Grösser werden

Knapp 100 Stellen mehr sollen am Stadtzürcher Triemlispital geschaffen werden. Sie sind Zeichen für die Wachstumsstrategie des Spitals. Aber es braucht das Einverständnis des Parlaments.

Reto Scherrer
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Das neue Bettenhaus des Triemlispitals nimmt immer mehr Form an. (Bild: Adrian Baer / NZZ)

Das neue Bettenhaus des Triemlispitals nimmt immer mehr Form an. (Bild: Adrian Baer / NZZ)

Als logische Konsequenz sehen sie die Verantwortlichen des Zürcher Stadtspitals Triemli: die Wachstumsstrategie, die kürzlich publik geworden ist. Laut dem entsprechenden Beschluss des Stadtrats sollen im Spital 97 neue Stelleneinheiten geschaffen werden, womit deren Zahl neu auf 1987 zu stehen käme. Vor acht Jahren war dieser Wert noch gut 11 Prozent tiefer. Grösser geworden sind in der Zwischenzeit jedoch auch die Zahlen der stationären Patienten (um 15 Prozent) und vor allem die der Notfälle und der ambulanten Leistungen – um 26 und gar um 41 Prozent.

Anlagennutzungskosten höher

Etwa ein Drittel des Zuwachses an Vollzeit-Stelleneinheiten entfällt auf den ärztlichen Dienst, ein Drittel auf die Pflege. Im letzten Drittel sind Bereiche wie Medizintechnik oder Hausdienst und acht Verwaltungsstellen enthalten. Die Lohnsumme erhöht sich so um 11,7 Millionen Franken im Jahr; all dem muss der Gemeinderat noch zustimmen.

Erwin Carigiet, Direktor am Triemli, erklärt im Gespräch das angepeilte Wachstum zum Gebot der Stunde und nennt dabei primär finanzielle Gründe. So stiegen nach Inbetriebnahme des neuen Bettenhauses im Jahr 2015 die Anlagennutzungskosten deutlich an – von heute 28 Millionen Franken pro Jahr auf geschätzte 68 Millionen im Jahr 2017. Das gelte es «verantwortungsvoll zu finanzieren». Im vergangenen Jahr, dem ersten mit den neuen Fallpauschalen, resultierte als Betriebsergebnis bei einem Aufwand von rund 381 Millionen Franken ein Verlust von 1,1 Millionen.

Weil aus Carigiets Optik die Tarife für die Fallpauschalen «gerade für uns als Zentrumsspital mit universitärem Charakter» viel zu tief angesetzt seien und den «medizinisch hochstehenden Leistungen des Triemlispitals» nicht ausreichend Rechnung trügen, werde es nötig, das Jahresergebnis zu verbessern. Dafür habe das Spital frühzeitig verschiedene Effizienzsteigerungen initiiert und strebe zugleich eine bessere Ausnützung der Infrastruktur an. Das führe konsequenterweise zur formulierten Wachstumsstrategie.

Hierbei geht es in der Spitalwelt vor allem darum, mehr Patienten stationär oder auch ambulant behandeln zu können. Durch die 97 neuen Stellen erwartet Carigiet 20 Millionen Franken mehr Umsatz und ein um 3 Millionen besseres Ergebnis; die zusätzlichen Mitarbeiter würden sich also «mehr als refinanzieren». Doch zuerst müssen die neuen Kräfte gefunden werden, was in der gegenwärtigen Lage für keine Gesundheitseinrichtung ganz einfach ist.

Neues Bettenhaus als Trumpf

Doch der Spitaldirektor ist sich sicher, einen zusätzlichen Trumpf in der Hand zu halten: Mit der Eröffnung des neuen Bettenhauses entstünden attraktive Arbeitsplätze, und wenn dann auch das Haupthaus saniert sei, würden noch einmal verbesserte Abläufe möglich, was sich bis zum Schluss der Arbeiten, 2021, auch zunehmend betriebswirtschaftlich lohnen soll. Auch die Umsetzung der Wachstumsstrategie hat einen zeitlich weiten Horizont. Carigiet rechnet mit laufenden Verbesserungen in den nächsten vier, fünf Jahren.

Die städtische Gesundheitsvorsteherin, Claudia Nielsen, meint denn auch, es brauche für das Vorhaben «einen langen Schnauf». Die Stadt stelle sich mit der Wachstumsstrategie zwar «einer unternehmerischen Herausforderung» – aber in der Überzeugung, gerade so für die Bevölkerung langfristig die Versorgungssicherheit garantieren zu können. Allerdings werde dafür die Wachstumsstrategie allein nicht reichen; es brauche «eine faire Abgeltung für die Aufgaben und notwendigen Investitionen der Spitäler». Doch die Forderung ist nicht im Gemeinderat zu deponieren, sondern auf nationaler und kantonaler Ebene, was die Stadt Zürich als Trägerin zweier Spitäler auch wiederholt gemacht hat.

Der Platzbedarf im Kantonsspital Winterthur (KSW) steigt. Wie das Spital mitteilt, hat der Zürcher Regierungsrat für ein Provisorium mit drei Operationssälen 9,5 Mio. Fr. bewilligt. Ausserdem wird der geplante Ersatzbau für das Spitalhochhaus bereits in der Planungsphase massiv erweitert, wie aus einem kürzlich veröffentlichten Regierungsratsbeschluss hervorgeht.

Die Nettogeschossfläche im Neubau wird gegenüber der ursprünglichen Planung um 38 Prozent auf 34 500 Quadratmeter vergrössert. Damit steigen die prognostizierten Gesamtkosten für den Hochhaus-Ersatz um 52 Mio. auf 282 Mio. Fr.; allein die Projektierung kostet nach heutigem Stand 15,7 Mio. Fr.

Keine weiteren Verzögerungen

Weitere 3 Mio. Fr. kostet die zeitliche Vorverschiebung wesentlicher Teile der Ausführungsplanung. Laut Regierungsratsbeschluss sind weitere Verzögerungen für das KSW nicht tragbar, da unzureichende Arbeitsbedingungen, mangelnder Brandschutz und wirtschaftliche Einbussen bei steigenden Patientenzahlen die Position des Winterthurer Spitals im medizinischen Versorgungssystem schwächen würden. Laut dem KSW-Sprecher André Haas dürfte der Neubau im Zeitraum 2019 bis 2020 bezugsbereit sein.

Die erwarteten Mehrkosten werden mit einem erhöhten Flächenbedarf des KSW und zusätzlichen Ansprüchen bei der Haustechnik begründet. Zudem ist zur Schonung von Grünraum und Baulandreserven ein unterirdisches Parkhaus vorgesehen. Ein ausgearbeitetes Bauprojekt wird vom Regierungsrat für den Herbst in Aussicht gestellt, über den Baukredit entscheidet der Kantonsrat.

Der Ersatzbau für das 16-stöckige KSW-Hochhaus aus den 1960er Jahren ist als gestreckter 9-geschossiger Bettentrakt geplant. Er soll vor dem Hochhaus errichtet werden, so dass dieses noch bis zum Umzugstermin genutzt werden kann. Damit wollte man ursprünglich teure Provisorien vermeiden.

Provisorium für 15 Jahre

Dass jetzt dennoch ein OP-Provisorium nötig wird, begründet Haas mit der steigenden Zahl von Operationen. Diese liege heute mit knapp 16 000 Eingriffen bereits um rund 3500 höher als noch vor 6 Jahren. Das Provisorium soll im nächsten Jahr erstellt werden, im KSW geht man von seiner Ablösung durch definitive Einbauten in rund 15 Jahren aus. Weitere Raumreserven will das KSW durch eine Aufstockung des sogenannten Gartenpavillons gewinnen.

rsr. ⋅ 220 Millionen Franken wurden 2008 für die Instandsetzung des Haupthauses am Triemlispital bewilligt, nun hat Zürichs Stadtrat der Erhöhung der Summe um 15 Millionen zugestimmt. Laut Mitteilung wird mit diesen Mitteln die bestehende Planung überarbeitet. Deren Grundlage datiert von 2003 und ist mittlerweile in einigen Punkten von medizinischen Fortschritten und sozioökonomischen Entwicklungen überholt worden. Damit hatte die Stadt zwar gerechnet; die Überarbeitung des Projekts fällt nun aber aufwendiger aus als angenommen. Ziel ist es gemäss dem Spitaldirektor, Erwin Carigiet, eine höhere Flexibilität in der Nutzung des Gebäudes zu schaffen. So soll stärker standardisiert gebaut werden, was insgesamt Sanierung und Betrieb günstiger macht. Es werden zum Beispiel nur noch zwei Arten von Etagen ohne Sonderwünsche eingerichtet: solche mit Büros und solche für ambulante Behandlungen. Am Zeithorizont ändert das alles nichts; die Instandsetzung erfolgt ab 2016 bis 2020.