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Der langjährige Unternehmer Peter Zühlsdorff ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender bei Vivantes, Deutschlands größtem kommunalem Klinikkonzern.

© dpa

Landeskliniken in Berlin: Querelen im Vivantes-Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat von Vivantes berät über sein Mitglied Karl Kauermann. Dessen Verhältnis zu Finanzsenator Nußbaum gilt als schlecht - doch weil die Klinikkette dem Land gehört, könnte der Senat das letzte Wort haben.

In den landeseigenen Vivantes-Kliniken kehrt derzeit keine Ruhe ein. In den vergangenen Monaten haben nicht nur der Aufsichtsratsvorsitzende und der Konzernchef ihre Posten aufgegeben. Nun soll bei der nächsten Aufsichtsratssitzung auch über Karl Kauermann beraten werden. Dem Gremium sitzt seit einigen Monaten der frühere Manager Peter Zühlsdorff vor, er bestätigte, dass es zu Gesprächen über Kauermann kommen werde.

Kauermann ist Vivantes qua Amt verpflichtet

Kauermann ist langjähriges Mitglied im Aufsichtsrat und hatte Ärger auf sich gezogen, als kürzlich bekannt wurde, dass er zusammen mit Ex-Vivantes-Chef Joachim Bovelet an einer neuen Firma beteiligt war. Denn diese in Berlin gemeldete „CAG-Clinica.arzt AG“ hatte zum Zweck, auch Krankenhäuser zu beraten. Da Kauermann als Aufsichtsratsmitglied dem Wohl des Klinikkonzerns Vivantes verpflichtet ist, fragten sich einige, ob er der richtige Mann in diesem Amt sei – schließlich habe er sich an einem zumindest potenziell konkurrierenden Unternehmen beteiligt.

Vivantes-Betriebsrat: "bitterer Beigeschmack"

Der gut vernetzte Kauermann, der neben Vivantes auch bei Hertha BSC und der Gasag im Aufsichtsrat sitzt, hat seine Anteile an der Firma zwar schon verkauft. Dennoch: In Senatskreisen gab es immer wieder Kritik an ihm. Im Aufsichtsrat sitzen vonseiten der Landesregierung Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) und Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU). Hinzu kommt, dass Kauermann die Sympathien der Arbeitnehmervertreter bei Vivantes verlieren könnte. Lange galt das SPD-Mitglied als integrer Profi, der im Aufsichtsrat zwischen den Vertretern der Beschäftigten und des Senats vermittelt habe. Nach der Firmenbeteiligung, sagte Vivantes-Betriebsratschef Giovanni Ammirabile, bleibe aber ein „bitterer Beigeschmack“.

Verhältnis zum Finanzsenator "nicht völlig ungetrübt"

Kauermann sagte dem Tagesspiegel, „das Verhältnis zum Finanzsenator sei nicht völlig ungetrübt“. Er wüsste aber nicht, weshalb er bei Vivantes ungeeignet sein solle. Dazu gebe es keinen sachlichen Grund, er arbeite im Aufsichtsrat seit Jahren erfolgreich. Kauermann flog 2012 bereits als Aufsichtsratschef der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Degewo raus, und Finanzsenator Nußbaum soll vergangenes Jahr schon versucht haben, ihn bei Vivantes absetzen zu lassen. Inwiefern man Kauermann im Senat tatsächlich für ungeeignet hält, ist aber unklar. Die Sprecher des Finanzsenators wollten sich auf Nachfrage nicht äußern.

Schadet der Streit Vivantes?

Für Wolfgang Albers (Linke), den Vorsitzenden im Gesundheitsausschuss und selbst langjährigen Oberarzt und Betriebsrat bei Vivantes, hat Kauermann sein Image „als graue Eminenz“ bestätigt. Zwar handele es sich bei der Firmenbeteiligung an sich vergleichsweise um „eine Petitesse“. Der daraus resultierende Streit könne der Klinikkette aber schaden. Bei Vivantes selbst äußerte man sich nicht zu den Vorgängen.

Den Berliner Konzern leitet seit wenigen Tagen kommissarisch Andrea Grebe. Weil sich seit Monaten wohl kein geeigneter Nachfolger für Ex-Chef Joachim Bovelet findet, wird inzwischen spekuliert, dass Grebe die Leitung irgendwann auch ganz übernehmen könnte. Ihre kommissarische Stelle ist immerhin unbefristet. Und schon seit März ist sie eine von drei Geschäftsführern, die Vivantes als Trio vorstanden.

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