Remscheider Krankenhaus Sana: Klage über schlechte Behandlung

Remscheid · In der Notfall-Ambulanz des Sana-Klinikums gab es am vorigen Dienstag Wartezeiten von über zehn Stunden. Dazu liegen der BM Berichte von Patienten und ihrer Angehörigen vor. Teilweise mussten ältere Menschen mehrere Stunden im Flur der Ambulanz liegen, bis ein Behandlungsraum frei wurde.

 Immer wieder kommt es zu Klagen über nicht hinnehmbare Zustände im Sana-Klinikum.

Immer wieder kommt es zu Klagen über nicht hinnehmbare Zustände im Sana-Klinikum.

Foto: Moll, Jürgen

"Pro Fachgebiet ist immer nur ein Arzt zuständig. Wir haben viel zu wenig Räume. Da kommen die Ärzte einfach nicht weiter", habe eine der diensthabenden und erschöpften Krankenschwestern erklärt.

An diesem Tag gab es eine Fülle von Notaufnahmen, sowohl mit dem Rettungs- und Krankenwagen als auch private Fahrten. Im Warteraum berichteten Patienten, dass sie mit Verdacht auf schwerwiegende Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall gekommen seien. Doch auch sie hätten warten müssen. "Mit solchen Situationen muss doch eine Klinik, die für ein so großes Versorgungsgebiet zuständig ist, umgehen können", sagte eine Angehörige. Sie hat in den vergangenen Jahren mehrfach Verwandte in die Notfallambulanz begleitet und ausnahmslos immer die Erfahrung von stundenlangen Wartezeiten gemacht. "Unter viereinhalb Stunden ging da gar nichts."

Der inzwischen pensionierte Sana-Chefarzt Professor Herbert Löllgen hatte im Frühjahr bereits öffentlich andere Strukturen in der Ambulanz angemahnt. Die betroffene Remscheiderin betont, dass man Medizinern und Pflegekräften keinerlei Vorwürfe machen könne. "Alle haben gearbeitet bis zum Umfallen, waren hilfsbereit und freundlich." Jedoch sei die extreme Stresssituation auch innerhalb des Personals deutlich spürbar gewesen. Als "unverantwortlich gegenüber den Patienten, aber auch gegenüber den jungen Ärzten und Pflegenden" bezeichnet sie das Verhalten der Geschäftsleitung, die seit Jahren Klagen über die Zustände höre und nichts unternehme.

Für die Remscheider Internistin Dr. Ulrike Ott-Voigtländer sind Zustände, wie sie am vorigen Dienstag in der Notaufnahme im Sana-Klinikum herrschten, keine Überraschung mehr. In ihrer Praxis kommen regelmäßig Patienten, die über schlechte Erfahrungen mit der Klinik berichten. Kürzlich saß ein Mann bei ihr, der mit Verdacht auf Thrombose im Sana-Klinikum vorstellig war. Er wurde wieder nach Hause geschickt, weil kein Arzt erreichbar gewesen sei, der einen wichtigen Durchblutungstest durchführen konnte.

Eine Patientin, so berichtet Ott-Voigtländer, sei morgens auf der Toilette schwer gestürzt. Sie habe dort liegenbleiben müssen. Begründung: Vor acht können wir keinen Arzt rufen. Eine ihrer Patientinnen habe das Krankenhaus mit einem äußerst niedrigen HB-Wert (Sauerstoffgehalt im Blut) entlassen. Die Frau sei ihr vor Schwäche fast in der Praxis kollabiert.

Mit ihren schlechten Erfahrungen steht die Ärztin nicht alleine da. Bei den Kollegen im Ärzte-Netz Bergisch Land sei das Sana-Klinikum häufig Thema. "Die Kollegen berichten von ähnlichen Erfahrungen", sagt Ott-Voigtländer. Sie hat ihre Konsequenzen gezogen und überweist Patienten nur noch nach Wermelskirchen, Wuppertal und Solingen. Sie habe kein Vertrauen mehr in die Pflege und Hygiene des Klinikums. "Ich kann doch niemanden in ein Krankenhaus schicken, wo die Betten nicht frisch bezogen sind", sagt Ott-Voigtländer. In diesem Zustand sei ein so großes Haus wie das Sana-Klinikum für Remscheid kaum tragbar.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort