Wirtschaft

Neue Wege im Gesundheitswesen? Rhön-Gründer erwartet Krankenhaus-Sterben

Rhön Klinikum in Frankfurt (Oder)

Rhön Klinikum in Frankfurt (Oder)

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

"Das klassische Kreiskrankenhaus oder die Uniklinik in jetziger Form wird es in 20 Jahren nicht mehr geben", ist sich Rhön-Gründer Münch sicher. Aber er hat noch ein weiteres Schreckensszenario parat: Patienten, die von implantierten Sensoren überwacht werden.

Der Gründer, Großaktionär und Aufsichtsratschef der Rhön Klinikum AG, Eugen Münch, hat eine ganz eigene Idee von der Krankenversorgung der Zukunft. Er prognostizierte in der "Süddeutschen Zeitung" etwa ein Krankenhaus-Sterben. Gleichzeitig plant er, gemeinsam mit dem privaten Krankenhaus-Betreiber Helios, einer Tochter des im Dax notierten Medizin-Konzerns Fresenius, Zusatzangebote für gesetzlich Versicherte. Er will eine eigene "Gesundheitskarte" ins Leben rufen.

Für einen Betrag zwischen 8 und 20 Euro im Monat zusätzlich zur gesetzlichen Krankenversicherung hätten Patienten den Angaben zufolge Anspruch auf ein Ein- oder Zwei-Bett-Zimmer, auf eine ärztliche Zweitdiagnose und schnelle Arzttermine. Abgewickelt werde das dann über private Kassen.

Jeder, der bei einer gesetzlichen Kasse versichert sei, könne mitmachen, sagte Münch dem Blatt. Den Patienten werde "eine bessere Behandlung garantiert". Der Einstieg in das neue System könnte über große Firmen erfolgen, die ihrem Personal Gutes tun wollten.

"Verkrustet und veraltet"

Dem deutschen Gesundheitssystem stellte er ein vernichtendes Zeugnis aus: "Unser Gesundheitswesen leidet unter veralteten, verkrusteten Strukturen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Jedes fünfte der 2000 Krankenhäuser in Deutschland sei überflüssig und werde verschwinden, sofern die Kliniken künftig richtig betrieben würden. "Das klassische Kreiskrankenhaus oder die Uniklinik in jetziger Form wird es in 20 Jahren nicht mehr geben", prognostizierte Münch.

Eugen Münch auf einem Neujahrsempfang

Eugen Münch auf einem Neujahrsempfang

(Foto: picture alliance / dpa)

Man müsse die Patienten richtig auf die Krankenhäuser verteilen, beim Personal umschichten und die Beschäftigten "dort einsetzen, wo sie unverzichtbar sind. Und ansonsten automatisieren, wo es geht." Es liefen bereits Versuche mit Sensoren, die Menschen implantiert würden. "Diese messen laufend bestimmte Blutwerte und schlagen Alarm, wenn der Patient behandelt werden muss."

Familie Münch lässt Geld im Unternehmen

Über den bereits beschlossenen, aber noch nicht vollzogenen Verkauf der meisten Krankenhäuser der Rhön Klinikum AG an Fresenius sagte Münch, der größte Teil des milliardenschweren Erlöses solle für den Rückkauf von Rhön-Aktien verwendet werden. "Als Ankeraktionär bin ich strikt dagegen, eine Sonderdividende auszuschütten." Dies war ursprünglich im Gespräch gewesen. Rhön-Klinikum hatte im September den Verkauf für knapp 3,1 Milliarden Euro an Fresenius angekündigt.

Viel besser sei es, die 800 Millionen Euro Bankschulden auf einen Schlag zu tilgen und 400 Millionen Euro für Investitionen zurückzulegen und so unabhängig zu werden. Mit den verbleibenden 1,9 Milliarden Euro könnten rund 50 Prozent der Rhön-Aktien zurückgekauft werden.

"Wer seine Aktien verkaufen will, könnte bei diesem Ansatz mit einem Angebot von rund 28 Euro pro Aktie rechnen", so Münch. Das sei ein attraktiver Preis. Das komme vor allem den Kleinaktionären entgegen, da bei einer Sonderdividende das Finanzamt in der Regel kräftig mit kassiere.

Anleger freut's

Münch betonte, er und seine Frau wollten größte Einzelaktionäre bleiben. "Ich und meine Frau verkaufen nicht, keine einzige Aktie. Wir wollen das Geld im Unternehmen lassen."

Die Rhön-Aktie hat am Freitag bei 20,25 Euro geschlossen. Zum Wochenauftakt kam der möglichen Aktienrückkauf gut an. Die Titel legten rund 2 Prozent zu - und damit überdurchschnittlich zum Gesamtmarkt. Der MDax zog bis zum späten Vormittag 0,5 Prozent an.

Quelle: ntv.de, wne/DJ

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