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Gehaltsverzicht

OSK-Ärzte sträuben sich gegen Gehaltsverzicht

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Marburger Bund lässt das Sanierungskonzept platzen – Klinik-Geschäftsführung denkt über Kündigungen nach
Veröffentlicht:02.07.2013, 22:55

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Die 450 Ärzte ziehen nicht mit beim Sanierungskonzept für die Oberschwabenklinik: Zwar hatte sich die Geschäftsführung des Ravensburger Klinikverbundes mit den Verhandlungsführern der beiden Gewerkschaften Verdi (zuständig für Pflegekräfte und nicht-medizinisches Personal) und Marburger Bund (Ärztevertreter) am Montag dieser Woche bereits auf Eckpunkte eines Notlagentarifvertrags geeinigt. Doch die Medizinerbasis ließ den Deal am Dienstagabend nun platzen: Die Mehrheit der an der Oberschwabenklinik beschäftigten Ärzte ist nicht bereit, mit Gehaltseinbußen ihren Teil zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Klinik beizutragen.

Wie schon seit sechs Monaten wurde auch am Dienstag wieder den ganzen Tag über heißt diskutiert – gegen 20 Uhr entschwanden dann sämtliche Ärztevertreter sang- und klanglos. Geschäftsführer Sebastian Wolf blieb mit langem Gesicht, „sehr überrascht und enttäuscht“ zurück. Hatte er doch damit gerechnet, dass der Arbeitnehmerbeitrag, der im Vorschlag der Unternehmensberatung Kienbaum enthalten ist, durchgeht. Demzufolge sollen die rund 2800 OSK-Mitarbeiter – zusätzlich zu Zuschuss-Spritzen des Hauptgesellschafters Landkreis Ravensburg und innerbetrieblicher Optimierungsmaßnahmen – ein Solidaritätsopfer zur Rettung „ihrer“ Klink bringen. 2013 sollten die rund 2000 von Verdi vertretenen Angestellten jeweils auf 3 Millionen Euro, die etwa 450 Ärzte auf 1,4 Millionen Euro und die 400 nicht haustariflich gebundenen Beschäftigten auf 1,6 Millionen Euro verzichten.

Einbußen werden zurückgezahlt

2014 war vorgesehen, auf diese Weise nochmal maximal 6 Millionen Euro von den Mitarbeitern abzuzwacken.

Als Dankeschön, dass sie sich darauf einlassen, wurde den Ärzten ab Juli 2015 der Übergang vom Haus- in den Flächentarifvertrag in Aussicht gestellt – was für sie mehr Geld bedeutet. Insgesamt fallen dann jährlich 500 000 Euro mehr Bruttopersonalkosten für sie an. Sollte sich der Klinikverbund tatsächlich finanziell erholen, kann die Belegschaft auf eine Rückzahlung ihres finanziellen Einsatzes hoffen. In jedem Fall strebt die Geschäftsführung in der Konsolidierungsphase von 2015 bis 2019 „den stufenweisen Aufbau des marktüblichen Tarifniveaus, inklusive Gehaltserhöhungen an“, so Sebastian Wolf. Und: Wer mit im Boot ist, braucht keine betriebsbedingten Kündigungen zu befürchten. Auch auf Ausgliederung von Unternehmensbereichen will die Geschäftsführung verzichten.

Diese Zusicherung gilt nun für die Ärzte nicht mehr: Fließt das Geld, „das wir für die Kernsanierung brauchen“, wie Wolf klarstellt, von den Arbeitnehmern nicht freiwillig, „sind betriebsbedingte Kündigungen ein Thema“.

„Haben auch Ärzteüberhang“

Sollte die Gewerkschaft Verdi, die offenbar erneut eine Tarifkommission einberufen will, dem Sanierungskonzept trotz des Vetos der Ärzte die Stange halten, gilt für ihre Mitglieder Kündigungsschutz. OSK-Pressesprecher Winfried Leiprecht macht aber deutlich: „Die Analysen der Gutachter haben ergeben, dass wir auch einen Ärzteüberhang haben.“