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Oberschwabenklinik

OSK sieht erste Erfolge des harten Sanierungskurses

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Bis 2017 sollen mehr als 300 Maßnahmen so wirken, dass wieder Tarif gezahlt werden kann
Veröffentlicht:21.11.2013, 12:20

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Die Oberschwabenklinik sieht einen Lichtstreifen am Horizont. Laut OSK-Geschäftsführung und Unternehmensberatung Kienbaum greifen die harten Sanierungsmaßnahmen, die den kommunalen Klinikverbund im Kreis Ravensburg aus der Verlustzone katapultieren sollen. Nach der Auswertung der ersten drei Quartale stehe fest: Das Vorjahresergebnis wird deutlich verbessert, 2014 und 2015 könne man sogar aller Voraussicht nach „von oben auf die Null-Linie schauen“. Freilich räumt Geschäftsführer Sebastian Wolf ein, dass die Sanierung zum Teil auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen wird.

Fünf Millionen Euro hat die OSK gegenüber 2012 allein bei den Personalkosten gespart. Zum einen, weil innerhalb der vergangenen zwei Jahre 126 Vollzeitstellen abgebaut wurden. Zum anderen wegen des Notlagentarifvertrages, der bei der OSK optimistisch als „Zukunftstarifvertrag“ bezeichnet wird. Wie mehrfach berichtet, verzichten die nicht-medizinischen Mitarbeiter auf fünf Prozent Gehalt, und die Ärzte arbeiten länger.

Dadurch ist es aber auch nicht gelungen, den traditionell hohen Berg an Überstunden abzutragen, der sich auf beinahe 100 000 Stunden beläuft. „Es wäre vermessen zu sagen, dass so ein Personalabbau ohne Arbeitsverdichtung erfolgt wäre“, gibt Wolf zu. Vor allem, weil bei der Patientenversorgung auf keinen Fall Abstriche gemacht werden sollen. Als Gegenleistung bekommen die Mitarbeiter (1776 Vollzeitstellen) ab Ende 2017 wieder das volle tarifliche Niveau. Nach zwei Nullrunden 2014 und 2015 wird das Gehalt ab 2016 wieder angeglichen.

In dieser Zeitspanne wird auch der Mietzuschuss des Landkreises (beziehungsweise seines Eigenbetriebs IKP) sukzessive abgebaut. 2013 und 2014 liegt der Zuschuss noch bei 4 Millionen Euro, die vom erwarteten positiven Betriebsergebnis eigentlich wieder abgezogen werden müssten, 2015 sinkt er auf 2,5 Millionen, 2016 dann auf 2 Millionen Euro. Danach hat die OSK also wieder die vollen Personalkosten und die vollen Mietkosten zu bezahlen, stünde also theoretisch wieder vor ähnlichen Problemen wie 2011, als das Defizit zweistellige Millionenhöhe erreichte.

Aber hier kommen dann – falls alles nach Plan läuft – 300 bis 350 Einzelmaßnahmen zum Tragen, die von der Unternehmensberatung Kienbaum ermittelt werden und jährlich 9 Millionen Euro einsparen sollen. Die externe Beratungsfirma wurde als Retter in der Not vom Kreistag mit der Sanierung beauftragt und wird wahrscheinlich bis Mitte 2015 im Haus bleiben. „Die Trendumkehr ist geschafft, erstmals in der Geschichte der OSK“, äußert sich Christian Egle von Kienbaum optimistisch. Was im Beraterdeutsch unter „Prozessoptimierung“ läuft, übersetzt er mit dem „Wegschneiden oder Abschmelzen von Speck“ an allen verbliebenen OSK-Standorten in Ravensburg , Wangen und Bad Waldsee.

Beispiel Bettenmanagement. Bislang hatte jede medizinische Abteilung eine bestimmte Anzahl von Betten. Wenn eine Abteilung halb leer war, die andere aber überfüllt, fand kein Ausweichen oder Austausch statt. Künftig wird ein Bettenmanager darüber verfügen, „was nicht gerade zu Freudenstürmen bei den Chefärzten führt“, wie Egle einräumt. Jede Abteilung wurde zudem durchleuchtet, ein neuer Personalschlüssel aufgestellt. Künftig sollen Führungskräfte nur noch ein Budget zugewiesen bekommen und frei darüber entscheiden dürfen, „ob sie zwei Arzthelfer oder einen Arzt einstellen“, ergänzt Wolf. In der Verwaltung selbst sollen jährlich 875 000 Euro eingespart werden. Eine größere Summe kam auch durch bessere Verträge mit Zulieferern, etwa im Einkauf medizinischen Materials, zusammen.

Um mit gutem Beispiel voranzugehen, beteiligen sich die Führungskräfte, die ja nicht dem Tarif unterliegen, am Gehaltsverzicht. Bis auf vier hätten alle unterschrieben. Verschärfte Abwerbemaßnahmen seitens anderer Krankenhäuser beobachten die Verantwortlichen derzeit nicht. Wolf: „Wenn wir so konsequent vorangehen, sind wir auf einem guten Weg. Aber noch nicht über den Berg.“