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Klinik in Osterholz-Scharmbeck verbucht im Jahr 2012 ein Minus von 155 000 Euro / Kritik am Finanzierungssystem hält an Kreiskrankenhaus rutscht in rote Zahlen

Die Krankenhäuser in Niedersachsen stehen unter hohem finanziellem Druck. Auch das Osterholzer Kreiskrankenhaus macht da keine Ausnahme. Im vergangenen Jahr hat die Klinik einen Verlust von 155000 Euro geschrieben – Anlass für Krankenhauschef Klaus Vagt, sich für eine dauerhafte verbesserte Finanzierung der Kliniken im Lande einzusetzen.
26.06.2013, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Lutz Rode

Die Krankenhäuser in Niedersachsen stehen unter hohem finanziellem Druck. Auch das Osterholzer Kreiskrankenhaus macht da keine Ausnahme. Im vergangenen Jahr hat die Klinik einen Verlust von 155000 Euro geschrieben – Anlass für Krankenhauschef Klaus Vagt, sich für eine dauerhafte verbesserte Finanzierung der Kliniken im Lande einzusetzen.

Landkreis Osterholz. Die finanzielle Lage der Krankenhäuser in Niedersachsen ist alarmierend: Zwei Drittel von ihnen haben im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben, etliche sind nach Angaben von Klaus Vagt, Leiter des Osterholzer Kreiskrankenhauses, von der Insolvenz bedroht oder haben bereits Insolvenz angemeldet. Auch die Osterholzer Klinik hat 2012 einen Verlust von 155000 Euro verbucht – nichts Existenzbedrohendes, aber für die Verantwortlichen eine Bestätigung, dass es an der Finanzausstattung der Kliniken krankt.

Eher als schwacher Trost wird es angesehen, dass das Defizit nicht so hoch ausgefallen ist wie befürchtet. Zu Jahresbeginn war man noch davon ausgegangen, dass das Minus am Ende rund 286000 Euro betragen würde.

Im Ausschuss für das Kreiskrankenhaus berichtete Klinikchef Klaus Vagt jetzt den Kreistagsabgeordneten, wie es wirtschaftlich im vergangenen Jahr für die Klinik gelaufen ist. Die Regelungen zur Krankenhausfinanzierung sind kompliziert, doch klar wurde dabei: Die Einnahmeerhöhungen, die den Kliniken zugestanden werden, reichen bei Weitem nicht aus, um damit zum Beispiel die vereinbarten Tariferhöhungen für das Personal auszugleichen. Vagt rechnete vor, dass der Klinik auf der Einnahmeseite 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr zur Verfügung standen, der Tarifabschluss aber eine Anhebung der Löhne und Gehälter um 3,5 Prozent vorsah. "Das sind 300 000 Euro, die uns am Ende des Jahres in der Kasse fehlen", rechnete Vagt den Politikern im Fachausschuss des Kreistags vor.

Das Osterholzer Kreiskrankenhaus verzeichnete im vergangenen Jahr steigende Patientenzahlen – 6106 waren es 2012, 115 mehr als im Vorjahr. Für die Klinik ist das ein neuer Spitzenwert. Gleichzeitig folgen die Osterholzer dem Trend, dass die Patienten immer schneller das Krankenhaus wieder verlassen. 6,15 Tage verbrachte ein Patient rein rechnerisch durchschnittlich in der Klinik, davor waren es noch 6,44 Tage. Die Tendenz zeigt weiter nach unten: Mit Stand Ende Mai ist das Kreiskrankenhaus bei einer Verweildauer von knapp sechs Tagen angelangt. Dabei spielt auch eine Rolle, dass immer mehr Patienten heutzutage ambulant behandelt werden, die in früheren Zeiten noch stationär im Krankenhaus aufgenommen werden mussten. Noch profitiert die Osterholzer Klinik davon, dass sie in den Jahren von 1993 bis 2010 schwarze Zahlen geschrieben hat. So ist es möglich, den Verlust des vergangenen Jahres über die im Laufe der Jahre gebildeten Rücklagen auszugleichen. Die Kreistagspolitiker sind angesichts der Entwicklung dennoch beunruhigt, wie es weitergehen wird.

Die Befürchtung: Wenn die Substanz aufgebraucht ist, müsste der Landkreis aus seinem Haushalt in die Bresche springen, um das Überleben der Klinik zu retten. So weit wollen es die Politiker quer durch alle Fraktionen nicht kommen lassen. Sie sind sich einig, dass das Kreiskrankenhaus gute Arbeit leistet und für die medizinische Versorgung der Bürger einen wichtigen Beitrag leistet.

Klaus Vagt hofft, dass das Kreiskrankenhaus 2013 zumindest kurzfristig wieder schwarze Zahlen schreiben wird. Der Klinikchef berichtete, dass auf bundespolitischer Ebene offenbar die Einsicht gewachsen sei, dass den Kliniken geholfen werden müsse. Ein neues Gesetz, das den Krankenhäusern in den Jahren 2013 und 2014 Entlastung bringen soll, wird voraussichtlich im Juli durch den Bundesrat gehen. Doch Vagt dämpft allzu hohe Erwartungen: "Das ist keine Strukturreform, sondern ein kurzfristiges Hilfspaket", sagte er. Die Not werde durch die in Aussicht gestellte Einnahmeverbesserung gelindert, jedoch nicht behoben.

Kein Verständnis hat Vagt dafür, dass die Kliniken in Niedersachsen deutlich weniger für die Behandlung von Patienten erhalten als beispielsweise in Bremen. Der festgelegte Landesbasisfallwert liege in Niedersachsen um rund 90 Euro unter dem der Bremer. "Wir hätten rund 450000 Euro mehr an Einnahmen im Jahr, wenn unser Krankenhaus auf Bremer Gebiet stünde", rechnete Vagt vor. Eine Erklärung für den Unterschied gebe es nicht.

Der CDU-Kreistagsabgeordnete Rainer Sekunde forderte seine Kollegen im Ausschuss auf, sich auf Bundesebene für die Schaffung einer langfristigen Perspektive für die Krankenhäuser einzusetzen. Die anstehende Bundestagswahl biete eine gute Gelegenheit dazu.

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