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Geburtsabteilung wird trotz Widerstand geschlossen

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Darunter auch Gemeindepräsident Ruedi Flückiger aus Schwarzenburg (Bildmitte rechts).
Die Geburtsabteilung des Spitals Riggisberg wird Ende Juli geschlossen werden.
Seit dies bekannt wurde, regte sich der Widerstand in der Belegschaft, aber auch in der Bevölkerung.

Die Leitung der Berner Spitalgruppe teilte am Dienstag mit, wie im März angekündigt werde der Betrieb Ende Juli eingestellt. Frauen, die nach dem 31. Juli in der Geburtshilfeabteilung von Riggisberg hätten gebären wollen, könnten dies in anderen Institutionen tun, heisst es in der Mitteilung weiter. Für diese Frauen seien Plätze gefunden worden.

Verwaltungsratspräsident Joseph Rohrer ergänzte auf Anfrage, der Schliessungsentscheid sei nochmals überprüft worden. Nach wie vor gelte, dass es mit der Schliessung um die Sicherheit von Mutter und Kind gehe. Das sei der Hauptgrund.

Offiziell begründet hatte die Spital Netz Bern AG den Entscheid im März mit ungenügender Wirtschaftlichkeit. In Interviews hatte Rohrer danach ausgeführt, der Betrieb einer Geburtshilfeabteilung bedeute eine 24-Stunden-Operationsbereitschaft für Notfälle. Das gehe ins Geld und zudem fehle es in Riggisberg an Fachärzten.

Das Spital Riggisberg soll sich in Zukunft als sogenanntes «Portalspital» der Berner Spitalgruppe um die medizinische Grundversorgung im Gantrischgebiet kümmern.

Etwa zehn Frauen noch ohne neuen Job

Im März hatte die Spital Netz Bern AG geschrieben, die Einstellung der Riggisberger Geburtshilfe solle zu keinen Kündigungen führen. Nun sind aber doch Kündigungen ausgesprochen worden, und zwar 29. Eine Mehrheit der Betroffenen hat aber laut Rohrer bereits einen neuen Job oder es liegt ihnen ein Angebot vor.

Rund zehn Frauen stehen bislang noch ohne neuen Job da: Neun Hebammen und eine der insgesamt sechs Pflegehilfen. Rohrer zufolge führe das dazu, dass die Spital Netz Bern AG einen Sozialplan brauche.

Der Spital-Netz-Bern-Verwaltungsratsvorsitzende führt weiter aus, nicht alle der heute in der Riggisberger Geburtshilfe tätigen Personen hätten eine andere Stelle innerhalb des Unternehmens angestrebt. «Von uns aus sind wir aber auf alle zugegangen».

Gegner: «Zum Glück gibts Spital-Standort-Initiative»

Für den im April gegründeten Verein «Pro Geburtshilfe Riggisberg» steht das Festhalten am Schliessungsentscheid im Zusammenhang mit der geplanten Fusion des Berner Spitalnetzes mit dem Inselspital. Es gehe darum, auch im Bereich Geburtshilfe einen allein gültigen Standard im Kanton durchzusetzen.

Es bestehe offensichtlich kein Interesse am Riggisberger Modell, das den Frauen die Freiheit gebe, auf welche Art und in welchem Umfeld sie ihre Kinder zur Welt bringen wollten. Dies, obwohl dieses Modell von den Frauen selber geschätzt werde und es dem Riggisberger Spital 2012 einen Geburtenzuwachs von 20 Prozent beschert habe.

«Zum Glück kämpft seit dem 26. Juni die kantonale Spital-Standort-Initiative für eine neue Spitalpolitik», schreibt der Verein in der Mitteilung. In dieser Initiative geht es auch um den Erhalt der Riggisberger Geburtshilfe während mindestens weiteren acht Jahren und um den Erhalt von Landspitälern.

«Frauenfeindliche Gesundheits- und Sparpolitik»

Auch das Komitee «Riggisberg ist überall» meldete sich am Dienstag zu Wort. Es schreibt in einer Mitteilung, die Führung der Spital Netz Bern AG zeige mit dem Entscheid ihre «Ignoranz für das Initiativrecht und den demokratischen Prozess, welcher mit der 'Spital-Standort-Initiative' in Gang gesetzt wurde.»

Als «erneute Schwächung einer ländlichen Region» bezeichnet der Riggisberger Gemeinderat die neuste Entwicklung. Die Spital Netz Bern AG nehme die Gefährdung des Spitals Riggisberg insgesamt in Kauf. Von einer «frauenfeindlichen Gesundheits- und Sparpolitik» spricht der Schweizerische Hebammenverband.

SDA/cls