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Gesundheitsmarkt

Von Klinik-Verkauf kann keine Rede sein

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Klinik Tettnang und Häfler Klinikum: Der Fokus beider Häuser liegt auf der Zusammenarbeit
Veröffentlicht:17.11.2013, 14:15

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Das Klinikum Friedrichshafen und die Waldburg-Zeil-Klinik in Tettnang rücken in Zeiten harten Konkurrenzkampfs auf dem Gesundheitsmarkt enger zusammen. Von einem Übernahmekandidat wollen die finanziell gesunden Tettnanger freilich nichts wissen. Die Waldburg-Zeil-Klinik sucht allenfalls strategische Partnerschaften. Befürchtungen vor allem der Tettnanger Klinik-Belegschaft, die Waldburg-Zeil-Klinik werde nach Friedrichshafen verkauft, setzt Ellio Schneider (Geschäftsführer der Waldburg Zeil-Kliniken) im LZ-Gespräch ein klares Nein entgegen. „Solche Spekulationen entbehren jeglicher Grundlage“, sagt der Chef mehrerer Akutkrankenhäuser sowie einer Kette von Reha-Kliniken.

„Wir verschenken nichts, und wir verkaufen nichts“, sagt Schneider räumt aber ein, dass es bei Waldburg Zeil zwar grundsätzlich immer wieder Veränderungen gebe, dementiert aber eindeutig die Frage nach Verkaufsgesprächen. Es gehe vielmehr um strategische Partnerschaften in einem ruinösen Wettbewerb. Sein Credo: „Mach du dein Nebengeschäft damit, ich mache das andere. Damit bleiben wir in den schwarzen Zahlen und helfen letztendlich auch dem Patienten.“ Und, „was kann ich alleine, und wo brauche ich Partner“, heißt eine laut gestellte Frage. Schneider handelt nach der Priorität, „alles, was andere besser können, sollte man nicht unbedingt selber machen“. Dies könnte Ausgliedern von Dienstleistungen bedeuten, was in Tettnang geschehen ist.

Zusammenarbeit gibt’s bereits

Handreichen mit Friedrichshafen? Schneider spricht von „heute schon enger Zusammenarbeit“. Mit dem Klinikum Friedrichshafen gebe es Vereinbarungen in Sachen Anschlussheilbehandlung (Motto: Hüft-OP in FN, Reha dann bei Waldburg Zeil). Oder, die Tettnanger beziehen ihre Medikamente über die Häfler Klinikapotheke. Deren Jahresumsatz: drei Millionen Euro. Mit gemeinsamem Einkauf lassen sich durch die größeren Mengen auch bessere Preise erzielen.

Davon spricht auch Roland Beierl, Chef der AOK Bodensee-Oberschwaben. Sie ist unter den Kassen eine der bedeutendsten Kostenträger für beide Kliniken: Der AOK-Chef weiß zwar von vielen Gesprächen. Seines Wissens „sind es aber keine Verkaufsgespräche, denn vielmehr Kooperationsgespräche“. Auch mit Blick auf die Kostenreduzierung „fordern wir solche auch ein“, sagt Beierl. „Durch regionale Krankenhausplanungen und Kooperationen können nicht nur Einsparungen sondern auch Qualitätssteigerungen erreicht werden“.

Beim Kostendruck nennt der AOK-Chef ein Beispiel, wo man konkret Geld einsparen könne: beim gemeinsamen Einkauf von Hüft- und Kniegelenken (in der Endoprothetik stehen Friedrichshafen und Tettnang in direkter Konkurrenz - Anm. d. Redaktion). Ellio Schneider will so weit noch nicht gehen, nicht in die Hoheit der operierenden Ärzte eingreifen. Aber, „bei der Standardisierung von Lieferanten und deren Produkten gibt es noch Luft“. Luft also zum Einsparen von Kosten.

Weiteres Zusammenrücken zwischen Tettnang und Friedrichshafen ist denkbar. Gespräche zwischen den Klinikleitungen laufen. Nach Worten von Schneider seien es Gespräche in der „Denke der Kooperation“, aber auch in „gegenseitigem Vertrauen“ – was Basis für Zusammenarbeit, einer „möglichen Verschränkung von Leistungsangeboten“ sei. Johannes Weindel, Geschäftsführer des Häfler Klinikums und erklärtermaßen ein Freund von Kooperationen und Verbünden, war in Sachen Händereichen mit der Waldburg-Zeil-Klinik für die LZ nicht zu erreichen.

Tettnanger Befürchtungen eines Verkaufs nach Friedrichshafen ist Schneider jüngst auch innerhalb einer Betriebsversammlung in Tettnang mit Vehemenz entgegengetreten. Schneider kann Tettnanger Ängste zwar verstehen, warb aber doch für Verständnis für Veränderungen. „Zusammenarbeit führt uns weiter. Wir geben aber nichts her, wenn wir dafür nichts bekommen.“

Wie Veränderungen aussehen? Wie weit sie gehen? „Wir werden dann darüber reden, wenn mit allen möglichen Partnern die Dinge geklärt sind“, sagt Schneider und kritisiert „unüberlegte Schnellschüsse gepflegter Eitelkeiten“. Schließlich und endlich: „Wenn einer der in Frage kommenden Partner weitergehen will, wie es heute Stand der Dinge ist, dann sind wir dafür offen. Derzeit stehen solche Dinge aber nicht zur Disposition.“