Nordenham/Brake - Es sind zwar noch viele Fragen offen, aber eins steht inzwischen fest: In der Wesermarsch wird es in Zukunft nur noch eine Klinik geben. Darüber herrschte Einigkeit in einer Gesprächsrunde, zu der sich Vertreter der Krankenhausträger, des Landes Niedersachsen, des Landkreises sowie der Städte Nordenham und Brake am Mittwoch getroffen haben. Jörg Röhmann, Staatssekretär im Sozialministerium, leitete die viereinhalbstündige Zusammenkunft im Braker Kreishaus.
Bei dem Treffen bekamen alle Beteiligten die Möglichkeit, ihre Standpunkte darzulegen. Der Nordenhamer Bürgermeister Hans Francksen sprach anschließend von einer „sehr sachbezogenen und konstruktiven Atmosphäre“. Auch der stellvertretende Leiter der Kreisverwaltung, Hans Kemmeries, lobte das „gute Klima“ bei dem Meinungsaustausch.
Schwierige Finanzlage
Die Rhön-Klinikum AG, die das Krankenhaus in Nordenham betreibt und an ihrem halbfertigen Neubau in Esenshamm die Arbeiten auf unbestimmte Zeit gestoppt hat, sowie die Hospital-Gesellschaft Jade Weser, zu der das katholische St.-Bernhard-Hospital in Brake gehört, hatten schon im Vorfeld auf die schwierige Finanzierungssituation im Gesundheitssystem hingewiesen.
In der Gesprächsrunde machten die Vertreter der beiden Krankenhausträger noch einmal deutlich, dass eine Klinik der Grund- und Regelversorgung mit weniger als 150 Betten kaum wirtschaftlich zu führen sei. Das Vorhalten von medizinischen Großgeräten „in unmittelbarer regionaler Nähe“ – wie in Nordenham und Brake – sei auf Dauer nicht finanzierbar.
Vor diesem Hintergrund verständigte sich die Runde auf die Kernaussage, dass in der Wesermarsch „eine zukunftsorientierte stationäre Versorgung nur in einem Haus möglich ist“. Diese Klinik für den gesamten Landkreis sollte über rund 220 Betten verfügen.
Die große Frage ist jetzt, wo die künftige Wesermarsch-Klinik ihren Standort haben wird. Von den bislang drei Varianten ist eine seit Mittwoch kein Thema mehr: Ein Neubau in Brake kommt vor allem aus Kostengründen nicht in Betracht. Somit stehen jetzt die Fertigstellung des Klinik-Neubaus in Esenshamm, der um etwa 70 Betten aufgestockt werden müsste, und eine Erweiterung des St-Bernhard-Hospitals in Brake zur Diskussion.
Die beiden Krankenhausgesellschaften haben den Auftrag bekommen, sich auf einen Standort zu einigen und dafür eine entsprechende Begründung auszuarbeiten. In der Stadt, die ihr Krankenhaus verliert, soll eine „Kompensationsmöglichkeit“ geschaffen werden. Damit ist eine ambulante Einrichtung zur Erstversorgung gemeint.
Mitte bis Ende August soll der Standortvorschlag auf dem Tisch liegen. Dann müssen sich die politischen Gremien des Kreistages damit befassen. Der Erste Kreisrat Hans Kemmeries hat als Zielvorgabe abgesteckt, dass bis zum Ende dieses Jahres die Entscheidung über die Neuausrichtung der Krankenhauslandschaft in der Wesermarsch gefallen sein sollte.
Mindestens 30 Jahre
Bei der Zusammenkunft am Mittwoch machte Staatssekretär Jörg Röhmann deutlich, dass sich das Land Niedersachsen in einer Mitverantwortung sieht. Demnach ist mit Zuschüssen aus Hannover zu rechnen, wenn es zu einer Zusammenlegung der beiden Kliniken kommt. Als Voraussetzung gilt, dass die Wesermarsch eine „leistungsfähige Krankenhausstruktur“ bekommt. Zudem muss die Lösung langfristig ausgerichtet sein – „auf mindestens 30 Jahre“.
Zur Betriebs- und Gesellschaftsform der angestrebten Krankenhauskooperation zwischen Rhön und Jade-Weser gibt es noch keine Aussagen. Beide Seiten haben in einer Pressemitteilung jedoch betont, dass sie sich ihrer Verantwortung gegenüber dem Personal und damit der Sicherung der Arbeitsplätze bewusst seien. Die Projektleitung für den weiteren Abstimmungsprozess übernimmt die Hospitalgesellschaft Jade-Weser.