Stenum - „Die Kostenschere geht immer mehr auseinander“, ärgert sich Michael Boekhoven, Geschäftsführer der Fachklinik für Orthopädie in Stenum. Weil das System der „Fallpauschalen“ bei Weitem nicht mehr die Kosten der medizinischen Behandlung decken würde, schiebe das Krankenhaus notwendige Investitionen. So müsse eigentlich das gut 20 Jahre alte Röntgengerät dringend modernisiert werden.
„Es ist 5 vor 12“, sagt nicht nur Boekhoven. Die Situation an den Krankenhäusern in Niedersachsen wird nach Angaben der Krankenhausgesellschaft immer bedrohlicher. Mehr als zwei Drittel der niedersächsischen Kliniken würden kein positives Jahresergebnis erreichen können, mehr als die Hälfte rote Zahlen schreiben. Mittelfristig drohe Kliniken das Aus. Die Krankenhäuser aus Weser-Ems, darunter auch die Stenum Ortho GmbH, wollen daher am Sonnabend mit einer Aktion unter dem Titel „2Drittel“ in der Oldenburger Fußgängerzone auf die prekäre Situation aufmerksam machen.
Hohe Steigerungsrate
Das System der „Fallpauschalen“ (pauschale Abrechnung pro Patient und Fall) gehöre geändert, meint Boekhoven. Die Pauschale wurde seit ihrer Einführung um 8,5 Prozent erhöht – allein die allgemeine Preissteigerung lag im gleichen Zeitraum bei 15,2%. Auch der so genannte Basisfallwert für Niedersachsen liege unter Bundesniveau.
Die Steigerungsrate lag bei 2,81 Prozent. „Dabei hatten wir schon eine Tarifsteigerung von sechs Prozent“, so Boekhoven. Hinzu kämen Kostensteigerungen bei den Lieferanten der Klinik um 2,5%. Dieser Kostenanstieg werde durch den Landes-Basisfallwert nicht abgedeckt. Im Gegenteil: „Wir werden bestraft, wenn wir mehr operieren, als es das Budget vorsieht“, erklärt der Klinikmanager. Dann drohe sogar eine Rückzahlung. Das angekündigte „Hilfspaket“ des Bundes in Höhe von 1,1 Milliarden Euro sei ein „Tropfen auf den heißen Stein“: Die Summe muss unter 2045 Krankenhäusern aufgeteilt werden.
Teure Versicherung
Auch ein weiteres Problem mache die Budgetkalkulation schwierig: Die Krankenkassen benötigen laut Boekhoven bis zu einem Jahr, um die Klinikrechnungen zu überprüfen. Zunächst werde nur ein Abschlag gewährt. Auch die private Haftpflichtversicherung des Krankenhauses sei in den letzten drei Jahren um das Vierfache gestiegen. Und sie steigt weiter: Für 2014 muss Boekhoven 50 000 Euro mehr als in diesem Jahr überweisen. Und im Gegensatz zu kommunalen Kliniken kann sich die Ortho GmbH nicht beim (deutlich preiswerteren) kommunalen Schadensausgleich versichern lassen.
Eines stellt der Manager aber unmissverständlich klar: Die Behandlungen der Patienten werden weiterhin auf dem höchsten Niveau erfolgen. „Hier sparen wir nicht!“