Eichstätt
"Finanziell kann nichts passieren"

Klinikallianz Mittelbayern: Personalquerelen an Pfaffenhofener Ilmtalklinik haben keine Auswirkungen

06.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:42 Uhr

Im Kreuzfeuer: die Ilmtalklinik in Pfaffenhofen, hier der Eingang. Nach verschiedenen Vorwürfen wurde deren Geschäftsführer Marco Woedl beurlaubt. Jetzt wurde mit dessen Vorgänger Hans Huber eine Interimslösung gefunden. - Foto: str

Eichstätt/Pfaffenhofen (EK) Die Krise an der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen hat keine Auswirkungen auf die über die Klinikallianz Mittelbayern mit Pfaffenhofen verbundenen Häuser in Eichstätt und Kösching. Das sagte der Aufsichtsratschef der Allianz, Landrat Anton Knapp, gegenüber unserer Zeitung.

Ende Juli hatte der Geschäftsführer der Pfaffenhofener Ilmtalklinik, Marco Woedl, seinen Rückzug angeboten – und wurde keine zehn Tage später vom Kreistag mit sofortiger Wirkung beurlaubt (wir berichteten). Mittlerweile suchen die Kreisgremien von Pfaffenhofen händeringend einen Nachfolger für Woedl. Der hätte bereits zum 1. September Gewehr bei Fuß stehen sollen. Allerdings haben sich die zuständigen Gremien schwer getan, sich für eine Lösung zu entscheiden.

Für eine mögliche Vertragsauflösung Woedls steht eine Abfindungszahlung in Höhe von 450 000 Euro im Raum; außerdem braucht die Klinik dringend Finanzmittel, um die laufenden Ausgaben bestreiten und Löhne und Gehälter zahlen zu können. Bis hierhin wäre alles eine Angelegenheit des Landkreises Pfaffenhofen.

Aber: Woedl war zugleich Geschäftsführer der erst seit Jahresbeginn operierenden Klinikallianz Mittelbayern. Und die ist ein interkommunaler Zusammenschluss der Häuser in Eichstätt und Kösching sowie Pfaffenhofen und Mainburg. Über diese sollten Dinge wie etwa gemeinsames Controlling, gemeinsamer Abschluss von Wartungsverträgen oder eine gemeinsame Personalverwaltung abgewickelt werden. Die beiden Geschäftsführer (in Personalunion für die jeweiligen Kliniken zuständig – Woedl für Pfaffenhofen und Lorenz Meier für die Kliniken im Naturpark Altmühltal) sind durch die neuen Strukturen nicht mehr in ihren Häusern angestellt, sondern bei der Holding, also der Klinikallianz Mittelbayern, beschäftigt.

Hat also die Klinik-Krise an der Ilm auch Auswirkungen auf die Klinikallianz, im schlimmsten Fall auf die Kliniken Eichstätt oder Kösching? Nein, sagt Landrat Anton Knapp (Foto). Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Allianz. „Finanziell kann hier nichts passieren.“ Lediglich die Effektivität der Arbeit bleibe derzeit ein wenig auf der Strecke – aber die Allianz sei „handlungsfähig“. Finanziell wären auch der Landkreis beziehungsweise die Kliniken im Naturpark Altmühltal nicht betroffen. Die Bezahlung der Geschäftsführer erfolgt zwar nach den Konditionen der jeweiligen Kliniken, die Gelder werden aber von dort an die Holding überwiesen und von dort ausgezahlt. Dennoch hängt die Allianz nicht mit drin, wenn es etwa, wie aktuell, um Abfindungszahlungen geht. Für Woedls Vertragsauflösung müsste das Geld aus dem Pfaffenhofener Säckel kommen, es würde lediglich von der Holding ausbezahlt.

Nur im Extremfall, nämlich dann, wenn die Ilmtalklinik in die Insolvenz überführt würde, wäre die Allianz betroffen. Dann wären fünf Prozent des Stammkapitals, mit dem die Klinikallianz an der Subgesellschaft Pfaffenhofen beteiligt ist, weg. „Das sind allerdings keine Riesenbeträge“, beruhigt Knapp, ohne genaue Zahlen zu nennen. Diese Gefahr scheint nun aber vom Tisch: Nach einem Kreistagsbeschluss in Pfaffenhofen vom Mittwochabend hilft der Kreis nun als Gewährsträger aus.

Das war auch dringend notwendig, waren doch nach Informationen unserer Zeitung die liquiden Mittel der Klinik bereits auf ein beunruhigend niedriges Niveau geschrumpft. Die benötigten Finanzmittel liegen bei 4,1 Millionen Euro. Dabei muss die Klinik auch gegen ein großes Problem ankämpfen: dramatische Einbrüche bei den Patientenzahlen. Gegenüber dem Vorjahr ging der Umsatz im zweiten Quartal um fast 15 Prozent zurück. In Mainburg, wo das zweite Haus der Ilmtalklinik steht, sieht es dagegen weit besser aus: Hier wurde ein Umsatzplus von 27,7 Prozent verbucht. Dennoch wird es insgesamt auf ein Defizit hinauslaufen. Wie hoch, das will derzeit keiner voraussagen.

Am Mittwochabend fiel außerdem die Entscheidung über eine Zwischenlösung: Hans Huber wird die Klinik vorübergehend führen. Huber, der vor drei Jahren als Klinik-Chef in Pension ging, wird durch Christian Degen (33) unterstützt: Er war bislang Leiter des Rechnungsprüfungsamtes im Landratsamt und soll nun als kommissarischer kaufmännischer Leiter die Finanzen der Klinik ordnen. Eine dauerhafte Besetzung des Postens dürfte wohl etwa sechs Monate dauern. Die Stelle des Klinik-Geschäftsführers soll jetzt über die Bayerische Krankenhausgesellschaft ausgeschrieben werden.

Über die Abberufung Woedls und die Neubesetzung des Postens muss übrigens nicht nur der Kreistag von Pfaffenhofen, sondern auch der Aufsichtsrat der Klinikallianz abstimmen. „Aber wir tun das erst, wenn das in Pfaffenhofen sauber geklärt ist“, erklärt der Eichstätter Landrat. Das scheint nun – zumindest vorläufig – der Fall zu sein.

Damit ist aber das Gezerre noch nicht zu Ende. Gegen den Pfaffenhofener Landrat läuft eine Dienstaufsichtsbeschwerde (wir berichteten). Nachdem der Pfaffenhofener Bürgermeister Thomas Herker sein Aufsichtsratsmandat hingeschmissen hat, steht auch die Frage nach der Besetzung des Aufsichtsrates in der Diskussion. Die FDP hat die Frage nach der Gremienbesetzung aufgebracht – nach parteipolitischen oder wirtschaftlichen Gesichtspunkten? „Wir sind hier mittlerweile auch in einem politischen Schlagabtausch“, bedauert Landrat Anton Knapp. Und der nütze keinem – dem Krankenhaus nicht und den betroffenen Politikern auch nicht.