Neue St. Galler Spitäler für 930 Millionen

Der Kanton St. Gallen muss seine Spitäler dringend erneuern. Die Regierung legt deshalb Bauprojekte für 930 Millionen Franken vor. Eine Studie verlangt indes die Schliessung von vier Regionalspitälern.

Jörg Krummenacher, St. Gallen
Drucken
In den nächsten Jahren soll im Kanton St. Gallen kräftig in die Erneuerung der Spitallandschaft investiert werden. (Bild: Keystone)

In den nächsten Jahren soll im Kanton St. Gallen kräftig in die Erneuerung der Spitallandschaft investiert werden. (Bild: Keystone)

Ein Zentrumsspital in der Stadt St. Gallen, acht Regionalspitäler im restlichen Kanton. Dazu ein Kinderspital, das von den Kantonen St. Gallen, Thurgau und den beiden Appenzell getragen wird. So präsentiert sich die Landschaft öffentlicher Spitäler im Kanton St. Gallen – und so soll sie auch bleiben, soweit es nach dem Willen der Regierung und den bisherigen Vorgaben des Kantonsparlaments geht. Da Spitalschliessungen beim Volk vor Jahren chancenlos blieben und faktisch ein vorübergehender Investitionsstopp beschlossen wurde, soll in den kommenden Jahren nun kräftig investiert werden.

Gestaffelte Realisierung

Mit Einführung der Fallpauschalen hat sich die Konkurrenz unter den Spitälern verschärft. St. Gallen wolle unbedingt vermeiden, sagte Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann am Montag, Patienten an ausserkantonale oder private Spitäler zu verlieren. Dazu soll die Qualität der medizinischen Versorgung weiter erhöht und eine kostengünstige, wohnortnahe Versorgung sichergestellt werden. Die Spitäler sollen kooperieren und Synergien nutzen.

Während Jahren haben Gesundheits- und Baudepartement ein Paket aufeinander abgestimmter Neubau- und Sanierungsprojekte vorbereitet. Jetzt liegen die Projekte im Detail vor. Das Zentrumsspital in St. Gallen soll für 400 Millionen Franken ausgebaut werden, für die Regionalspitäler Grabs, Linth, Altstätten und Wattwil sind Investitionen von je zwischen 85 und 137 Millionen Franken vorgesehen. 187 Millionen kostet zudem der Neubau des Ostschweizer Kinderspitals; St. Gallen beteiligt sich mit 126 Millionen Franken.

Die Vorhaben sollen ab 2016 gestaffelt realisiert werden. Dadurch sind sie im Rahmen der Investitionsplanung bei einer auf 25 Jahre verlängerten Abschreibungsdauer normal finanzierbar. Anfang nächsten Jahres sollen sie im Kantonsrat behandelt werden und im November 2014 vor das Stimmvolk kommen. Dieses kann in sechs einzelnen Abstimmungen über die Bauprojekte entscheiden – ein Prüfstein für die innerkantonale Solidarität.

So richtig lanciert wurde die Spitaldebatte aber schon Mitte August, als die Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell (IHK) eine von ihr in Auftrag gegebene Studie präsentierte. Diese schlägt getreu der Tendenz zu verstärkter Leistungskonzentration vor, die Regionalspitäler Altstätten, Flawil, Rorschach und Walenstadt zu ambulanten Gesundheitszentren umzufunktionieren. Die vorgeschlagenen Neubauten in St. Gallen, im Rheintal und in Wil sollten zudem nicht an den bestehenden Standorten, sondern auf der grünen Wiese errichtet werden.

Politisch schwer umsetzbar

Die Studie bricht sich gleich selbst die Spitze, indem sie ihren Vorschlag als schwer umsetzbar bezeichnet, da politischer Widerstand programmiert sei. Die sankt-gallische Regierung bescheinigt ihr zwar interessante Ansätze, erachtet sie aber ebenfalls als wenig realistisch: Sie bringe keine finanziellen Vorteile und verzögere die Bauvorhaben um mehrere Jahre. Deutliche Worte fanden in den letzten Wochen Vertreter von Ärzte- und Patientenorganisationen: Die Studie argumentiere einzig aus Sicht der Spitäler und sei unseriös. Dennoch: Die Kontroverse über die Spitallandschaft dürfte in St. Gallen mindestens bis November 2014 anhalten.