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Finanzprobleme Kleinen Kliniken droht Aus

Brake. Der Verband der Ersatzkassen geht davon aus, dass 33 der 193 Krankenhäuser in Niedersachsen bis 2030 schließen müssen.
17.09.2013, 11:00 Uhr
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Kleinen Kliniken droht Aus
Von Silke Looden

Brake. Der Verband der Ersatzkassen geht davon aus, dass 33 der 193 Krankenhäuser in Niedersachsen bis 2030 schließen müssen. Am Montag ging es im Sozialministerium um das Aus für eines der beiden Krankenhäuser in der Wesermarsch. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.

Seit Monaten ringen die Kommunalpolitiker in Brake und Nordenham um den Erhalt ihrer Krankenhäuser vor Ort. Dabei hatten sowohl die Betreiber der beiden Kliniken in der Wesermarsch als auch das niedersächsische Sozialministerium deutlich gemacht, dass nur einer der beiden Standorte überlebensfähig sei. Zu unrentabel seien zwei Kliniken mit je 150 Betten in einem Landkreis. Künftig soll es nur noch ein Hospital mit 220 Betten in der Wesermarsch geben. Darauf einigten sich die Verhandlungspartner gestern in Hannover. Die letzte Entscheidung über den Standort ist noch nicht gefallen.

Andererseits schaffte die Rhön-Klinikum AG als Betreiberin des Krankenhauses in Nordenham jetzt neue Tatsachen. Der Konzern will sich von 43 seiner bundesweit 54 Kliniken trennen. Für mehr als drei Milliarden Euro will das Gesundheitsunternehmen Fresenius Helios die Rhön-Kliniken kaufen. Die Transaktion steht unter Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamtes. Die Rhön-Kliniken hatten zuletzt offenbar unter starkem Kostendruck gestanden und die Arbeiten an einem halb fertigen Klinikrohbau in Esenshamm gestoppt. Die Frage ist nun, ob der neue Betreiber den Bau vollendet, oder ob das Krankenhaus in Brake am Ende erweitert wird. Betreiberin des St. Bernhard-Hospitals in Brake ist die Hospitalgesellschaft Jade-Weser, die das Krankenhaus in Brake erhalten will.

Die Wesermarsch ist kein Einzelfall. Auch andernorts kämpfen insbesondere kleine Krankenhäuser ums Überleben. Das wundert den Verband der Ersatzkassen in Niedersachsen nicht. Laut einer aktuellen Prognose des Krankenkassenverbundes müssen 33 der landesweit 193 Krankenhäuser bis 2030 schließen. Vor allem die kleineren Kliniken seien aus wirtschaftlichen Gründen zum Teil nicht mehr zu halten, meint der Leiter des Verbandes, Jörg Niemann und betont: „Es wäre fatal, die kleinen Kliniken im Land noch weiter schrumpfen zu lassen.“ Stattdessen sollten benachbarte Krankenhäuser fusionieren.

„Die Zahl der Betten wird bis 2030 um 4000 auf 36000 zurückgehen“, sagt Verbandssprecher Hanno Kummer. In Zukunft werde man es sich nicht mehr leisten können, dass ein Landkreis wie Verden zwei Krankenhäuser vorhalte, zumal die Klinik in Achim nur neun Kilometer von der Klinik in Bremen-Ost entfernt sei. Zuletzt habe der Verlust beider Häuser in Verden und Achim den Landkreis sechs Millionen Euro gekostet. „Das macht keinen Sinn“, so Kummer. Im übrigen setze die Schließung kleinerer Häuser Spezialisierungseffekte in den größeren frei. Die räumliche Nähe sei schon heute für viele Patienten nicht mehr entscheidend, so Kummer, vielmehr wollten sie die bestmögliche Behandlung in spezialisierten Kliniken.

Der Verband der Ersatzkassen begründet seine Prognose mit der zunehmend kürzeren Verweildauer der Patienten im Krankenhaus, vor allem aber mit dem demografischen Wandel. Selbst wenn die Bevölkerung immer älter und damit kränker werde, ginge die Einwohnerzahl doch so stark zurück, dass insgesamt weniger Krankenhäuser in Niedersachsen nötig seien, so Kummer. In Delmenhorst beispielsweise werde die Einwohnerzahl bis 2030 um zehn Prozent zurückgehen, da seien zwei Krankenhäuser eines zu viel. Kummer: „In Delmenhorst spitzt sich die Lage schon heute zu.“

Im niedersächsischen Sozialministerium hält man nicht viel von den Forderungen der Ersatzkassen. „Wir setzen auf regionale Lösungen“, sagt Ministeriumssprecher Uwe Hildebrandt. Auch in Zukunft solle jeder im Flächenland Niedersachsen ein Krankenhaus in 30 Autominuten erreichen können.

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