Die Berliner Fresenius-Tochter Helios wird für 3,07 Milliarden Euro 43 Kliniken der Rhön-Klinikum AG übernehmen. Damit entsteht die größte Krankenhauskette Europas - mit einem Milliardenumsatz.

Der Gesundheitskonzern Fresenius kauft für gut drei Milliarden Euro einen Großteil von Rhön-Klinikum und schafft damit einen Krankenhaus-Giganten in Deutschland. Mit dem Geschäft, das beide Konzerne am Freitag um 0.52 Uhr verkündeten, nimmt der monatelange Kampf um die Vorherrschaft am deutschen Klinikmarkt eine unerwartete Wendung. „Die Blockade ist aufgehoben – die Kuh ist vom Eis“, sagte ein Beteiligter.

Die Transaktion stehe noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch das Bundeskartellamt und im Einzelfall der Zustimmung ehemaliger kommunaler Träger oder gegenwärtiger Minderheitsgesellschafter, schrieb Rhön am Freitagmorgen in einer Mitteilung aus Neustadt an der Saale. Die übernommenen Einrichtungen werden im Geschäftsjahr 2013 voraussichtlich einen Umsatz von rund zwei Mrd. Euro und ein Ebitda von rund 250 Mio. Euro erzielen, teilte Fresenius in einer eigenen Meldung aus Bad Homburg v.d.H. mit.

Fresenius hatte im Juli seinen Ausblick für das Gesamtjahr angehoben und erklärt, dass zusätzliche Mittel für deutsche Kliniken den Gewinn der Tochter Helios steigern werden, die in Deutschland 74 Krankenhäuser besitzt und betreibt. Mit den neuen Einrichtungen kommen rund 11.800 Betten und 15 medizinische Versorgungszentren hinzu. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland werde in Zukunft binnen einer Stunde eine Helios- Klinik erreichen können, hieß es.

Fresenius hat das Ziel, ein Geschäft mit 117 Kliniken zu schaffen

Die Einigung setzt hinter mehr als ein Jahr währende Kämpfe um die Kontrolle von Rhön-Klinikum einen Schlusspunkt und bringt Fresenius seinem Ziel näher, Helios mit den Einrichtungen des Wettbewerbers zu fusionieren und so ein Geschäft mit 117 Kliniken und fast 5,5 Mrd. Euro Jahresumsatz zu schaffen.

Letztes Jahr scheiterte Fresenius mit seinem 3,1-Mrd.-Euro- Gebot für den Erwerb der gesamten Rhön-Klinikum AG. Ein Versuch, mindestens 90 Prozent der Aktien des Klinikbetreibers zu erwerben, wurde von Asklepios Kliniken GmbH verhindert. Die B. Braun Holding GmbH beantragte im September die Genehmigung, ihren Anteil an Rhön-Klinikum auf 25 Prozent zu erhöhen, um ihre Kontrolle auszuweiten.

Fresenius will keine Schulden von Rhön-Klinikum übernehmen

Fresenius erklärte, die Transaktion werde ausschließlich über Fremdkapital finanziert und es würden keine Schulden von Rhön-Klinikum übernommen. Das Unternehmen erwartet Einmalaufwendungen von rund 80 Mio. Euro durch die Transaktion. Der Erwerb soll sich bereits im ersten vollen Jahr nach Abschluss positiv auf das Ergebnis je Aktie auswirken.

Die Rhön-Kliniken in Bad Neustadt, Bad Berka, Frankfurt (Oder) und die Unikliniken in Giessen und Marburg sind nicht Bestandteil der Transaktion. Bei Rhön verbleiben rund 5300 Krankenhausbetten, die rund eine Mrd. Euro Jahresumsatz generieren.

Verdi verlangt Standortsicherung

Die Gewerkschaft Verdi verlangt nach der Übernahme eines Großteils der Rhön-Kliniken durch den Medizinkonzern Fresenius Regeln zur Sicherung der Standorte. Es sei zu befürchten, dass der Kaufpreis von mehr als drei Milliarden Euro vor allem von den Beschäftigten erwirtschaftet werden müsse. „Das bedeutet höhere Arbeitsverdichtung und mehr Druck auf die Löhne“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler am Freitag in Berlin. Verdi will sofort Verhandlungen mit Fresenius aufnehmen, „um den Arbeitnehmern bei Rhön und Helios Sicherheit und Schutz zu geben“.

Verdi kritisierte zudem den Plan, im Zuge der Übernahme zwei Milliarden Euro an die Rhön-Anteilseigner auszuschütten. Damit würden faktisch Sozialversicherungsbeiträge zu Gewinnen von Aktionären gemacht. „Dieses Geld müsste in das Gesundheitswesen und mehr Personal im Restkonzern Rhön investiert werden. Zufriedene Aktionäre machen niemanden gesund“, fügte Bühler hinzu.