Kantonsspital Baselland
Wieder rumort es auf dem Bruderholz: Kantonsspital schliesst OP-Saal

Die Krise am Bruderholz ist nicht ausgestanden. Die Leitung des Kantonsspitals Baselland macht temporär einen der acht Operationssäle dicht. Die Schliessung sei notwendig geworden, weil Fachpersonal fehle. Spitalintern irritiert diese Begründung.

Benjamin Wieland
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Auf dem Bruderholz werden derzeit weniger Eingriffe vorgenommen (im Bild eine Operation im Limmattalspital Schlieren).

Auf dem Bruderholz werden derzeit weniger Eingriffe vorgenommen (im Bild eine Operation im Limmattalspital Schlieren).

Keystone

Neue Hiobsbotschaft für das Bruderholz-Spital: Gestern wurde das Personal von der Leitung des Kantonsspitals Baselland (KSBL) darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein Operationssaal ab Dezember geschlossen werden muss. Die Einmottung von einem der insgesamt acht OPs des krisengeschüttelten Hauses kommt wenig überraschend. Vor allem die renommierte Orthopädie-Abteilung leidet schon seit geraumer Zeit unter den ständigen Umstrukturierungen des im März 2012 in die Selbstständigkeit entlassenen, ehemals staatlichen Spitals.

Die Mediensprecherin des KSBL, Christine Frey, erklärt die Schliessung des Saals mit einem Mangel an Instrumentier-Schwestern, den sogenannten Technischen Operations-Assistentinnen (TOA). Diese sind unter anderem für die Überwachung der Hygiene zuständig. «Zurzeit können wir nicht die erforderliche Zahl an Instrumentier-Schwestern aufbieten», sagt Frey. «Dieses spezialisierte Personal ist auf dem Markt schwer zu finden.»

Orthopädie von Abgängen geplagt

Pro OP ist eine bestimmte Zahl Operations-Assistenten vorgeschrieben. Erreiche man diese nicht, so müsse der Betrieb temporär heruntergefahren werden, so Frey weiter. Von der Zahl an OPs könne folglich nicht auf die Zahl der Eingriffe geschlossen werden.

Doch der Mangel an Instrumentier-Schwestern greift als alleinige Erklärung für die Schliessung zu kurz. Spitalintern ist es ein offenes Geheimnis, dass vor allem die Orthopädie im Vergleich zu den Vorjahren massiv weniger Eingriffe vornimmt. Die «Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparats», wie sie mit vollem Namen heisst, hat in den vergangenen Monaten gewichtige Abgänge verzeichnen müssen. Ende Juli wurde publik, dass vier von fünf leitenden Ärzten und somit fast die gesamte Chef-Etage der Orthopädie das Bruderholz-Spital verlassen wird.

Irritierend an der Erklärung des KSBL ist ausserdem, dass das Merian-Iselin-Spital, der grösste Anbieter im Bereich Orthopädie in der Region, erst kürzlich einen neuen, achten OP eröffnete. Etwa sechs Säle sind alleine für orthopädische Eingriffe reserviert – im Kantonsspital Bruderholz wird es ab Dezember noch ein einziger sein.

Wie die bz in Erfahrung bringen konnte, sollen die Angestellten der Orthopädie künftig auch in anderen Abteilungen beschäftigt werden. Für Gipspfleger etwa sind Einsätze in der Prosektur vorgesehen, was KSBL-Sprecherin Frey bestätigt: «Es ist im Spitalbetrieb absolut üblich, dass Personal in verschiedenen Abteilungen eingesetzt wird.» Offenbar teilten die Betroffenen Freys Einschätzung nicht vollumfänglich: Ein Teil der Pfleger weigert sich, die Arbeiten in der Prosektur, wo Verstorbene aufgebahrt werden, auszuführen.

Zwei weitere Kündigungen

Das sind nicht die einzigen Probleme mit dem Personal am KSBL. Denn die Reihe an Abgängen ist um zwei Namen länger. Die Leiterin des Medizin-Controllings hat ihre Kündigung eingereicht, ebenso ein Leiter im Bereich Pflege. Letzterer war am Bruderholz für die Technischen Operations-Assistenten zuständig – ausgerechnet für jene Angestellten also, deren Mangel das KSBL als Begründung für die Schliessung des OPs heranzieht.

Das KSBL wollte gestern die zwei Kündigungen weder bestätigen, noch kommentieren.