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Kliniken im Landkreis Verden Krankenhäuser in Not

Die Chefin der Aller-Weser-Kliniken (AWK), Marianne Baehr, meint, das Unternehmen sei auf dem Weg der Besserung. Der Kreistag entscheidet heute über einen weiteren Zuschuss.
20.09.2013, 07:59 Uhr
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Krankenhäuser in Not
Von Felix Weiper

Die Chefin der Aller-Weser-Kliniken (AWK), Marianne Baehr, meint, das Unternehmen sei auf dem Weg der Besserung. Der Kreistag entscheidet heute über einen weiteren Zuschuss. Es geht um ein Finanzpaket von 2,75 Millionen Euro für die AWK, um Betriebsverluste aus dem vergangenen Jahr zu decken, die höher als erwartet ausgefallen sind.

Siecht das Krankenhaus Achim dahin? Diesen Eindruck versucht offenbar der Verband der Ersatzkassen in Niedersachsen zu vermitteln. Dessen Sprecher Hanno Kummer ließ verlauten, dass man es sich aus Kostengründen in Zukunft nicht mehr leisten könne, in einem Landkreis wie Verden zwei Krankenhäuser vorzuhalten. Der Sprecher verwies auf die Finanzspritzen, die der Landkreis jedes Jahr den Aller-Weser-Kliniken (AWK) in Verden und Achim verabreicht. Marianne Baehr, Geschäftsführerin der AWK, räumte im Gespräch mit unserer Zeitung ein, dass die Aussagen des Krankenkassenverbundes für „große Verunsicherung, insbesondere in der Belegschaft sorgen“. Die Klinik-Chefin hält jedoch dagegen: „Wir sind kein Auslaufmodell. Wir haben ein klares Sanierungskonzept. Das Krankenhaus hat Zukunft – auch, wenn es ein langer und harter Weg sein wird, bis wir wieder schwarze Zahlen schreiben können.“

Ihre Zuversicht, dass der an chronischem Geldmangel leidende Patient auf Dauer genesen kann, stützt Baehr auf mehrere Fakten: Die AWK seien gut aufgestellt, hätten ihre Angebote aufeinander abgestimmt. Derzeit werde kräftig in den Standort Achim investiert – unter anderem steht der Ausbau der Altersmedizin (Geriatrie) an. „Das ist ein Signal“, betont Baehr. Die Bereitschaft des Landkreises und der Kreispolitik scheint ungebrochen, weitere Millionen in die AWK zu pumpen, um Finanzierungslücken zu decken. Außerdem sei es gelungen, die jedes Jahr auflaufenden betrieblichen Defizite zu verringern.

Für den Zeitraum 2010 bis 2012 schoss der Landkreis Verden für die beiden Häuser der AWK insgesamt sechs Millionen Euro zu. Für die darauffolgenden Jahre bis 2016 waren einem Sanierungskonzept zufolge Kapitalnachschüsse von jeweils 1,25 Millionen Euro vorgesehen. Dieser Plan ist jedoch längst wieder von der Realität eingeholt worden. So muss der Landkreis für das Jahr 2013 weitere 2,75 Millionen Euro zusätzlich überweisen, um Betriebsverluste aus 2012 aufzufangen, die höher als erwartet ausfielen.

„Die Bedingungen für die Krankenhäuser haben sich nochmals verschlechtert“, bemerkte dazu der Kämmerer des Landkreises Verden, Holger Piplat. Die Kommune könne sich der Zahlungsverpflichtung jedoch nicht entziehen. Denn es sei ihr gesetzlich definierter Auftrag, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Der Kreistag Verden wird über das 2,75 Millionen Euro teure zusätzliche Finanzpaket für die AWK am heutigen Freitag entscheiden. Es gilt als sicher, dass der Kreistag das Geld freigibt.

Für Klinik-Chefin Marianne Baehr ist klar, dass die Durststrecke zunächst anhält. Das Wirtschaften in Krankenhäusern bleibe schwierig. Zwei Drittel der Kliniken in Niedersachsen seien in den roten Zahlen oder bewegten sich nur knapp darüber. Die Diagnose der AWK-Chefin: „Die Kliniken kranken daran, dass sie mit den Fall-Pauschalen nicht auskommen.“ Ihre Forderung: Die Krankenkassen müssen den Kliniken mehr Geld geben. Hier sei auch die Politik in der Pflicht, einzugreifen.

An das mögliche Aus für die Achimer Klinik mag Baehr überhaupt nicht denken. Der Verband der Ersatzkassen sieht das völlig anders. Er meint, dass von landesweit 193 Krankenhäusern 33 bis zum Jahre 2030 schließen müssten. Diese Prognose begründet er mit der immer kürzer werdenden Verweildauer der Patienten in den Kliniken. Weil außerdem die Bevölkerungszahl schrumpfe, würden künftig weniger Krankenhäuser benötigt.

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