Geburtshilfe
Laufentaler fürchten um ihren Standort des Kantonsspitals

Die Empörung kommt spät, dafür umso heftiger: Die Laufentaler wehren sich gegen die geplante Schliessung der Geburtshilfe-Abteilung im Kantonsspital Laufen. Die Schliessung verstosse gegen den Laufental-Vertrag. Nun wurde eine Petition lanciert.

Leif Simonsen
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Im letzten Jahr noch 87 Geburten: Die Gynäkologie soll in Laufen der ertragreicheren Akutgeriatrie weichen.

Im letzten Jahr noch 87 Geburten: Die Gynäkologie soll in Laufen der ertragreicheren Akutgeriatrie weichen.

Juri Junkov

Mit einem solchen Aufstand aus dem Laufental hat das Kantonsspital Baselland nicht gerechnet. Schliesslich hatte der Spital-CEO Heinz Schneider im Sommer noch geschickt kommuniziert, mit der geplanten Schliessung der Abteilung Geburtshilfe ginge «ein Ausbau» des Standorts Laufen einher. Er verwies dabei auf den Ausbau der Akutgeriatrie sowie der geriatrischen Rehabilitation.

Lange blieb es ruhig, doch mit dem eben veröffentlichten Bericht der landrätlichen Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission (VGK) sind die Laufentaler erwacht. Die Kommission empfiehlt in ihrem neusten Bericht nicht nur jährliche Ausgaben von 13,5 Millionen Franken für gemeinwirtschaftliche Leistungen – sondern eben auch, den Plänen des KSBL zu folgen und die Geburtshilfe auf Ende 2014 dichtzumachen. «Gynäkologie und Geburtshilfe sind in Laufen aus qualitativ-medizinischer Sicht nicht zu verantworten. Die Fallzahlen sind dafür zu tief», heisst es. Die Kommission argumentiert auch betriebswirtschaftlich: «Die ganze Infrastruktur samt Personal muss aufrechterhalten werden. Das ist in Bezug auf die tiefen Fallzahlen nicht zu verantworten.»

8 Millionen jährlich

Letzteres sagt auch der Standortleiter des Spitals, Michael Rolaz. «Wir wollen nicht, dass der Kanton auf die Dauer acht Millionen Franken für den Standort Laufen aufbringen muss», sagt er. Dank der Stärkung der zukunftsträchtigeren Akutgeriatrie könne das KSBL mit besseren Zahlen rechnen.

Diese Argumente verfangen im Laufental nicht. Empörte füllten zuletzt die Leserbriefspalten im lokalen «Wochenblatt» und verlangten, den Entscheid rückgängig zu machen. Ein Komitee mit dem Namen «Pro Geburtsstation Laufen» wurde gegründet, dessen Facebook-Seite bereits über 1000 Anhänger hat. Wer die Petition unterzeichnet, fordert den «dauerhaften Erhalt der Abteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe am Kantonsspital Laufen».

Ihr vermeintlicher Rettungsanker: der Laufentalvertrag. In Paragraf 45 heisst es wörtlich: «Der Bestand des Spitals mit Grundversorgung für (...) Gynäkologie, Geburtshilfe und mit der Notfallstation bleibt dauernd gewährleistet.» Der Laufner Landrat Rolf Richterich (FDP) sieht nun diesen Vertrag gebrochen. «Wenn man von den fünf genannten Disziplinen zwei rausbricht, dann sind das 40 Prozent. Das ist der Anfang vom Ende.» Richterich kreidet der VGK unter der Leitung von Regula Meschberger (SP) an, dass der Laufentalvertrag in der Kommissionsberatung gar nicht «gewürdigt» worden sei. Die Kommission kam zum Schluss, dass der «substanzielle Inhalt» des Laufentalvertrags, nämlich die «Erhaltung des Spitalstandorts», gewährleistet bleibe.

Richterich behält sich den juristischen Weg vor, will aber zuerst auf politischem Weg die Geburtsstation in Laufen retten. Voraussichtlich an den Landratssitzungen vom 11./12. Dezember wird das Parlament die Vorlage zu den gemeinwirtschaftlichen Leistungen für das KSBL behandeln. Vorher wird sich Richterich nochmals die Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission vorknöpfen: «Wir haben sie zu einem Gespräch eingeladen – sie muss vertreten, was sie in diesem Bericht geschrieben hat.»