Friesoythe - Die Mitarbeiter des St.-Marien-Hospitals müssen in diesem Jahr erneut auf Teile ihres Weihnachtsgeldes verzichten. Zudem werden angestellte Ärzte auf tarifliche Einmalzahlungen im Januar verzichten. Das teilte Geschäftsführer Bernd Wessels den Mitarbeitern am Donnerstag mit.

Nach Angaben des Geschäftsführers wird das Haus dadurch etwa 200 000 Euro einsparen. Mit diesem Beitrag kann das Krankenhaus das Geschäftsjahr voraussichtlich mit einem ausgeglichenem Haushalt abschließen, so Wessels im Gespräch mit der NWZ . Den Antrag, das Weihnachtsgeld zu kürzen, hatte Wessels schon im August an die Regionalkommission Nord der Arbeitsrechtlichen Kommission der Caritas gestellt, als ersichtlich wurde, dass das St.-Marien-Hospital in diesem Jahr keine schwarzen Zahlen erreichen würde.

Betroffen von den Kürzungen sind die rund 280 Mitarbeiter im Hospital, nicht aber die Mitarbeiter des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) oder der Sozialstation. Auch Auszubildende bleiben von den Kürzungen verschont. Bernd Wessels: „Ich mache das nicht gerne, aber wir haben keine andere Wahl.“

Verantwortlich macht Wessels für die Entwicklung die Politik: „Irgendwann kollabiert so ein System“, ist sich Wessels sicher. Wenn zwei Drittel aller Krankenhäuser rote Zahlen schreiben würden, könnten nicht Managementfehler ursächlich dafür sein. Immer mehr Patienten würden behandelt, die Kosten stiegen auch durch Tarifsteigerungen, diese könnten aber nicht refinanziert werden. „Gesundheitspolitik nach Gutsherrenart kann nicht sein“, schimpft Wessels.

Kräftig zugesetzt hat dem St.-Marien-Hospital etwa die exorbitante Steigerung der Betriebshaftpflichtversicherung: Musste das Hospital dafür im vergangenen Jahr noch 195 000 Euro ausgeben, sollen es im kommenden Jahr alleine 450 000 Euro sein. Wessels: „Wir tun alles, um die Prozesse zu optimieren, aber in dieser Geschwindigkeit können wir dem nicht nachkommen.“


„Unter den Lahmen sind wir noch die am schnellsten Humpelnden“, analysiert Wessels, der froh ist, „dass wir unsere Hausaufgaben alleine machen können“. Ein Zusammenschluss etwa in Form einer Holding mit anderen Häusern komme für Friesoythe nicht in Frage. „Das würde uns bewegungsunfähig machen.“ Mögliche Synergieeffekte würden eh schon durch verschiedene Kooperationen auch mit benachbarten Krankenhäusern erzielt. Das St.-Marien-Hospital sei ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung, die auch wegen der großen Entfernungen zu anderen Häusern aufrechterhalten werden müsse, so Wessels.

Einen „Leuchtturm“ habe man mit der Operation von Adipositas-Patienten – in diesem Jahr rund 200. Aber: Auch in diesem Bereich wird das Krankenhaus im kommenden Jahr Abstriche hinnehmen müssen: „Wir bekommen nächstes Jahr 500 Euro weniger pro Patient“, sagt Wessels. Grund dafür sind Schwankungen in den Fallpauschalen. Die hatten allerdings auch dafür gesorgt, dass Behandlungen von Adipositas-Patienten in der Vergangenheit höher abgerechnet werden konnten.

Weitere Schritte seien notwendig, um den Standort stark zu halten, sagt Wessels. Im Januar werde eine Geriaterin eingestellt, die einen Schwerpunkt in der Schmerztherapie bei älteren Menschen habe. Gespräche gebe es mit einem weiteren Arzt. Zudem werde derzeit das Bettenhaus errichtet, im Dezember soll Richtfest gefeiert werden. Die neue Krankenhausküche wird im Februar ihren Betrieb aufnehmen. Die Ambulanz soll ebenfalls patientenfreundlicher gestaltet werden. Optimierungsbedarf sieht Wessels zudem in der Verweildauer der Patienten. Die liegt in der Chirurgie am St.-Marien-Hospital derzeit bei sechs Tagen, in der Inneren Abteilung bei 6,8 Tagen.

Reiner Kramer
Reiner Kramer Redaktion Münsterland (Stv. Leitung Cloppenburg/Friesoythe)