Nach einem Jahr Verhandlung:RHM-Gruppe übernimmt Buchbergklinik

Der neue Eigentümer will in den nächsten drei Jahren einen siebenstelligen Betrag in das Tölzer Fachkrankenhaus stecken. Endrik Ernst zeigt sich erleichtert über den Verkauf.

Von Suse Bucher-Pinell

Die Buchbergklinik hat einen neuen Besitzer. Am Montag hat die RHM- Klinikgruppe mit Sitz im pfälzischen Deidesheim die Verträge zur Übernahme der traditionsreichen Tölzer Fachklinik für Physikalische Medizin und medizinische Rehabilitation unterschrieben. Das Haus mit 246 Betten, mitten im Grünen am westlichen Stadtrand gelegen, ist die derzeit größte Tölzer Klinik für Anschlussheilbehandlungen nach einem Krankenhausaufenthalt und stationären Rehabilitationsmaßnahmen. Behandelt werden Patienten der Fachgebiete Neurologie, Orthopädie und Innere Medizin behandelt.

Buchbergklinik

Die Buchbergklinik ist die derzeit größte Tölzer Klinik für Anschlussheilbehandlungen nach einem Krankenhausaufenthalt. Sie hat 246 Betten und liegt mitten im Grünen am westlichen Stadtrand.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die RHM-Klinikgruppe will die Buchbergklinik ohne Unterbrechung weiterführen und das Gebäude im laufenden Betrieb renovieren und modernisieren, um für die Patienten ein "Vier-Sterne-Hotelniveau" zu schaffen. Das sagte RHM-Geschäftsführer André M. Schmidt. Ihn reize dabei nicht die Privatpatientenquote, das hochwertige Ambiente soll gerade auch den Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen und Rentenversicherung zugute kommen. "Wir wollen als RHM messbare medizinische Qualität, messbaren Hotelstandard und messbare hohe Servicequalität", beschreibt Schmidt.

Die rund 180 Mitarbeiter im therapeutisch-medizinischen Bereich sowie in der Pflege werden nach seinen Aussagen übernommen. Die Verwaltung wird künftig zwar zentral vom Hauptsitz Deidesheim aus gesteuert. Auf die Erfahrung der zwei, drei bisher in der Buchbergklinik dafür zuständigen Beschäftigten will Schmidt dennoch nicht verzichten und sie stattdessen an anderer Stelle im Haus einsetzen.

Die Buchbergklinik ist eine der wenigen Tölzer Kliniken, die nach den Reformen und Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen Mitte der 1990er Jahre den Übergang von der Sozialkur zur Anschlussheilbehandlung und Rehabilitation geschafft haben. 1976 unter Mitwirkung der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), der Vorgängerin der heutigen Deutschen Rentenversicherung Bund, gebaut, waren es zunächst Kurgäste, die dort medizinisch begleitet vier oder sechs Wochen zur Erholung und Regeneration verbrachten. Heute kommen Patienten meist direkt aus dem Krankenhaus nach Hüft- oder Knieoperationen, Schlaganfällen, Operationen am Gehirn oder Rückenmark oder Eingriffen am Herzen in die Buchbergklinik, um weiter therapiert und gesund zu werden. Schmidt spricht zwar von einem guten Zustand des Hauses, dennoch plant die RHM-Klinikgruppe in den nächsten drei Jahren einen siebenstelligen Betrag in die Renovierung des Hauses zu stecken. "Das haben wir den Kostenträgern versprochen", sagt Schmidt. Dazu gehörten beispielsweise auch barrierefreie Bäder in den Zimmern, um das Haus auf RHM-Niveau zu bringen. Räume seien ausreichend vorhanden, ein Anbau sei nicht nötig, sagt er, schließt eine Erweiterung zu einem späteren Zeitpunkt aber auch nicht aus.

Mit der Buchbergklinik erwirbt die RHM-Klinikgruppe erstmals einen Standort in Bayern. Das 1978 gegründete und nach den Initialen seines Gründers Rolf Henning Mayer benannte Unternehmen beschäftigt derzeit insgesamt 1700 Mitarbeiter an zehn Standorten in Deutschland und bezeichnet sich als eines der führenden Gesundheitsunternehmen im Land. Akut- und Rehabilitationskliniken sowie Alten- und Pflegeheime gehören zum Portfolio der Gruppe, die weiter wachsen will. Bis zum Jahr 2020 will sie nach den Worten von Schmidt in der Nähe jedes Ballungsraums in Deutschland vertreten sein. Das Einzugsgebiet München ist mit dem Erwerb der Buchbergklinik nun abgedeckt. Die Verhandlungen mit dem Tölzer Traditionshaus dauerten rund ein Jahr. Schmidt begründet das vor allem mit komplizierten Eigentumsverhältnissen, mit dem Klinikbetrieb habe das nichts zu tun gehabt.

Endrik Ernst indes ist froh über den Verkauf, zu dessen Konditionen er keine Angaben machen will. Er war mit seinem Bruder Edzard Ernst, dem weltweit einzigen Lehrstuhlinhaber für Alternativmedizin, Gesellschafter der Alpen-Sanatorium GmbH&Co. KG. Ihr gehörte die Buchbergklinik, bis 1997 auch die Oberlandklinik, bis 2001 der Kaiserhof. Beide Häuser wurden geschlossen, nur die Buchbergklinik behielt Bestand. Die Brüder, beide deutlich in den Sechzigern, entschieden sich aus Altersgründen zu dem Schritt. Nachdem das Management bis vor einiger Zeit in den Händen der Sana-Kliniken gelegen hatte, diese den Vertrag aber kündigten, musste eine andere Lösung gefunden werden. "Wir waren gezwungen, eine Alternative zu suchen", sagt Endrik Ernst. Der Generationenwechsel soll nun die Zukunft sichern und Platz für Innovationen und Investitionen schaffen.

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