Kliniken unter Druck erfolgreich

Die meisten Kliniken schreiben rote Zahlen — nicht die Häuser im Rhein-Kreis Neuss.

Rhein-Kreis Neuss. Mehr als jedes zweite deutsche Krankenhaus hat im vergangenen Jahr nach einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts rote Zahlen geschrieben. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich bei hunderten Kliniken. Die Häuser im Kreis dagegen bewegen sich noch im „schwarzen“ Bereich.

Das betont vor allem Sigurd Rüsken, Geschäftsführer des Lukaskrankenhauses. Seit er vor fast 25 Jahren die kaufmännische Leitung des Hauses, das als rein städtische GmbH geführt wird, übernahm, habe das Lukas immer schwarze Zahlen geschrieben. Den wirtschaftlichen Erfolg auch in schwierigen Zeiten sieht Rüsken (Foto) nicht zuletzt in der Lage: Zwischen den Universitätsstädten Köln und Düsseldorf gelegen, gebe es kein Problem wie in anderen Kliniken, ausreichend Ärzte einzustellen. Zudem stehe die Stadt wirtschaftlich gut da — es kommen ausreichen Privatpatienten. Und: „Der Aufsichtsrat gibt uns Spielraum“, sagt Rüsken, der den Wandel im Krankenhausgeschäft nach 30 Jahren im Beruf so beschreibt: Von einer sozialen Einrichtung hin zu einem Wirtschaftsunternehmen mit sozialem Auftrag. Den erfülle auch das Lukas: „Wir weisen niemanden aus der Stadt und dem Rhein-Kreis ab.“

Nur beste Aussichten? Sigurd Rüsken sieht durchaus die grundsätzlichen Probleme der Krankenhausfinanzierung. Zwei Stränge liefen seit langem auseinander: Die Steigerung der Tarifgehälter liege seit vielen Jahren unter der den Kliniken zugestandenen Erhöhung der Budgetrate. In diesem Jahr jedenfalls erwartet Rüsken für den Konzern Lukas bei einem Umsatz von 150 Millionen Euro ein Plus von 500 000 bis zu einer Million Euro; „etwas besser als im Vorjahr“.

Die Kreiskrankenhäuser in Grevenbroich und Dormagen schreiben zwar eine schwarze Null, doch es ging ihnen schon mal besser, wie Krankenhausdirektor Ralf Nennhaus bestätigt. „Im Arbeitsbetrieb schreiben wir schwarze Zahlen, doch die Abschreibung für Gebäude und Investitionen, die über die Landeszuschüsse hinausgehen, machen die Lage so schwierig“, sagt der Chef der Kreiskliniken (Foto), der seit 2010 im Amt ist. „Wir verbrauchen Erspartes, können aktuell nichts beiseite legen.“

Faktoren für die schlechtere Lage seien die steigenden Energiekosten, aber auch erheblich teurere Haftpflichtversicherungen. „Viele Anbieter sind bundesweit vom Markt verschwunden, das erhöht die Kosten“, erklärt Nennhaus. Zudem sagt der Krankenhausdirektor zur Investitionsfinanzierung: „Vieles hängt vom Landeskrankenhausplan ab. Wenn wir nicht mehr wachsen können, wird es nicht besser.“

Es werde schwieriger und hänge von zahlreichen Faktoren ab, ein Krankenhaus wirtschaftlich zu führen, heißt es bei den Augustinus-Kliniken. So gehe die Schere zwischen den seit Jahren nur marginal gestiegenen Vergütungen für Behandlungsleistungen, steigenden Sachkosten, Lohn- und Gehaltsstrukturen sowie wachsenden Ausgaben für den medizinischen Fortschritt immer weiter auseinander. Die Länder kämen zudem ihrem gesetzlichen Auftrag für Investitionen im Krankenhaus nicht nach. Die Kliniken investierten selbst und würden dadurch wirtschaftlich hoch belastet, so eine Sprecherin der Klinik.

Das Johanna-Etienne-Krankenhaus schrieb ebenso wie die anderen Kliniken im Kreis 2012 und 2013 schwarze Zahlen.

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