Spitäler
Doppelt und dreifach: Baselland zählt Patienten falsch

Die Baselbieter Patientenzahlen im Universitätsspital Basel sind nach den Neuerungen der letzten Monate in die Höhe geschnellt. Das erstaunte Fachleute und Journalisten. Doch die Zahlen sind nur so hoch, weil die Patienten mehrfach gezählt wurden.

Esther Jundt
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Wird eine Patientin von einem Baselbieter Spital ans Basler Unispital überführt, zählt sie als neuer Fall.

Wird eine Patientin von einem Baselbieter Spital ans Basler Unispital überführt, zählt sie als neuer Fall.

Keystone

Die Spitäler in der Region erlebten in den letzten Monaten zahlreiche markante Veränderungen. Sie wurden verselbständigt und Fallkostenpauschalen wurden eingeführt. Damit erhielten die Patienten die Möglichkeit, ein Spital selbst zu wählen.

Diese Neuerungen brachten auch Überraschungen: So berichtete das Universitätsspital Basel (USB) von einer Zunahme der Patientenzahlen um 2,7 Prozent im stationären Bereich. Aus dem Baselbiet seien 2012 über zehn Prozent mehr Patienten im Unispital stationär oder ambulant behandelt worden, berichteten deren Vertreter bei der Präsentation der Jahresrechnung.

Das erstaunte die Fachleute und Journalisten, denn weder die Privatspitäler noch das Kantonsspital Baselland stellten einen markanten Rückgang der stationären Patienten fest. Das Kantonsspital Baselland registrierte an seinen Standorten in Liestal, Laufen und auf dem Bruderholz sogar eine Zunahme der ambulanten Behandlungen.

In den Medien war von einer erstaunlichen «Vermehrung» der Patienten aus dem Baselbiet die Rede. Politiker und Spitalvertreter konnten sich diese nur mit der angeblichen Überalterung des Landkantons erklären.

Jeder Spitalwechsel zählt neu

Recherchen der bz zeigen nun aber, dass weder eine Epidemie im Kanton Baselland noch die Überalterung die Baselbieter massenweise in die Spitäler treibt. Vielmehr ist die Zählung der Patienten ein Grund für das Phänomen.

Jährlich müssen sich mehrere Hundert Baselbieter Patienten im Universitätsspital Basel einer spezialisierten Operation oder Behandlung unterziehen, die im Kanton Baselland nicht angeboten wird. Viele dieser Patienten werden zuerst in einem Baselbieter Spital betreut. Beim Ersteintritt im Kanton Baselland werden diese Patienten als «neuer Fall» aufgenommen. Bei der anschliessenden Überführung ins Universitätsspital werden die gleichen Patienten in Basel ebenfalls als «neuer Fall» und somit als neuer Patient registriert, wie Mediensprecher Martin Jordan auf Anfrage sagte.

Im Jahre 2010 kamen 455 Baselbieter Patienten aus einem Spital ihres Heimatkantons ins USB, im Jahre 2011 waren es 471 und im letzten Jahr 368. Diese Patienten wurden mehrfach gezählt, sofern sie mehr als 24 Stunden oder auch nur eine Nacht im Unispital verbracht haben. Die meisten Baselbieter Patienten, die eine spezialisierte Behandlung benötigten, dürften länger in der Stadt geblieben sein. Genaue Angaben dazu gibt es nicht.

Rechnung wird nicht verfälscht

Nun gibt auch Baselbieter Patienten, die nach einer erfolgreichen Operation zur Nachbehandlung wieder in ein Baselbieter Spital zurückgebracht werden. Diese werden zum Teil nochmals als Neueintritt registriert; dies gilt vor allem dann, wenn die Patienten stationär betreut werden mussten und weiterhin müssen.

Laut Christine Frey, Mediensprecherin des Kantonsspitals Baselland, sieht SwissDRG für solche Situationen Fallzusammenführungen vor. Diese erfolgen vor allem dann, wenn der Wiedereintritt innerhalb von 18 Tagen erfolgt ist. Es gebe genaue Regeln und Definitionen dazu. Es sei aber schwierig aufzuzeigen, wie viele Patienten im Kantonsspital Baselland mehrfach gezählt werden. Laut Frey wird der Bund im November genauere Patientenzahlen veröffentlichen.

Die Doppelzählungen der gleichen Patienten haben keine Auswirkungen auf die Abrechnung. Sowohl vom USB wie vom Kantonsspital Baselland war zu erfahren, dass die Kosten unter den Spitälern abgerechnet werden. Auch das werde von SwissDRG vorgeschrieben, betonte Jordan.