, wünscht ihm Schwester Rita noch und reicht ihm seine Krücken. Dann bringt ihn der Krankenwagen nach Bad Waldsee, in der dortigen OSK-Klinik soll er weiterbehandelt werden. Die letzten internistischen Patienten sind bereits in den vergangenen Tagen nach Wangen verlegt worden.

In Leutkirch dagegen ist endgültig Schluss, 112 Jahre Krankenhaus am Pfingstweidehang sind Geschichte. Drei Patienten wurden am Freitag noch nach Hause entlassen, dann waren alle Krankenzimmer leer.

Umzugskartons stapeln sich auf den Fluren, Reinigungskräfte wischen das Foyer und die Gänge. Ein paar Besucher sind auf dem Weg in die Arztpraxen, die weiterhin im Haus bleiben. Am Eingang machen sich zwei Handwerker Gedanken, ob und wie die Tür umgebaut werden kann.

Ein Lebensabschnitt ist unwiderruflich vorbei

Die Stimmung auf der Station ist gedrückt, nur noch wenige Mitarbeiter sind zu sehen. 33 Jahre hat Schwester Rita am Leutkircher Krankenhaus gearbeitet, jetzt, da dieser Lebensabschnitt unwideruflich vorbei ist, kommen die Emotionen. Eine stumme Umarmung der Kollegin, Tränen – der Abschied vom vertrauten Arbeitsplatz tut weh. Der Tag, vor dem sich die Mitarbeiter so lange gefürchtet hatten, ist da – und will bewältigt werden. Denn auch wenn es keine Patienten mehr gibt , an Arbeit fehlt es nicht.

„Medikamente und Einmalartikel werden eingepackt und auf die anderen OSK-Häuser verteilt oder an die Apotheken zurückgegeben“, nennt Luzia Schmid , Leitung Pflege- und Prozessmanagement des Klinikums Westallgäu, ein Beispiel. Inventarlisten werden erstellt, für medizintechnische Geräte und Laborautomaten oder Großgeräte wie den Computertomografen gibt es eine Bedarfsliste der übrigen Kliniken. Ärztliche Fachliteratur soll dem Krankenhaus Wangen für die Studenten im Praktischen Jahr zur Verfügung gestellt werden, die IT-Abteilung kümmert sich um die Computer und archiviert sämtliche Patientendaten. „Ein geordneter Rückzug ist möglich“, stellt Luzia Schmid klar.

Doch so ganz ohne Emotionen geht auch die Pflegedienstleitung nicht: „Ich bin traurig, dieses schöne Haus zu verlassen, diese Luxusvariante eines Arbeitsplatzes.“ Aber, fügt sie hinzu: „Wir hoffen sehr, dass es eine gute Nachfolgenutzung gibt.“

Bis es soweit ist, haben die verbliebenen Mitarbeiter noch einiges zu tun. Mit dem Eigenbetrieb Immobilien des Landkreises (IKP) habe man einen „Nachlauf bis Ende Juli“ vereinbart. Solange also wird noch aufgeräumt, werden Kisten gepackt, Lkw beladen und Betten im Untergeschoss zwischengelagert, um sie für die erhoffte Nachfolgenutzung parat zu haben.

Dann ist es abgewickelt, das Krankenhaus Leutkirch.