Letztes Geburtshaus der Ostschweiz schliesst

Das Geburtshaus Graubünden stellt Ende Juli den Betrieb ein. Und das, obwohl es ausgelastet ist und finanziell gut dasteht.

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Die Hebammen in Graubünden sind am Anschlag (Bild: Keystone)

Die Hebammen in Graubünden sind am Anschlag (Bild: Keystone)

(sda) Bis hinauf zu den Niederlanden habe man nach Geburtshelferinnen gesucht, sagte Christina Isenmann, Geschäftsführerin und Hebamme, zu einem Bericht des «Regionaljournals Ostschweiz und Graubünden» von Radio SRF. Inserate in sämtlichen Fachzeitschriften, Kontakte mit Berufsverbänden, Suche bei Personalvermittlungen – alles war ohne Erfolg. An den Anstellungsbedingungen sei es nicht gelegen. «Bei uns verdienen Hebammen bedeutend mehr als im Kantonsspital», erklärte Isenmann. Zudem gebe es in der Schweiz keinen echten Hebammenmangel.

Zu grosse Verantwortung

Bei Geburtshäusern und kleinen Regionalspitälern herrsche aber «faktisch» ein Mangel an Geburtshelferinnen. Die Ursache sieht Isenmann in der grossen Verantwortung, die auf den Hebammen lastet, wenn sie eine Geburt ohne einen Arzt betreuen. Die meisten Hebammen würden diese Verantwortung nicht übernehmen wollen. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach den Leistungen des Geburtshauses riesig. Mit drei Wochenbettzimmern und einem Geburtszimmer stösst man im bündnerischen Jenins bereits an die Kapazitätsgrenzen.

Hebammen «am Anschlag»

So gefragt das Angebot auch ist, das Geburtshaus Graubünden kann es nicht weiter aufrechterhalten. Zwar beschäftigt die privatwirtschaftliche Institution insgesamt 14 Personen, neben Isenmann aber nur noch eine weitere Hebamme. Die zwei Hebammen können den Betrieb mit der notwendigen 24-Stunden-Bereitschaft nicht länger allein aufrechterhalten. Idealerweise hätte Isenmann das Hebammen-Team auf vier Personen verstärken wollen, notfalls hätte auch schon eine einzige zusätzliche Geburtshelferin ausgereicht. Doch nicht einmal die fand sich.

Das hat in der Ostschweiz für werdende Mütter Konsequenzen. Zum Gebären bleibt ihnen kaum mehr eine Alternative zum Spital. Hausgeburten können die Lücke nicht füllen. Wie im Geburtshaus ist auch dort den Hebammen die Verantwortung zu gross.

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