Spital Limmattal
Pflegepersonal arbeitet gern im Spital Limmattal

Die Pflegerinnen und Pfleger sind mit ihrer Arbeit am «Limmi» zufrieden - in den meisten Punkten sogar sehr. Stolze 95 Prozent der Angestellten gaben an, dass sie das Pflegezentrum als Arbeitgeber weiterempfehlen würden.

Sophie Rüesch
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95 Prozent des Pflegepersonals gaben in der anonymen Umfrage an, dass sie das «Limmi» als Arbeitgeber weiterempfehlen würden.

95 Prozent des Pflegepersonals gaben in der anonymen Umfrage an, dass sie das «Limmi» als Arbeitgeber weiterempfehlen würden.

Limmattaler Zeitung

Shurp-Studie: Zusammenhänge erkennen

Mit dem Swiss Nursing Homes Human Ressources Project (SHURP) will das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel die Zusammenhänge zwischen organisatorischen Merkmalen von Pflegeheimen, der Pflegequalität sowie der Zufriedenheit des Pflegepersonals analysieren. Es ist in der Schweiz die erste umfassende Studie, die sich mit dem Thema im Langzeitbereich befasst. Daten wurden in rund 160 Pflegeheimen in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz durch die Befragung von rund 7000 Pflege- und Betreuungspersonen sowie den Abteilungsleitenden gesammelt. Die Daten sind mittlerweile erhoben. In einem weiteren Schritt wird in der Substudie RESPONS (Residents Perspectives Of Living in Nursing Homes in Switzerland) die Pflegequalität aus der Sicht der Patienten beurteilt. An dieser Studie beteiligt sich nur noch rund ein Viertel der Institutionen, die an der SHURP-Studie teilnahmen - darunter auch das Spital Limmattal. Zusammen sollen die SHURP- und
RESPONS-Studien ein vertieftes Verständnis der Pflegequalität in Schweizer Pflegeinstitutionen ermöglichen.

Astrid Hunter ist zufrieden. Kein Wunder: Die Leiterin des Pflegezentrums des Spitals Limmattal hält die «beachtlichen Resultate» der sogenannten SHURP-Studie in der Hand (siehe Box). Diese zeigen: Die Pflegerinnen und Pfleger sind mit ihrer Arbeit am «Limmi» zufrieden - in den meisten Punkten sogar sehr.

Dass Arbeitsklima und Betreuungsqualität eng miteinander zusammenhängen, ist nichts Neues. Wie diese Faktoren mit organisatorischen Gegebenheiten der Pflegeinstitutionen zusammenhängen, das wollte das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel nun in einer repräsentativen Studie herausfinden.

Die ausgewerteten Daten des Pflegezentrums im «Limmi» lassen sich sehen. Die Resultate der anonymen Personalbefragung zeigen in den meisten Punkten eine Zufriedenheit von zwischen 90 und 98 Prozent. Stolze 95 Prozent der Angestellten gaben an, dass sie das Pflegezentrum als Arbeitgeber weiterempfehlen würden.

Tiefe Personalfluktuation

Leiterin Astrid Hunter sieht darin einen direkten Zusammenhang zur Personalpolitik des Pflegezentrums. «Wir achten darauf, gutes Personal lange bei uns zu behalten und damit die Personalfluktuation möglichst tief zu halten.» Das wirke sich nicht nur auf die Betreuungs-, sondern eben auch auf die Arbeitsqualität aus: «Je mehr Leute über längere Zeit hier sind, desto mehr kann man zusammen aufbauen - und das ist auch für das Personal sehr befriedigend.»

Ihren Teil zur Mitarbeiterzufriedenheit beigetragen hat auch die Umsetzung der Palliative-Care-Philosophie im Pflegezentrum, die 2012 mit einem Qualitätslabel ausgezeichnet wurde. «Die jüngsten Entwicklungen in der palliativen Pflege setzten bei unserem Personal sehr viel Energie und Kraft frei», so Hunter. Das hat einen einfachen Grund: Die gesamtheitliche Pflege Sterbender wird vom Pflegepersonal «als sehr sinnvolle Arbeit wahrgenommen».

Dies schlägt sich auch in der Studie nieder: Gerade mal 1,2 Prozent der Betreuerinnen und Betreuer gaben an, in der Pflege von Sterbenden überfordert zu sein. Auch das dürfte eine Folge einer umsichtigen Personalstrategie sein, die nicht nur stark auf Weiterbildungen für das gesamte Pflegepersonal setzt, sondern auch auf die Betreuung der Betreuenden. «Unsere Mitarbeitenden werden mit dem schwierigen Thema Tod nicht alleine gelassen», so Hunter. Dafür sorgen Ärzte, Sozialarbeiter und Seelsorger, die das Pflegepersonal in seiner Arbeit unterstützen.

Knackpunkt Stresserkennung

Hunter fühlt sich durch die Studie bestätigt, dass das Arbeitskonzept des Pflegezentrums funktioniert - auch für die Angestellten. In einem Punkt aber offenbart die Studie Handlungsbedarf: Bei sämtlichen Fragen zum Thema Stresserkennung erhielt das Pflegezentrum ungenügende Noten. Das will heissen: Das Pflegepersonal fühlt sich selbst bei grossem Stress nicht überfordert.

Was eigentlich nach einer guten Sache klingt, könne im Pflegekontext kritisch sein. Entspricht die subjektive Einschätzung des Personals nicht der Realität, kann dies zu vorübergehenden Fehlleistungen führen. Von diesem Resultat ist Hunter überrascht - und vorläufig noch ratlos, worin die Ursache zu suchen ist. Denkbar wäre die möglicherweise missverstandene Fragestellung.

Aufklärung könnten die Studienleiter schaffen: Zur Partizipation an der Umfrage gehört nämlich auch eine Beratung zu jenen Punkten, in denen eine Institution nicht so gut abschnitt. «Ich bin gespannt auf die Empfehlungen der Experten und die Vergleichswerte der anderen Institutionen. Jede erkannte Schwachstelle ist eine Chance, sich zu verbessern», sagt Hunter. Bessere Stresserkennungs-Strategien dürften gar zum nächsten Jahresziel erkoren werden.

Nun kommen Patienten zu Wort

Die Mitarbeiterbefragung im Rahmen der SHURP-Studie ist für das Spital Limmattal erst der Anfang. Aus wenigen wurde es ausgewählt, im Winter auch an der Nachfolgestudie RESPONS teilzunehmen, bei der die Patienten zu Wort kommen sollen (siehe Box). Hunter freut sich darüber; mit der Perspektive der Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegezentrums würden die Ergebnisse der Personalbefragung in einen umfassenderen Kontext gestellt.

Dass die Patienten der Lebens- und Pflegequalität im «Limmi» schlechtere Noten geben könnten als die Angestellten, befürchtet sie nicht. «Ich erwarte gute Resultate», sagt sie, «die Frage ist, wie gut.»