Eine Milliarde für sankt-gallische Spitäler

Mehrere Spitäler im Kanton St. Gallen müssen erneuert und ausgebaut werden. Die Kosten: knapp eine Milliarde Franken. Grund ist ein faktischer Investitionsstopp in den letzten 15 Jahren.

Jörg Krummenacher, Grabs
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Die geplante Schliessung einiger Regionalspitäler war politisch nicht durchsetzbar, im Bild: Die Intensivstation des Spitals in Flawil. (Bild: Gaetan Bally/Keystone)

Die geplante Schliessung einiger Regionalspitäler war politisch nicht durchsetzbar, im Bild: Die Intensivstation des Spitals in Flawil. (Bild: Gaetan Bally/Keystone)

Seit neun Jahren bewegt sich St. Gallens gesundheitspolitischer Vierspänner auf vergleichsweise ruhigem Pflaster. «Quadriga» nennt sich die Strategie mit neun Spitälern, die auf vier Spitalregionen aufgeteilt sind und ein Netzwerk bilden. Die Regionalspitäler werden dabei vom Kantonsspital unterstützt.

Bis 2004 herrschte indes ein kräftiges Durcheinander in der sankt-gallischen Spitalpolitik, in dessen Folge das erzürnte Stimmvolk dem damaligen Gesundheitsdirektor Anton Grüninger die Wiederwahl deutlich verweigerte. Seine Nachfolgerin, Heidi Hanselmann, ist noch immer im Amt. Sie zog wie die Gesamtregierung ihre Lehren aus dem Misstrauensvotum des Volkes. Insbesondere akzeptierte sie, dass sich die Schliessung einzelner Regionalspitäler, wie das einst für Wattwil, Flawil und Altstätten im Raum stand, politisch nicht durchsetzen lässt. Die verordnete Ruhe der letzten Jahre führte im sankt-gallischen Spitalwesen allerdings auch zu einem ausgeprägten Investitionsstau: Für die letzten 15 Jahre ist beinah von einem Baumoratorium im Spitalbereich zu sprechen.

Massiver Nachholbedarf

Die Folge, längst absehbar, zeigt sich nun konkret. In mehreren Spitälern stehen dringende Vorhaben an, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Die Regionalspitäler Linth, Wattwil, Grabs und Altstätten sollen saniert und erneuert werden, das Kantonsspital St. Gallen wartet auf zwei Neubauten mit 700 Betten, und auch das Ostschweizer Kinderspital mit Standort St. Gallen bedarf eines Neubaus.

Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann und Baudirektor Willi Haag starteten am Montag im Spital Grabs eine kleine Tournee durch die Regionen, in deren Rahmen sie die Notwendigkeit des anstehenden Investitionspakets aufzeigen wollen. Detailliert präsentiert wird es mittels regierungsrätlicher Vorlage allerdings erst im Verlauf dieses Herbstes. Damit mag zu tun haben, dass noch unterschiedliche Zahlen zum voraussichtlichen Investitionsbedarf aufscheinen: In der einen Zusammenfassung ist von 930,6 Millionen Franken die Rede, in der andern von 935 Millionen Franken. Zählt man die Einzelprojekte zusammen, wie sie im Juni vor dem Spitalkader skizziert wurden, ergibt sich gar ein Betrag von 998 Millionen Franken.

So oder so: Die Investition von knapp einer Milliarde Franken wird in der sankt-gallischen Politik zu reden geben. Hanselmann wie Haag machten indes klar, dass es unhaltbar sei, die Investitionen nochmals hinauszuzögern, weil dies eine vernünftige medizinische Grundversorgung gefährden würde. Zudem müsse eine Abwanderung sankt-gallischer Patienten in ausserkantonale Spitäler samt dem damit verbundenen Abfluss von Steuergeldern verhindert werden.

Sechs Einzelvorlagen

Bewusst wird Parlament und Stimmvolk ein Gesamtpaket vorgelegt, das die sankt-gallischen Spitäler als austariertes Netzwerk gegenseitiger Synergien und Kooperationen weiterentwickeln will. Faktisch wird das Stimmvolk im November 2014 aber über sechs unabhängige Bauvorlagen zu entscheiden haben. Die Investitionen sollen sich anschliessend über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten hinziehen. In einem weiteren, davon unabhängigen Schritt schlägt die Regierung sodann vor, die Bauten an die Spitalregionen zu übertragen.