Monheim St.Josef-Klinik: Honorarärzte zu teuer

Monheim · Dem Kplus-Verbund gelang es nicht, freie Stellen zu besetzen. Die hohen Honorar-Kosten trugen zum Defizit bei.

 Die überraschende Schließung der Notfallambulanz war der erste Schritt zur vorgezogenenAufgabe des Krankenhauses.

Die überraschende Schließung der Notfallambulanz war der erste Schritt zur vorgezogenenAufgabe des Krankenhauses.

Foto: rm-

Erst nach der Schließung der St.-Josef-Klinik wird jetzt bekannt, in welch großem Umfang der Kplus-Verbund in Monheim Honorarärzte beschäftigt hat, um nicht nur die Notfallversorgung aufrechterhalten zu können, sondern überhaupt den Krankenhausbetrieb. Denn das Arbeitszeitgesetz legt eine tägliche Höchstarbeitszeit fest und erklärt die gesamte Zeit eines Bereitschaftsdienstes zu Arbeitszeit.

"Wir wenden im Verbund jährlich zwei Millionen Euro für Honorarärzte auf, in Monheim waren es allein 1,2 Millionen", erklärt der stellvertretende Geschäftsführer, Wolfram Bannenberg, um die Größenordnung fassbar zu machen. Das Problem dabei: "Die Vergütung ist doppelt so hoch wie bei tariflich bezahlten angestellten Ärzten." Dazu komme dann oft noch eine Provision an die Agentur, die den Leiharzt ("Doc to rent") vermittelt.

Nach Ansicht der Stadt setzte die Krise des Hauses 2009 ein, als der Kplus-Verbund die Schließung der Chirurgie und Pläne für eine geriatrische Abteilung ankündigte: Nach dem Weggang wichtiger Mitarbeiter einschließlich des Chefarztes der Chirurgie wurden freie Stellen durch teure Honorarärzte besetzt. "Offenbar war der Kplus-Verbund als Arbeitgeber nicht attraktiv genug, um Ärzte dauerhaft unter Vertrag zu nehmen", sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann.

Dem widerspricht Bannenberg nicht. Der vielbeklagte Ärztemangel mache auch vor Monheim nicht halt. Zudem sei eine kleine Einheit wie das Monheimer Krankenhaus für viele Ärzte nicht so attraktiv gewesen, weil sich die Nacht- und Wochenenddienste auf weniger Köpfe verteilten. Darüber hinaus war die Zukunft des Hauses immer mit einem Fragezeichen behaftet. "Heutzutage gibt es genügend Alternativen für Ärzte, die nicht im Krankenhaus arbeiten wollen", sagt Bannenberg.

Nach einer Studie der Bundesärztekammer von 2011 ist es neben der guten Bezahlung die Freiheit, das Arbeitsmaß selbst bestimmen und damit Familie und Beruf besser in Einklang bringen zu können, die Ärzte motiviert, auf Honorarbasis zu arbeiten. Außerdem der Unwille, sich in eine Hierarchie einbinden zu lassen. Viele Mediziner sind einfach unzufrieden mit den derzeitigen Strukturen im deutschen Gesundheitswesen.

Wo es um die Kernkompetenz, die Arbeit am Patienten, geht, raten Experten jedoch von einem täglichen Durchwechseln der Honorarkräfte dringend ab. Dies beeinträchtige nicht nur das Vertrauen der Patienten, sondern auch das der zuweisenden niedergelassenen Ärzte.

In der St.-Josef-Klinik arbeiteten die Leihärzte wochen- und tageweise. Dabei habe man sich um personelle Kontinuität bemüht, so Bannenberg, schließlich müsse sich der Arzt mit den hauseigenen Abläufen, Besonderheiten der Organisation sowie den Geräten vertraut machen, damit die Behandlungsqualität nicht gefährdet ist.

Insgesamt hat diese sehr teure Beschäftigungs-Variante dazu beigetragen, dass die Fixkosten weiter gestiegen sind, während die Einnahmen aus den Fallpauschalen kontinuierlich sanken, räumt Bannenberg ein. Ein Teufelskreislauf also: Ohne Honorarärzte ging es nicht — aber mit zu vielen nahmen die Betriebskosten überhand.

(RP)
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